Straßenausbau in Lavesum kommt nicht voran Anwohner sauer über monatelangen Krach und Dreck

Straßenausbau: Lavesumer sind sauer über monatelangen Krach und Dreck
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Peter Zumbrink ist der Kragen geplatzt. Seit fast vier Wochen ist die Straße vor seinem Haus in Lavesum aufgerissen, weil sie verkehrsberuhigt ausgebaut werden soll. Dafür soll er um die 30.000 Euro bezahlen. Die Bauarbeiten aber kommen nicht voran. Am vergangenen Donnerstagmorgen seien mal wieder Bauarbeiter aufgetaucht, aber gegen Mittag waren sie schon wieder verschwunden.

Dieser Zustand ärgert auch die Nachbarn von Peter Zumbrink, die sich mit ihm auf der Straße getroffen haben. Insgesamt ziehe sich das Bauvorhaben im Ortskern von Lavesum schon über ein Jahr dahin. „Ein Jahr Krach und Dreck für das Anwohner mehrere zehntausend Euro hinlegen müssen“, so Peter Zumbrink. Tatsächlich ist nur ein Teil der Antoniusstraße gepflastert. Der Rest besteht aus einem Bett mit Split oder muss noch aufgerissen werden. Viele Grundstücke sind nur über eine Stolperkante zu erreichen.

Darüber hinaus klagen die Anwohner über Planungsfehler, die während der Baumaßnahme entdeckt worden seien. So sei beispielsweise an einem Grundstück eine Hecke entfernt worden, die den Ausbau gar nicht behindert hätte. Oder es sei eine Grüninsel so geplant worden, dass sie die Zufahrt zu einem Grundstück erschwert hätte.

Peter Zumbrink macht sich Sorgen um seine 80-jährige Mutter, die in ihrer Mobilität eingeschränkt ist. „Mich graust es jedes Mal, wenn sie durch diese Schlaglochwüste laufen muss“, hat er auf Facebook geschrieben. Er hat eine Dienstreise verschoben, weil er um ihr Wohlergehen fürchtet.

Außerdem, so berichtet er, kämen die eigenen Renovierungsarbeiten an der Einfahrt auf seinem Grundstück nicht voran, weil er schwere Materialien und Geräte nicht dorthin transportieren könne.

Die Anwohner der Antoniusstraße beklagen sich über den schleppenden Ausbau, zweifeln aber insgesamt am Sinn der Maßnahme. Es habe vor ihren Haustüren eine funktionstüchtige Straße gegeben. Darüber hinaus mache der verkehrsberuhigte Ausbau an der Straße mit Kindergarten und Gemeindehaus aus ihrer Sicht keinen Sinn.

An der bereits fertig gestellten Schützenstraße in der Nachbarschaft könne man sehen, dass „weiter gerast werde“ und dieser Versuch der Verkehrsberuhigung ins Leere laufe.

Luftbild von Lavesum
Luftbild mit der Antoniusstraße im linken Bereich des Fotos © Blossey

„Eine neue Asphaltdecke auf der Straße hätte ausgereicht“, urteilt Peter Zumbrink. Er fordert die Politiker in Haltern auf, sich dafür einzusetzen, ältere Straßenzüge, die ihren Zweck erfüllen, von Ausbaumaßnahmen wie im vorliegenden Fall zu verschonen.

Außerdem macht er darauf aufmerksam, dass an der gerade ausgebauten Kapellenstraße bereits wieder erste Schäden aufgetreten seien. Er fragt sich mit seinen Nachbarn, welche Qualität die aktuellen Arbeiten in Lavesum haben.

Das sagt die Stadt Haltern

Auf Anfrage teilte die Stadt Haltern mit, dass der Ausbau der Antoniusstraße voraussichtlich Ende April abgeschlossen werden kann. Verzögerungen könnten sich allerdings durch „nicht vorhersehbare Ereignisse“ (erneuter Frost, Schäden an Versorgungsleitungen) ergeben.

Zum bisherigen Zeitablauf der Bauarbeiten informiert die Verwaltung unter anderem darüber, dass der Baubeginn Mitte Januar 2022 an der Kapellenstraße erfolgte. Im April sei die Baustelle in die Antoniusstraße gewandert. Im Mai habe die ausführende Firma Insolvenz angemeldet.

Im Jahr 2013 wurde eine Prioritätenliste zum Ausbau von nicht erstausgebauten Straßen in Haltern im Bau- und Verkehrsausschuss vorgestellt und verabschiedet. Danach gibt es in der Stadt etwa 60 Straßen ohne einen erstmaligen Ausbau. In den nächsten zehn Jahren hat die Stadt Haltern davon circa 25 Straßen zum Ausbau vorgesehen.

Die teilweise Mitverlegung von Versorgungsleitungen sowie auftretende Störungen an denselben hätten „den Eindruck eines stagnierenden Bauablaufes“ erweckt, so die Stadtverwaltung. Und weiter: „Die erforderlichen Arbeiten zum Herstellen beziehungsweise Anpassen von Hausanschlussleitungen betrugen in jüngster Vergangenheit circa zwölf Werktage und zeigten optisch wenig Fortschritt.“ Zudem hätten die Bauarbeiten wegen Nachtfrost und der Schattenlage der Baustelle pausieren müssen.

Die Stadt bestätigte die aufgetretenen Schäden an der Kapellenstraße. Diese würden im Zuge der Gewährleistung behoben. Im Falle der vorliegenden Insolvenz greife die Gewährleistungsbürgschaft.

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