
Die nächste Heizkostenabrechnung könnte teuer werden: Die Stadtwerke Haltern erhöhen die Preise. © picture alliance/dpa/dpa-tmn
Stadtwerke Haltern erhöhen Preise um mehr als 120 Prozent
Energiekosten
Die Stadtwerke Haltern geben nicht nur die Gasumlage an die Kunden weiter, sondern erhöhen die Preise noch darüber hinaus. Aktuell betroffen sind 4500 Kunden, zum Jahreswechsel folgen weitere.
Die Stadtwerke Haltern erhöhen zum 1. November für 4500 Kunden die Gaspreise. Diese wurden bereits informiert. Für Kunden mit Verträgen mit festen Laufzeiten wird die Anpassung zum 1. Januar 2023 erfolgen. Das teilt Sandra Leistner, Leiterin Vertrieb bei den Stadtwerken, auf Nachfrage mit.
Eines der Schreiben an die Kunden liegt der Redaktion vor. Demnach steigt der Brutto-Arbeitspreis im Tarif „Haltern Gas“ pro Kilowattstunde von 9,79 auf 21,69 Cent. Das entspricht einer Erhöhung von 121 Prozent.
Eine Beispielrechnung: Ein durchschnittlicher Single-Haushalt verbraucht rund 6000 Kilowattstunden Gas im Jahr. Das bedeutete bislang einen monatlichen Abschlag von circa 57 Euro. Nach der Erhöhung sind es 117 Euro. Für eine vierköpfige Familie mit einem Verbrauch von 18.000 Kilowattstunden erhöht sich die monatliche Rate von 155 auf 334 Euro.
Gaspreis innerhalb eines Jahres drastisch gestiegen
Was genau das eigentlich für Verbraucher bedeutet, wird deutlich, wenn man sich die Preis-Entwicklung im Verlauf der letzten 12 Monate anschaut. Zum Jahreswechsel 2021/2022 haben die Stadtwerke die Preise erhöht: von 5,75 auf 7,09 Cent pro Kilowattstunde. Im April 2022 folgte die Erhöhung auf 9,79 Cent, jetzt der Sprung auf 21,69 Cent. Das Gas kostet damit im November 2022 3,7 Mal so viel wie im November 2021.
Doch die Stadtwerke Haltern sind auch mit den neuen Preisen noch der günstigste Anbieter. Das wird bei einem Blick in die Vergleichsportale deutlich. Andere Anbieter nehmen zwischen 35 und 45 Cent pro Kilowattstunde.
Stadtwerke Haltern begründen neue Preiserhöhung
Aber warum steigen die Preise aktuell eigentlich so drastisch? Sandra Leistner gibt in ihrer Antwort auf die Presseanfrage eine ausführliche Erklärung für die Erhöhungen: „Deutschland hat in der Vergangenheit lange von günstigen Erdgaslieferungen profitiert. Neben Norwegen und den Niederlanden entfielen 2021 mehr als die Hälfte der Gaslieferungen auf Russland.“
Sie führt weiter aus: „Nicht erst mit Beginn des Angriffes auf die Ukraine im Februar 2022 gerieten die Energiemärkte in Bewegung. Insbesondere die Gaspreise stiegen deutlich. Diese Entwicklung hat sich mit Beginn des Ukraine-Krieges deutlich beschleunigt. Hinzu kam, dass die russischen Lieferungen nach Beginn des Krieges zudem einseitig reduziert wurden. Eine komplette Einstellung der Lieferungen wird von vielen erwartet.“

Die Stadtwerke Haltern müssen ihre Gaspreise erhöhen. © Wielens
Weiter: „Durch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges sind die Preise für Erdgas um ein Vielfaches gestiegen. Da Stadtwerke und die meisten anderen Energieversorger in der Regel im Voraus beschaffen, wirken sich die aktuellen Marktpreise erst nach und nach auf die Endkundenpreise aus. Auch wir müssen diese gestiegenen Preise an unsere Kunden weitergeben.“
Neue Gasumlage trifft alle Gaskunden
Parallel dazu hat die Bundesregierung die sogenannte Gasumlage beschlossen. Diese zusätzliche Zahlung müssen alle Verbraucher zahlen, um die Kosten für die Füllung der Gasspeicher zu tragen und die Gas-Importeure zu unterstützen. Außerdem sei zum 1. Oktober die sogenannte Bilanzierungsumlage gestiegen, so Sandra Leistner.
Die Erhöhung der Gaspreise bekommen die Kunden häufig noch nicht direkt zu spüren. Denn die Stadtwerke erhöhen nicht automatisch die monatlichen Abschlagszahlungen. Spätestens mit der Jahresendabrechnung müssen die Kunden jedoch dann die höheren Preise zahlen.
Wer eine böse Überraschung vermeiden möchte, kann schon jetzt proaktiv die Zahlungen erhöhen. Wer die Energierechnung nicht mehr zahlen könne, solle sich an die Stadtwerke wenden, schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite. „Wir suchen gemeinsam eine Lösung, die für beide Seiten akzeptabel ist.“
Hinweis: In einer ersten Version des Artikel wurden versehentlich falsche Preise aus November 2021 genannt. Dadurch war auch die Berechnung der Preissteigerung innerhalb von 12 Monaten falsch. Diese Daten wurden korrigiert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Als gebürtige Vredenerin habe ich mich aus Liebe zur Region ganz bewusst für den Job als Lokaljournalistin in meiner Heimat entschieden. Mein Herz schlägt für die Geschichten der Menschen vor Ort. Ich möchte informieren, unterhalten und überraschen.
