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Spritpreis-Entlastung: Für Unternehmer nur ein Tropfen auf den heißen Stein
Entlastungspaket
Die Bundesregierung will ein Entlastungspaket auf den Weg bringen, das den Sprit wieder billiger machen soll. Halterner Unternehmen reicht das aber bei Weitem nicht.
Die steigenden Energiekosten haben vielen Branchen finanzielle Engpässe beschert. Am 23. März hat der Koalitionsausschuss der Bundesregierung deshalb Entlastungsmaßnahmen beschlossen. Ob sich diese aber ausreichend positiv auswirken werden, das schätzen Halterner Unternehmen nicht sehr optimistisch ein.
An den Tankstellen wird sich die Absenkung der Energiesteuer für Kraftstoffe am deutlichsten bemerkbar machen. Für drei Monate wird das den Benzinpreis senken. Er wird damit um 30 Cent je Liter preiswerter, Diesel um 14 Cent je Liter. Die Senkung soll zu 100 Prozent an die Verbraucher weitergegeben werden.
Fahrlehrer: „Entlastungen sind nicht ausreichend“
Zusätzlich erhalten Bürgerinnen und Bürger eine einmalige Energiepauschale von 300 Euro, die entweder über Lohn und Gehalt oder über eine Senkung der Einkommensteuervorauszahlung (Selbstständige) erfolgt. Tickets für den ÖPNV werden vergünstigt und Familien erhalten noch einmal zusätzlich 100 Euro pro Kind. Empfänger von Sozialleistungen werden zusätzlich entlastet.
„Ich bin mir noch nicht sicher, ob das wirklich was bringen wird,“ sagt Fahrlehrer Ralf Köhler aus Haltern. „Natürlich ist es gut, wenn es Entlastungen gibt, aber ich finde sie nicht ausreichend.“
Seine Kritik richtet sich vor allem gegen die unterschiedlichen Preissenkungen für Benzin und Diesel. „Die Branchen, die die meisten Fahrzeuge im Einsatz haben, also beispielsweise wir Fahrlehrer oder auch die Speditionen oder Taxiunternehmen profitieren am wenigsten, dabei ist der Dieselpreis am stärksten gestiegen. Dort beträgt die Entlastung leider nur 14 Cent.“
Warum, fragt sich Ralf Köhler, wird die Mineralölsteuer nicht befristet komplett ausgesetzt. „So werden die Mehrkosten, die wir haben, sicher nicht auszugleichen sein.“
Taxi-Unternehmer: „Ich mache keinen Gewinn mehr“
Das sieht Taxiunternehmer Andreas Pieper genauso. „Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein“, sagt er. „Ich habe monatliche Mehrkosten im vierstelligen Bereich durch die Erhöhungen der Spritpreise. Das werden die Steuersenkungen nicht auffangen können.“
Nach zwei harten Jahren mit dem Wegfall vieler Fahrten durch Corona und den zu niedrigen Taxitarifen habe die Branche jetzt auf eine Entspannung gehofft. „Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich bin Unternehmer, ich muss Gewinn machen, aber ich mache keinen Gewinn mehr.“ Auch mögliche neue Taxitarife im Kreis kämen zu spät. „Bis die wirksam werden, vergehen noch Monate. Wir bräuchten aber jetzt eine akute Entlastung“, so Andreas Pieper.

Beim Tanken hat Marion Pieper von Taxi Pieper nichts mehr zu lachen. © Jürgen Wolter
Große Mengen Dieselsprit verbrauchen auch Speditionen. Die 30 Lkw, die für die Haltener Spedition Anhuth unterwegs sind, gehören dazu.
Spediteur: „14 Cent sind ganz nett, helfen aber nicht wirklich“
„Für uns schlagen die Preissteigerungen monatlich mit Summen im fünfstelligen Bereich zu Buche“, sagt Firmenchef und Geschäftsführer Horst Anhuth. „Die Entlastungen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es ist noch nicht lange her, da kostete der Liter Diesel 1,45 Euro, heute sind es 2,20 Euro und mehr. Da kann man sich ausrechnen, dass 14 Cent weniger allenfalls ganz nett sind, aber uns nicht wirklich helfen. Außerdem ist ja nicht klar, wann das Entlastungspaket in Kraft treten wird. Das nützt uns jetzt akut erstmal gar nichts.“
Pflegedienst rüstet auf E-Autos um
Auch für Pflegedienste ist die Situation nicht leicht. „Ich schließe mit den Krankenkassen Verträge ab, deren Laufzeit ein Jahr beträgt. Wenn die Spritpreise derart rasant steigen, bekomme ich dafür keinen Ausgleich“, sagt Karsten Kalinowski, Geschäftsführer des ambulanten Pflegedienstes Arte Clean aus Haltern.
21 Fahrzeuge sind für den Pflegedienst in Haltern und Umgebung im Einsatz. Da das Einsatzgebiet weitläufig ist, schlagen die Benzinpreise deutlich zu Buche. Die geplanten Entlastungen sieht Kalinowski grundsätzlich positiv. „Jede Entlastung hilft“, sagt er. Das Unternehmen reagiert aber auch mit der Umrüstung der Fahrzeugflotte. Am neuen Firmenstandort An der Lehmkuhle werden Wall-Boxen installiert, um Elektroautos zu laden. Eine Photovoltaik-Anlage soll dazu in Zukunft die Energie liefern.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
