Dr. Markus Wenzel unterstützt Latifa Saljuki, die jetzt wieder nach Afghanistan aufbricht, um zu helfen.

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Latifa Saljuki reist mit Spenden aus Haltern zu Waisenkindern in Herat

rnHilfe für Afghanistan

Die Welt schaut auf die Ukraine. Aber Latifa Saljuki hofft, dass auch die Menschen in Afghanistan nicht vergessen werden. Für den 29. April hat die Halternerin wieder ein Flugticket gelöst.

Haltern

, 20.04.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit der Machtübernahme durch die Taliban versinkt Afghanistan in Armut. „Ich höre viele schlechte Nachrichten über wirtschaftliche Probleme, aber auch über die Missachtung der Frauenrechte“, berichtet Latifa Saljuki aus Haltern bei einem Treffen in der Begegnungstätte Vitus an der Lippstraße. Die 67-Jährige trifft trotz allem gerade Vorbereitungen, erneut in ihr Heimatland zu fliegen.

Sie will, wie zuletzt vor drei Monaten, Hilfe bringen. Diesmal besonders einem Waisenhaus in Herat, in dem Kinder ab acht Jahren betreut werden. Halterner unterstützen sie: Über 9000 Euro Spenden gingen in den letzten Monaten ein, 2100 Euro gab Latifa Saljuki bei ihrem letzten Besuch für die Versorgung verarmter Familien mit Lebensmitteln aus, gut 4000 Euro nimmt sie jetzt mit.

Halterner unterstützen Latifa Saljuki und ihre Projekte

Dr. Markus Wenzel, seit 2016 ehrenamtlich im Asylkreis Haltern tätig, gehört zu ihren Unterstützern. Er hat in Haltern junge afghanische Flüchtlinge betreut, hat ihnen Sprachunterricht und Hilfe bei der Eingliederung gegeben. „Der Einstieg in unsere Lebenswelt ist für sie nicht leicht“, sagt er.

Für Markus Wenzel stand nach einem persönlichen Kennenlernen fest, dass er Latifa Saljuki unter die Arme greifen möchte. Dass die Spenden über sie direkt bei notleidenden Menschen ankommen, ist für ihn ein wichtiges Argument. „Ich bin sprachlos, ich habe nicht die Worte, um meine Dankbarkeit genügend auszudrücken“, fühlt sich Latifa Saljuki durch die große Hilfsbereitschaft von Halternern geehrt.

Am 29. April fliegt die 67-Jährige über Dubai in ihre Heimat. Kabul und Herat sind ihre Ziele. In Herat leben Verwandte, bei denen sie wohnen kann. Von hier floh 1989 ihr Schwiegervater Mahidin Saljuki, ein Textilfabrikant, vor dem politischen Regime. Heute bereiten Taliban Verwandten von Latifa Saljuki, die zur Bildungsschicht gehören, Schwierigkeiten. „Ich wünsche mir, dass ich problemlos reisen kann“, denn die Kinder im Waisenhaus warten schon.

Hoffen auf Veränderung, sonst werden die Afghanen verhungern

Ihnen will sie Schulbücher, Kleidung und Lebensmittel kaufen. Außerdem möchte sie zwei oder drei Familien durch den Kauf von Gemüse- und Obstständen zur Existenzgründung verhelfen. Latifa Saljuki erzählt mit Tränen in den Augen von einem Bild, das ihr am Morgen über Facebook geschickt wurde: Ein verzweifelter Familienvater verbrennt sich vor den Augen seiner vierjährigen Tochter. Er wusste keinen anderen Ausweg aus der Armut mehr.

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Die ganze Welt schaue gerade in die Ukraine, sagt Latifa Saljuki. Aber sie hoffe doch sehr, dass die Menschen in Afghanistan nicht vergessen werden. Aber Hermann Döbber vom Asylkreis Haltern muss doch feststellen, dass seit Beginn des Krieges in der Ukraine die Spendenbereitschaft für Afghanistan gegen Null gegangen ist. „Der aktuelle Krieg ist wie eine Zeitenwende“, sagt Hermann Döbber, dabei rücke die Heimat von Familie Saljuki in den Hintergrund.

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Für Latifa Saljuki nicht. „Meine Heimat lässt mich nicht los.“ Wiederkehrende Besuche schenken ihr inneren Frieden. Sie freue sich nun auf Kabul, auch wenn ihre Familie sich große Sorgen mache. Die Sorgen sind tatsächlich nicht unbegründet: Die Taliban schränken Frauen in ihren grundlegenden Rechten ein und verbieten ihnen inzwischen, allein zu reisen.

Latifa Saljuki glaubt unerschütterlich an das Gute: „Ich habe die große Hoffnung, dass sich wieder etwas ändert und die Taliban ihre Macht verlieren. Sonst werden die Menschen verhungern.“

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