
© Ingrid Wielens
Ruhe zur Brut- und Setzzeit im ehemaligen Truppenübungsgelände Borkenberge verordnet
Naturschutzgebiet
In den Borkenbergen hat die Brut- und Setzzeit begonnen. Viele Pflegearbeiten waren bisher nötig. Jetzt ist aber Ruhe angeordnet. Viele Crossfahrer begeben sich indes in Gefahr.
Mit dem 1. April hat auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände Borkenberge die Brut- und Setzzeit begonnen. Nachdem aufwendige Pflege- und Aufräumarbeiten auf dem knapp 1600 Hektar großen Gelände durchgeführt worden waren, sollen bedeutende Brutvögel wie Ziegenmelker und Heidelerche nun in Ruhe ihren Nachwuchs auf der Fläche aufziehen können. Bis Mitte Juni/Anfang Juli finden daher keine sogenannten naturschutzfachlichen Maßnahmen statt. Das hat Michael Diekamp von der DBU Naturerbe GmbH, einer Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), auf Anfrage mitgeteilt. Die DBU Naturerbe ist Eigentümer der Fläche, die zusammen mit der Heubachniederung Lavesumer Bruch und den dortigen Teichen zum EU-Schutzgebiet (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie/FFH) ernannt wurde.
Kontrolliertes Abbrennen der Heide
Zuletzt hatte im Februar eine gewaltige Rauchsäule über dem Naturschutzgebiet gestanden. Mehr als 20 Hektar Heidefläche im Zentrum der Borkenberge waren aus Gründen des Naturschutzes und der Biotop-Pflege kontrolliert abgebrannt worden. Die Aktion war unter der Leitung des zuständigen Försters Georg Feldmeier vom Bundesforstbetrieb Rhein-Weser und zahlreichen ehrenamtlichen Helfern durchgeführt worden.

Über den Borkenbergen stand im Februar eine riesige Rauchsäule. Bis Sythen war sie zu sehen. Die Heide wurde kontrolliert abgebrannt. © Feuerwehr Haltern
Diese kontrollierten Brände werden nach Diekamps Aussage vornehmlich im späten Winter und frühen Frühjahr durchgeführt. Zu Zeiten von Truppenübungen hatten Panzer dafür gesorgt, dass das Offenland nicht verkrautet oder junge Bäume sich breit machen. Diekamp: „Insbesondere Kiefer und Birke würden dort sonst einwandern.“ Offen gehalten werde die Fläche aber auch durch Mahd oder Entbuschung.

Letzte Spuren der Brandaktion in den Borkenbergen - das Feuer ist fast erloschen. © Ingrid Wielens
Auch das Technische Hilfswerk hatte in der Vergangenheit schonmal mit schweren Fahrzeugen den Oberboden weggeschoben, um den wertvollen Mineralboden freizulegen, erinnerte sich der DBU-Betriebsmanageer. „Erst dann können sich besondere Formen aus Flora und Fauna dort wieder ansiedeln.“
Lebensraum für viele gefährdete Pflanzen und Tiere
Ein Drittel der Fläche in dem Gebiet zwischen Haltern-Sythen, Dülmen und Lüdinghausen-Seppenrade besteht laut Diekamp aus Offenland, zwei Drittel sind bewaldet. Eine weitere Besonderheit des Geländes stellen die Moore und viele kleine Lichtungen in den Wäldern dar. Sie bieten vielen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten einen geeigneten Lebensraum.
Obwohl die Natur insbesondere in den Wäldern der Borkenberge sich selbst überlassen bleiben soll, mussten die Mitarbeiter der Bundesforstbehörde, die im Auftrag der DBU in den Borkenbergen aktiv sind, 2018 dennoch eingreifen. Orkantief Friederike hatte im Januar auch in dem Naturschutzgebiet gewütet und große Schäden angerichtet. „Die meisten Kräfte wurden dort gebündelt“, bilanzierte DBU-Sprecher Diekamp. Zahlreiche Wege hätten freigeräumt werden müssen.
Aus für Wisente und Wildpferde
Nicht zuletzt auch das Gras musste kurzgehalten werden. Schafherden leisten hier auf ausgewiesenen Flächen große Dienste. Die vor Jahren allerdings angedachte Wiederansiedlung von Wisenten, Rothirschen und Wildpferden in den Borkenbergen ist indes wohl vom Tisch. Michael Diekamp kann sich grundsätzlich lediglich vorstellen, Landwirten für ihr Weidevieh eine Pacht einzelner Flächen anzubieten. „Allerdings ist das mit dem Betretungsverbot nicht vereinbar“, schränkt er ein. Hier sei zuvor eine Sondierung erforderlich. Schließlich sei das Gelände mit alter Munition wie Granaten und Patronen belastet.
Crossfahrer zerstören Hügelzüge
Große Sorge bereitet den Verantwortlichen nach wie vor das illegale Befahren der Borkenberge durch Quad- und Motocrossfahrer. Erst Ende März waren der Polizei bei einer außerordentlichen Kontroll-Aktion zwei Crossfahrer ins Netz gegangen. Zudem fahren die insgesamt vier Wachleute des Bundesforsts regelmäßig Streife. „An den Hangzügen verursachen die Crossfahrer unwiederbringliche Schäden“, betonte Diekamp. Die Fahrspuren würden durch Regen immer weiter ausgespült, es entstünden Hohlwege. „Die Hügelzüge werden quasi in Scheiben geschnitten“, so Diekamp. Zudem würde die Tierwelt gestört, mitunter vertrieben. „Für die Tiere kommt zuviel Unruhe in das Gebiet, das ist eine Gefahr.“
Nicht nur Geldstrafen drohen
Doch auch die Crossfahrer selbst müssen mit mitunter schlimmen Konsequenzen rechnen. Dabei geht es nicht nur um die Strafen, die ihnen drohen, wenn sie bei ihrem illegalen Hobby erwischt werden: So zahlen Ersttäter 1000, Wiederholungstäter 5000 Euro für dieses Vergehen.
Denn auch für sie geht von der Munitionsbelastung des Geländes eine Gefahr aus. Ebenso von den Attacken eines oder mehrerer unbekannter Täter, die über einem offensichtlich von Motocrossfahrern oft genutzten Weg einen Stacheldraht in Brusthöhe gespannt hatten. Dieser war bei der Polizei-Aktion im März entdeckt und entfernt worden. „Wir wollen uns gar nicht ausmalen, was geschehen wäre, wenn ein Fahrer dort hineingeraten wäre“, sagte Rolf Werenbeck-Ueding, Sprecher der Kreispolizei Coesfeld. Nicht auszuschließen ist, dass weitere Stacheldrähte gespannt wurden. Die Polizei hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.
Derzeit denkt die Behörde über eine Ausweitung der Kontrollen in den Borkenbergen nach. Konkrete Konzepte liegen noch nicht vor. „Wir prüfen derzeit, was machbar ist“, erklärte Sprecher Werenbeck-Ueding.
Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
