Seit dem Jahreswechsel sind Gastronomiebetriebe verpflichtet, ihren Kunden für Produkte zum Mitnehmen nicht nur Einwegbehälter, sondern auch Mehrwegoptionen anzubieten. Denn seit dem 1. Januar 2023 greift eine neue Verpackungsverordnung. Sie geht zurück auf eine 2019 verabschiedete EU-Richtlinie, die mit einem überarbeiteten Verpackungsgesetz in deutsches Recht umgesetzt wurde.
Das stellt Halterner Gastronomen nach Corona-Pandemie, Teuerungswelle und Personalmangel erneut vor Herausforderungen. „Natürlich haben wir davon gehört, aber nach diesem schwierigen Jahr und dem gerade gelaufenen Weihnachtsgeschäft haben wir es zeitlich einfach noch nicht geschafft, uns für ein schlüssiges System zu entscheiden“, sagt Christian Zehren, der zusammen mit Andreas Kleimann das Rossini, den Kolpingtreff, die Kajüte und die Kombüse in Haltern betreibt.
Eine Pflicht, nur Mehrwegverpackungen zu nutzen, gibt es (noch) nicht. Aber sie müssen angeboten werden. Wer fertige Speisen und Getränke zum Mitnehmen verkauft, darf nicht länger ausschließlich Einwegverpackungen anbieten, sondern muss laut Verordnung auch Mehrwegverpackungen ermöglichen. Das gilt für Betriebe mit einer Verkaufsfläche von mehr als 80 Quadratmetern und mit mehr als fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Zwei mögliche Varianten
Grundsätzlich gebe es für einen Gastronomen, der auch Außer-Haus verkauft, zwei denkbare Varianten, sagt Christian Zehren. „Entweder ich schaffe mir selbst Mehrwegverpackungen an, oder ich setzte auf eine App, also einen Anbieter, der Abholung und Rückholung organisiert, wie beispielsweise Recup.“
Berthold Brinkert hat sich für seine Bäckerei Filialen entschieden, seine eigene Reihe mit Mehrwegbechern für den Coffee-to-go anzuschaffen. Die soll ab der ersten Januarwoche auch verfügbar sein. „Die Lieferung hat sich leider etwas verzögert“, so Brinkert.
Die Becher würden mit einem Pfand belegt, aber dadurch werde sich der Kaffeepreis für die Kunden nicht verteuern. „Da wir dann ja die Kosten für die Einmal-Becher sparen, kann ich den Kaffee in den Mehrwegbechern sogar 20 Cent preiswerter anbieten“, so Berthold Brinkert.
Mehrwegbecher bei McDonalds
Mehrwegalternativen für den Verkauf von Kuchen und Torten gebe es leider am Markt bisher nicht, so Brinkert. „Wir achten aber auch bei den Einwegverpackungen darauf, dass sie möglichst zu 100 Prozent recycelbar sind.“

Die Restaurant-Kette McDonalds hat ihre eigene interne Lösung entwickelt. „Auf Wunsch erhalten die Kunden bei uns alle Getränke in Mehrwegbechern, für die wir zwei Euro Pfand erheben“, sagt Michael Wellmann, der unter anderem auch die Halterner McDonalds Filiale betreibt. „Das betrifft allerdings nur die Getränke und Eisbecher. Für unsere Speisen, die wir in Papp-Verpackungen anbieten, brauchen wir keine Mehrweglösungen, weil diese nicht unter die neue Verordnung fallen“, so Wellmann.
„Bereits seit 2019 verfolgen wir einen Fahrplan, um nach und nach Plastik- und Verpackungsmüll zu verringern“, informiert dazu die Pressestelle von McDonalds in Deutschland auf unsere Anfrage. „Dabei konzentrieren wir uns vorerst auf unsere Heiß- und Kaltgetränke sowie die Eissorten. Unsere Papierboxen für Burger in Deutschland haben keine Kunststoffbeschichtung und fallen daher nicht unter die Mehrwegangebotspflicht.“ Darüber hinaus arbeite man auch weiterhin an der Optimierung sowie an nachhaltigen Alternativen für alle Verpackungen, so das Unternehmen.
Eine dritte Geschirrlinie
Die Selbstanschaffung von Mehrweggeschirr koste Restaurants allerdings nicht nur Geld, sondern auch Platz, sagt Christian Zehren: „Ich müsste quasi neben dem Restaurantgeschirr und den Einwegverpackungen eine komplette dritte Geschirrlinie anschaffen. Wenn man weiß, dass ein Mehrweg-Pizzakarton etwa 12 Euro kostet, dann ist klar, dass das keine kleine Investition ist.“
Auch wenn ein Pfand auf den Mehrwegkarton erhoben werde, müsse ja nicht nur ausgeliefert, sondern die Verpackung wieder zurückgebracht werden. „Sind doppelte Fahrtwege am Ende nachhaltiger?“, fragt Christian Zehren. Außerdem könne man nicht davon ausgehen, dass alle Verpackungen zeitnah zurückkämen. „Dann bleibe ich auf den Kosten sitzen.“

Eine Alternative sind Firmen, die sogenannte Pool-Mehrwegsysteme anbieten. Deren Verpackungen können nach der Bestellung in allen Betrieben abgegeben werden, die sich dem Verbund angeschlossen haben. „Das lässt sich zum Beispiel über eine App steuern“, sagt Christian Zehren. „Wenn ich als Gastronom da mitmache, zahle ich eine Gebühr an den Anbieter. Der kümmert sich dann aber auch darum, dass der Kunde das Geschirr zurückgibt, damit habe ich nichts mehr zu tun. Aber das braucht eine Anlaufzeit.“
Christian Zehren tendiert dazu, sich selbst das notwendige Mehrweggeschirr anzuschaffen. Bis dahin ermöglicht er den Kunden, ihr eigenes Geschirr mitzubringen, wenn sie Speisen abholen. Das müssen alle Betriebe ihren Kunden anbieten, auch die kleineren mit weniger als 80 Quadratmetern Verkaufsfläche.
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