So viel wie in diesem Jahr hat es seit 2001 im März nicht mehr geregnet. Das meldet der Deutsche Wetterdienst nach vorläufigen Berechnungen. Die Wasserstände lassen sich unschwer an den gut gefüllten Halterner Stauseen erkennen und auch an der Wassermenge, die über das Walzenwehr aus dem Stausee wieder abfließt.
Der gerade zu Ende gegangene Monat März steht damit im krassen Gegensatz zum gleichen Monat des Vorjahres, der als der viertrockenste ausgewiesen wird. Mit mehr als 90 Litern Niedrschlag pro Quadratmeter gab es im März 2023 fast 60 Prozent mehr Regen als im Durchschnitt seit 1961.
Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft in Haltern fasst Landwirt Ludger Winkelkotte zusammen. Der Vorsitzende des Ortsverbandes Haltern im Landwirtschaftlichen Kreisverband Recklinghausen sieht vor allem Verzögerungen bei der Aussaat. “Die lehmhaltigen Böden haben sich mit Wasser vollgesaugt und sind aufgeweicht, sodass sie mit den Landmaschinen zurzeit nicht befahren werden können“, so Winkelkotte.
Bauern warten auf Trockenheit
Dadurch komme es zurzeit zu Verzögerungen, weil nicht gedüngt und gesät werden könne, so Winkelkotte. „Die Bauern warten jetzt auf trockenes Wetter, damit sie endlich loslegen können. Ab nächster Woche soll es ja wieder trockener werden.“
In Haltern gebe es verschieden beschaffene Böden, sagt Ludger Winkelkotte. „Das ist regional sehr unterschiedlich. Wir haben zum einen sandige Böden, da freuen sich die Landwirte immer, wenn es regnet, weil hier das Wasser schnell versickert. Auf den lehmigen Böden, wo die Grundwasserstände höher sind, ist viel Regen aber nicht immer gut. Deshalb kann man noch nicht genau abschätzen, welche Auswirkungen das aktuelle Wetter auf die Ernte in Haltern haben wird.“

Auf die seit Jahren sinkenden Grundwasserstände hat ein solcher Regenmonat noch keine signifikanten Auswirkungen. „2016 begann im Prinzip eine jahrelange Dürreperiode, die zu sinkenden Grundwasserständen geführt hat“, sagt Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen (LANUV).
Mehrere trockene Dürrejahre
Das LANUV erfasst den hydrologischen Status in NRW monatlich aktuell. Dort wurde im März festgestellt, dass im Februar 2023 lediglich an neun Prozent der Grundwassermessstellen des Landes höhere Grundwasserstände gemessen wurden. „Hier zeigen sich die Auswirkungen der deutlich unterdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten in den Jahren 2017, 2018 und 2019“, heißt es beim LANUV.
„In den Jahren 2020 und 2021 war zwar ein leichter Anstieg der Grundwasserneubildung erkennbar, jedoch lagen auch diese Werte unterhalb der langjährigen Mittelwerte über die gesamte Messdauer der jeweiligen Messstelle, wodurch keine nachhaltige Auffüllung der Grundwasserspeicher erfolgen konnte.“

„Damit Grundwasserstände steigen, braucht es wochen- und monatelange regelmäßige Regenfälle, aber keinen Starkregen, der abfließt und in den trockenen Böden nicht versickern kann“, sagt Wilhelm Deitermann. „Der Regen muss langsam versickern und die Bodenschichten durchnässen, damit er in tiefere Bodenschichten gelangen kann.“
Neue Verbundsysteme
In ihrem aktuellen Geschäftsbericht weist auch die Gelsenwasser AG auf die zu niedrigen Niederschlagsmengen des vergangenen Jahres hin. „Insgesamt gesehen war das Kalenderjahr 2022 deutlich zu trocken und zu warm. Landesweit fiel nach Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes in allen Monaten zu wenig Niederschlag. Insbesondere die Sommermonate Juni bis August waren von einer langanhaltenden historischen Trockenphase geprägt. Es fiel nur etwa die Hälfte der durchschnittlich zu erwartenden Niederschlagsmenge“, heißt es dort.
Aktuell sind die Stauseen in Haltern zu 96 Prozent gefüllt. Zu Beginn des Sommers werden sie regelmäßig auf 100 Prozent angehoben. Mit neuen Verbundsystemen will Gelsenwasser in Zukunft auf extreme Trockenphasen reagieren.
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