Die Wahl zwischen Plastikbeuteln und Papiertüten fällt den Kundinnen und Kunden von Bettina Plechinger auf dem Wochenmarkt in Haltern nicht schwer.

© Irina Höfken

Plastiktüten-Verbot in Kraft: Ist der Wochenmarkt komplett Plastik-frei?

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Seit dem 1. Januar 2022 dürfen keine Plastiktüten mehr angeboten werden. Wer es trotzdem macht, muss eine saftige Strafe zahlen. Wie kommt das Verbot auf dem Halterner Wochenmarkt an?

Haltern

, 11.01.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Nächstes Mal können Sie auch eine Tupperdose mitbringen.“ Claudia Becker reicht den bestellten Fisch über die Ladentheke. „Irgendwo müssen wir ja mal damit anfangen, den Plastikmüll zu vermeiden.“ Solange die Tupperdose nur auf der Theke steht und mit nichts anderem in Berührung kommt, kann so Plastikmüll beim Einkauf am Marktstand von Fischfeinkost Kobuß vermieden werden, erklärt sie.

Plastiktüten-Verbot: Ein Problem für die Markthändler?

Die klassische Einweg-Plastiktüte ist seit dem 1. Januar 2022 offiziell Geschichte: An den deutschen Ladenkassen in Geschäften und an Marktständen dürfen keine Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke zwischen 15 und 50 Mikrometern angeboten werden - das sind die Standard-Tüten.

Ausgenommen von dem Verbot sind besonders stabile Mehrweg-Tüten und die dünnen Plastikbeutel, die man am Obst- und Gemüsestand findet oder bei Fischfeinkost Kobuß, wo Claudia Becker arbeitet.

Claudia Becker legt die Fischspezialitäten auch gerne in die mitgebrachte Tupperware ihrer Kunden.

Claudia Becker legt die Fischspezialitäten auch gerne in die mitgebrachte Tupperware ihrer Kunden. © Irina Höfken

Am Gemüsestand von Bettina Plechinger baumeln die noch erlaubten dünnen Beutel, auch Hemdchenbeutel genannt, am Dienstag an einem Haken neben den Papiertüten. „Die meisten Menschen wollen die Plastiktüten auch gar nicht mehr. Wenn überhaupt, dann die aus Papier“, sagt sie. Etwa 90 Prozent ihrer Kunden auf dem Halterner Wochenmarkt haben einen eigenen Korb oder eine Tragetasche dabei, die Einkaufstasche aus Plastik ist demnach überflüssig.

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Nachfrage lässt deutlich nach

So erlebt es auch Draiss Chremet an seinem Marktstand. Für Blusen, Hosen, Kleider und Co. gibt es seit über einem Jahr nur noch Papiertüten und selbst die nur auf ausdrücklichen Wunsch.

Hosen, Pullover und Co. kommen nicht mehr in die Tüte - jedenfalls nicht in die aus Plastik.

Hosen, Pullover und Co. kommen nicht mehr in die Tüte - jedenfalls nicht in die aus Plastik. © Irina Höfken

„Plastik lässt sich aber leider nicht komplett umgehen“, sagt Bettina Plechinger. Manche Gemüsesorten, die besonders feucht sind, wie Salat oder Grünkohl, kommen noch in die Tüte. „Aber es gibt auch viele Kunden, die die Tüten wieder mitbringen und nochmal verwenden.“

In den letzten anderthalb Jahren sei die Ausgabe der dünnen Hemdchenbeutel auf Wunsch bereits sehr stark zurückgegangen. Ein kleiner Wermutstropfen, wenn man ihn denn so nennen könne, sei das Problem mit dem Regen, so Plechinger: „Die Papiertüten weichen dann einfach auf.“ Außerdem koste die Tüte im Einkauf etwa zehnmal mehr als die Version aus Plastik, aber „da muss man als Geschäftsfrau einfach anders kalkulieren“.

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Trotzdem Plastiktüten am Stand? 100.000 Euro Strafe werden fällig

Wer dennoch die verbotenen Plastiktüten anbietet, der muss eine empfindliche Geldbuße zahlen. Der Verstoß wird als Ordnungswidrigkeit behandelt und mit einer Geldbuße bis 100.000 Euro geahndet werden, erklärt Kreis-Sprecherin Svenja Küchmeister. Da es sich um eine neue, zusätzliche Aufgabe handele, können Kontrollen nur stichprobenartig durchgeführt werden.

Bislang seien keine Verstöße festgestellt worden. „Ob es Probleme durch das Verbot geben wird, werden wir in den nächsten Wochen sehen.“ Auf dem Wochenmarkt haben die Marktmeister die Situation im Blick und achten auf die Einhaltung, sagt Stadt-Sprecherin Sophie Hoffmeier.

Dagmar Höhner greift beim Einkauf noch mal zur Plastiktüte. Das will sie in Zukunft aber nicht mehr.

Dagmar Höhner greift beim Einkauf noch mal zur Plastiktüte. Das will sie in Zukunft aber nicht mehr. © Irina Höfken

Anders als bei den Kolleginnen und Kollegen wird bei Simone Düpmann am Marktstand noch oft nach einer Tüte gefragt. „Wir bemühen uns, das Fleisch nicht auch noch dreimal zu verpacken“, sagt sie. Zu ihrem Marktstand können Kunden auch die eigene Dose mitbringen.

„Dann muss man nur noch daran denken, die Dose auch wirklich mitzubringen“, sagt Kundin Dagmar Höhner. An diesem Tag lässt sie die Fleischware noch in Plastik einpacken und nimmt die Tüte dankend an. Der Restbestand an Plastiktüten darf nämlich noch ausgeben werden - danach gibt es sie nicht mehr. „Umgewöhnung geht ja auch“, sagt Dagmar Höhner entschieden.

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