Pfarrer Martin Ahls: Neben dem „Warum“ bleibt am Ende ein „du fehlst“
Germanwings-Absturz
Martin Ahls war Pfarrer in Haltern, als 16 Jugendliche und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums beim Flugzeugabsturz ihr Leben verloren. Wir haben ihn um ein geistliches Wort gebeten.

Überall brannten nach der Katastrophe vom 24. März 2015 Kerzen für die Germanwings-Opfer, auch im Kölner Dom. © dpa
Es dauert nicht mehr lange bis Ostern. In diesem Jahr wird es nicht in der Öffentlichkeit stattfinden, die Corona-Krise erfordert es. Das ist auch für einen Priester schwer erträglich – und viele sagen „das haben wir noch nie erlebt“. Ja, das stimmt, das haben wir noch nie erlebt.
Aber was wir erlebt haben, das war das Osterfest nach dem 24. März 2015, das gefühlt beim Karfreitag stecken geblieben war. Auch im Seelsorgeteam haben wir uns damals die Frage gestellt, ob wir überhaupt – und wenn, wie wir Ostern feiern können im Angesicht der Katastrophe von Germanwings 4U9525 (ja, auch bei mir hat sich die Flugnummer eingebrannt, ich werde sie nie vergessen). Wir haben es gefeiert – auch wenn es uns irgendwie im Halse stecken geblieben ist, weil wir dem Tod nicht das letzte Wort geben konnten, trotz allem.

Pfarrer Martin Ahls stand den Angehörigen der Absturzopfer nah zur Seite und öffnete die Sixtuskirche als zentralen Trauerort. Er sagte damals: „Gemeinsam da zu sein, hilft nicht über den Verlust hinweg, aber es zeigt Solidarität und etwas davon, dass wir gemeinsam stärker sind.“ © Holger Steffe
Es ist die immer wiederkehrende Frage des Leids, eine Frage, der wir nie eine gültige Antwort abgewinnen können, wo Worte schlapp machen und manchmal sogar Gefühle verletzen. Neben dem „Warum“ bleibt am Ende ein „du fehlst“ – und dieses „du“ meint ganz konkrete Menschen, meint Kinder, Geschwister, Enkel, Nichten und Neffen, Freundinnen und Freunde…: Du fehlst.
Auf meinem Schreibtisch steht auch heute noch die Postkarte mit dem Bild der brennenden Kerzen vor dem wundertätigen Kreuz in der Sixtuskirche vom Abend des 24. März 2015. Auf der Rückseite steht das Gebet, das Weihbischof Dieter Geerlings am Abend dieses Tages geschrieben hat. Darin trägt er auch die vielen angezündeten Kerzen „vor Gott“. Wir haben auch heute Grund, uns liebevoll an die Opfer vom 24. März 2015 zu erinnern – und an alle Opfer von Krieg und Gewalt und ja, auch alle Menschen, die einen besonderen Platz in unserem Herzen haben und die heute nicht mehr bei uns sind:
„Gott, wir haben Lichter entzündet.
Lass sie keine Lichter der Illusion sein,
die einfach wieder verlöschen wie das Leben.
Lass sie Lichter deines Lebens werden
Durch unsere Tränen hindurch,
für jeden einzelnen Toten.“
Ich werde auch hier in Rheinberg am 24. März im tiefen Gedenken Kerzen aufstellen.