Das Nutria fühlt sich in der Stadtmühlenbucht in Haltern offensichtlich sehr wohl.

© Silvia Wiethoff

Natur vor der Haustür - Nutria zu Gast an der Terrasse der Kajüte

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Ein tierischer Gast an der Kajüte sorgt für Aufsehen und Unterhaltung. Auch durch die Geräuschkulisse der Gastronomie lässt er sich nicht stören.

Haltern

, 18.07.2021, 05:00 Uhr

Beschauliche Feierabendstimmung an der Kajüte in der Stadtmühlenbucht: Gäste gönnen sich einen Flammkuchen und ein Getränk und erleben Natur vor der Haustür. Auf der Wiese im Uferbereich hat sich eine Biber- oder Sumpfratte (Nutria) zum Abendessen eingefunden und lässt sich durch die Geräuschkulisse der Gastronomie nicht stören.

Das hat Unterhaltungswert und kommt wohl häufiger vor. Wenn von dem Nagetier die Rede ist, wird jedenfalls von „Hugo“ oder „Ramses“ gesprochen. Dabei ist auf den ersten Blick nicht klar, ob es sich bei dem Exemplar um ein Männchen handelt. So viel Gleichberechtigung in der Sprache muss auch im Tierreich erlaubt sein.

Auch Hafenmeister Reinhold Gerwert kennt den hungrigen tierischen Gast, der sich überwiegend von Wasserpflanzen, Kräutern und Gräsern ernährt. Aber auch Wasserschnecken, Larven, Muscheln, Krebse und Würmer, die an den Pflanzen haften, nicht verschmäht. „Das ist mein Kumpel“, sagt Reinhold Gerwert. Meistens begegne er dem Tier früh morgens.

Naturfotograf Rolf Behlert hat ein Exemplar der Nutrias im Wasser abgelichtet.

Naturfotograf Rolf Behlert hat ein Exemplar der Nutrias im Wasser abgelichtet. © Rolf Behlert

Nahe der Stauseeinsel seien wohl eine Reihe der Tiere zuhause. Eigentlich stammen sie aus Südamerika und sind Nachkommen von Nutria, die in der Region in Pelzfarmen gehalten wurden und in Deutschland erstmals 1926 eingeführt wurden. Die Art ist inzwischen ein fester Bestandteil der heimischen Fauna.

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Nicht immer ist ihr Vorkommen erwünscht, denn die Biberratten legen Höhlen im Uferbereich von Gewässern an und können so dafür sorgen, dass Bereiche ihren Halt verlieren und abbrechen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn eine Population überhand nimmt. Wie der Kreis Recklinghausen berichtet, habe es vor elf Jahren größere Probleme mit dem Vorkommen von Nutria in der Stadtmühlenbucht gegeben.

Seelenruhig nahm das Nutria seine Abendmahlzeit in der Stadtmühlenbucht ein.

Seelenruhig nahm das Nutria seine Abendmahlzeit in der Stadtmühlenbucht ein. © Silvia Wiethoff

In ihrer neuen Heimat hat die Art aufgrund ihrer Größe kaum Konkurrenz zu befürchten. Ausgewachsene Tiere fallen gelegentlich Hunden zum Opfer, Jungtiere z.B. auch Füchsen und Greifvögeln. Deshalb werden ihre Bestände bei Bedarf mithilfe von Fallenködern dezimiert.

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Für Nachwuchs haben die Nutria in der Stadtmühlenbucht in diesem Jahr schon gesorgt. Das zeigte ein Jungtier, dass sich im Wasser zeigte und unter dem Steg an der Kajüte verschwand.