
© Christoph Henrich
Experte bestätigt Schnappschuss in Haltern: „Es ist wirklich ein Wolf“
Am Torfvennteich
Wovon Naturfotograf Christoph Henrich überzeugt war, bestätigt jetzt Jos des Bruin: Es war wirklich ein Wolf, der in Haltern-Lavesum vor die Kamera des Naturfotografen gelaufen ist.
Jos de Bruin aus Sonsbeck beschäftigt sich seit rund 30 Jahren mit Wölfen. Im Naturwildpark Granat ist er beispielsweise für deren Betreuung verantwortlich. Luna und Mato, die beiden Karpatenwölfe im Naturwildpark, hat der 56-Jährige mit der Flasche groß gezogen. „Das ist hundertprozentig ein Wolf“, sagte Jos de Bruin, nachdem er die Aufnahme von Christoph Henrich gesehen hat.

So nah darf nur Jos de Bruin den Wölfen im Naturwildpark Granat kommen. Den Augenblick fürs Kuscheln genießen die Tiere sichtlich. © Silvia Wiethoff (A)
„Normalerweise sieht und hört man ihn am Tage nicht“, wundert sich Jos de Bruin über das überraschende Fotomotiv. Christoph Henrich wollte am 11. Juni eigentlich morgens um 9 Uhr kleine Steinkäuze in den Heubachniederungen nahe des Torfvennteiches fotografieren. Er hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass ihm ein Wolf vor die Linse laufen würde. Zweifel daran, dass es ein Wolf ist, hatte der Recklinghäuser nie. Aber er wollte sich das gern offiziell bestätigen lassen. Deshalb meldete er seine Beobachtung der Landesanstalt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv).
Das Truppenübungslände ist ein gutes Wolfs-Revier
Jos de Bruin musste gar nicht lange überlegen. Ob es ein sesshafter (territorialer) Wolf ist oder einer auf Wanderschaft, vermag er natürlich nicht zu sagen. „Es kann sein, dass er auf der Suche nach einem Revier ist, genauso gut kann es sein, dass er sich mit dem vor einem Jahr in Lavesum gesichteten Wolf gepaart hat“, sagt der Wolfsexperte. Das Truppenübungsgelände sei in jedem Falle ein gutes Revier mit genügend Nahrungsquellen und Rückzugsorten.
Der Wolfsexperte möchte sich nun gern mit Christoph Henrich verabreden und mit ihm in der Heubachniederung nach möglichen Spuren suchen.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) hatte im Mai 2020 einen Wolfsnachweis in dem Gebiet zwischen Reken und Lavesum bestätigt. Das Tier war mehrmals von einer Wildkamera erfasst worden. Der Wolfsnachweis wurde allerdings letztlich nach Reken verortet. DNA-Spuren auf gerissenem Wild bewiesen übrigens, dass dieser Wolf mit „Gloria“ aus dem Schermbecker Wolfsrudel verwandt ist.
Sorge im Wildpark und beim Natur- und Vogelschutzverein
Nicht überall ist der Wolf gern gesehen. Würde er in das 60 Hektar große, im Wald gelegene Wildgehege Granat mit den gut 500 Tieren eindringen, wäre das eine Katastrophe. Betreiber Holger Beckmann ist auf der Hut. Zum Schutz seiner Wildtiere, gefundene Fressen für einen Wolf, müsste er über eine Strecke von insgesamt sieben Kilometern hinweg einen hohen Zaun ziehen, wenn der Wolf zu nahe kommt.
Der Natur- und Vogelschutzverein Haltern hat in der Schultendille hinter dem Ketteler Hof in Lavesum bereits einen hohen und sicheren Zaun zum Schutz vor dem Wolf errichtet. Denn im Sommer weiden hier unter anderem fünf Heidschnucken. Im Winter, wenn die Nahrung für den Wolf knapp wird und die Tiere dann möglicherweise in Gefahr sind, werden sie in ein sicheres Quartier gebracht, wie Vorsitzender Kalfhues erzählt. Dem Verein gehört eine größere Weidefläche in der Schultendille, für deren Pflege er zuständig ist. Auf einer anderen Wiese laufen Pferde, vorwiegend Isländer. „Die Pferdehalter machen sich inzwischen auch schon große Sorgen.“
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
