Mitten im Corona-Chaos: Wie uns die Krise verändert
Coronavirus
Irgendwie ist immer alles gleich in diesen Tagen. Vielleicht sollte man die Gelegenheit nutzen mal etwas ganz Neues zu lernen...

HipHop vor Papas Schreibtisch... © Mareike Graepel
Wir verändern uns. Durch diese Krise. Und zwar sehr – und tatsächlich meistens zum Guten. Wir sind sicher nicht die einzigen, die jetzt viel besser wissen, was sie an Vorräten im Schrank haben und tatsächlich erst mal die Sachen aufbrauchen, die da sind – Überraschung: Das ist viel mehr als man dachte.
„Können wir zum Abendessen Kaiserschmarren machen, wenn wir schon nicht nach Österreich können in den Osterferien?“ Schneller (Kühl-)Schrank-Check: Alles da (Eier, Mehl, Zucker, Vanillezucker, Rosinen, Mandeln, Butter). Schneller Gewissens-Check: Alles okay, ist ja `ne Ausnahme. (Wir machen eine Menge Ausnahmen im Moment, aber es heißt ja auch Ausnahmezustand, oder?)
Wir bestellen häufiger als vor Corona (wird das eigentlich mal eine Art Zeitrechnung? Prä- und Post-Corona oder so?) Essen bei den Restaurants in unserer Stadt – und wissen die mitgelieferten Pizzabrötchen mehr zu schätzen. Werden sie nicht direkt gegessen, gibt es sie mit Tomaten und/oder Käse überbacken abends oder am nächsten Mittag als Vorspeise. Überhaupt: Wir schmeißen viel weniger weg.
Immer die gleichen Menschen
Wir planen viel besser – auch, weil wir einkaufen lassen müssen. Ich möchte meine Nachbarin (Heldin Heike!) nicht unnötig losschicken. Und trotz aller Sehnsucht nach der Außenwelt und der direkten Kommunikation mit Menschen, die mir lieb und teuer sind (ach, ich bin schon gar nicht mehr wählerisch, eigentlich mit jedem Passanten würde ich jetzt schon gern quatschen. Einfach nur, weil es ein anderer Mensch wäre als die immer gleichen Menschen, die mit mir hier wohnen – die sind zwar wirklich toll und ich liebe sie sehr, aber SIE SIND IMMER DIE GLEICHEN MENSCHEN! Jean-Paul Sartre lässt grüßen…), finde ich es heimlich ein bisschen toll, dass ich nicht los muss, um irgendwas abzuholen.
Unsere Lieblingsbuchhandlung in Haltern liefert aus – manchmal mit einem kleinen persönlichen Gruß in der Tasche, das ist ja so richtig was für mich! Auch der Unverpackt-Laden in Haltern liefert aus – ich konnte die Bestellung per WhatsApp aufgeben, die Sachen kommen in Stoffsäckchen (bis auf die Milch, die kommt in Glasflaschen natürlich), die der Laden zurücknimmt und bei 90 Grad wäscht, bevor andere Leute etwas darin geliefert bekommen.
Höflichkeit geht in Corona-Zeiten ganz anders
Und noch jemand ist heute vorbei gekommen und hat etwas mitgebracht: Der Schornsteinfeger – Glück nämlich. Zu seiner schwarzen, verrusten Kleidung und den goldenen Knöpfen (an denen zu reiben am meisten Glück bringt, was aber diesmal natürlich nicht ging) trug er einen Mundschutz und mir ist aufgefallen, wie unbeholfen wir alle mit dieser überdeutlichen Distanz umgehen.
Man will nicht der- oder diejenige sein, die ein Risiko vermittelt oder Gedankenlosigkeit, aber unhöflich sein möchte man auch nicht – wir wandern auf dem Corona-Grad herum, mit Abgründen an beiden Seiten.
„Ich will ja nicht unhöflich sein“, hat auch Alvas Musikschullehrerin letzte Woche gesagt, als sie ihren Unterricht per Video-Anruf machte, „aber über WhatsApp geht das gar nicht! Das klingt als spieltest du ein Banjo, keine Geige.“ Mit jobtauglichen Plattformen wie Skype ging es tatsächlich besser. Aber nicht nur die städtischen Musikschulen bieten online Kurse, Unterricht oder andere Services an – auch die privaten.
Vielleicht mal etwas ganz Neues probieren
Es lohnt sich, in der eigenen Stadt zu schauen. Oder vielleicht mal etwas ganz Neues zu probieren - jetzt, da wir alle mehr Zeit haben. Wie zum Beispiel in Waltrop – dort gibt es sogar eine Harfen-Lehrerin (siehe Infokasten). Die zauberhaften Klänge helfen garantiert ohne Nebenwirkungen, mit allen neuen Umständen umzugehen.
Wenn wir uns schon alle zum Guten verändern, dann vielleicht auch unseren bislang immer aufgeschobenen Ehrgeiz, ein neues Instrument zu lernen?