Mitten im Corona-Chaos: Sachkunde-Unterricht im eigenen Garten.
Coronavirus
Keine Schule, kein Ausgang - das ist Lagerkoller in kleinen Dosen! Unsere Familien-Kolumnistin Mareike Graepel aus Haltern am See gibt Tipps und Anregungen (nicht nur) für Eltern.

Sachkunde-Unterricht im eigenen Garten. © Mareike Graepel
Die Frustration kommt im Moment noch in kleinen Wellen, derzeit herrscht bei uns das Gefühl der spannenden Ausnahmesituation vor. Lagerkoller in kleinen Dosen muss aber genau beobachtet und vorsichtig „behandelt“ werden. Sonst wird aus einem kleinen Anfall schnell eine riesiger Familienstreit, der jedes Zuhause (egal, ob Wohnung oder Haus) zum emotionalen Bersten bringen wird.
Die Familie, die sich unter besten Umständen nicht gegenseitig auf den Geist geht, muss mir erstmal jemand zeigen – aber (und ich bin eher schnell sehr wütend und sehr aufbrausend, das Alles kostet mich unendlich viel Energie) in der Ruhe liegt die Kraft. Es hilft ja auch nichts, wir können ja weder raus aus unserer Haut noch raus aus unserem Haus.
Heute morgen fällt mir auf, dass es auf den Straßen so ruhig ist wie an einem frühen Sonntagmorgen, die „Stauschau“ im Radio vermeldet zur Rush-Hour: Nichts, nicht einen Kilometer, nicht einmal zähfließenden Verkehr. Es ist eher der zähfließende Gedankenstrom in meinem Kopf, der mir das Leben schwer macht – und den Kindern auch.
Hilfe-Kreislauf für die Schulsachen
Ich freue mich geradezu über die Mails der Lehrer*innen und bin dankbar, dass sie uns so gut mit Materialien versorgen. Allerdings ist mir auch bewusst, wie viele Eltern jetzt ratlos vor den Heften und Büchern stehen und weder die Hausaufgaben nachgucken noch zusätzliche Materialien zusammenstellen können.
Aus sprachlichen Gründen oder weil sie eine andere Schulbildung haben als ihre Kinder. (Soll ich noch mal zugeben, dass mich die Matheaufgaben der sechsten Klasse vor ungeahnte Schwierigkeiten stellen? Aber das Einmaleins mit Orla kann ich üben, ha!) Wie gehen die damit um?
Ich werde in den WhatsApp-Eltern-Gruppen der Klassen meiner Töchter vorschlagen, dass sich die Kinder bei uns melden dürfen, wenn sie Fragen haben (vielleicht findet sich ja auch jemand, der mir beim Mathe-Nachgucken hilft…). So kann ein Hilfe-Kreislauf für die Schulsachen entstehen.
Die Bildung des Herzens geht nun vor
So sind manche Auswüchse der Ausnahme-Situation besonders rührend. Die Lehrerin von Orlas Freundin Sophie hat jedem Kind persönlich ein Päckchen mit Aufgaben geschnürt und vor die Haustür gelegt. Und die Schulleiterinnen der Grundschule Herten-Mitte, Susanne Schäfer und Stephanie Lehmann, haben einen liebevollen Appell ins Netz gestellt.
Sie schreiben: „Es gibt Zeiten im Leben, da treten schulische Belange und Richtlinien und Lehrpläne in den Hintergrund. Ihre Kinder können jetzt viel mehr lernen als Grammatik, Mathematik, Englisch und Co. Denn Werte wie Solidarität, Geduld, Rücksichtsnahme, gegenseitige Hilfe, Dankbarkeit, Herzensbildung sind weitaus mehr wert als jede Rechenaufgabe, jede Englischlektion, jedes Arbeitsblatt.
Nutzen Sie die Zeit auch, um wertvolle gemeinsame Momente zu schaffen - das kann unser Material nicht. Aber Sie können das! Geben Sie gut auf sich und Ihr Kind acht in dieser bewegten Zeit. (…) Die Bildung des Herzens geht nun vor!“ Ein guter Rat. Wir teilen uns also auf: Morgens wird gelernt und nachmittags gespielt. Oder ein virtueller Ausflug gemacht.