Mitten im Corona-Chaos: Das Familien-Tagebuch zum Ausnahme-Zustand
Coronavirus
Fünf Wochen keine Schule, keine Kita, keine Betreuung - unsere Familien-Kolumnistin Mareike Graepel aus Haltern am See gibt Tipps und Anregungen (nicht nur) für Eltern.

Die Stimmung schwankt zwischen den Kartons sehr schnell... © Mareike Graepel
„Mama, ich hab geträumt, wir wären schon fertig mit dem Ausmisten und Aufräumen und würden schon mein Bett aufbauen – aber dann bin ich wach geworden und ich habe gesehen, da ist noch ganz viel Chaos! Träumen ist doof.“
Orla kommt morgens in unser Bett gekrochen – Gottseidank ist es schon fast neun und die Kinder nutzen das Ferien-Gefühl und schlafen aus! – und ist niedergeschlagen, demotiviert. Ich kenn‘ das nur zu gut. Ich hatte das sogar im wachen Zustand am Vortag.
Fröhlicher Zimmertausch
Wir haben angefangen, ein paar Zimmer zu tauschen, aus verschiedenen Gründen, aber vor allem, weil wir dringend mal ausmisten und aufräumen müssen, ein paar Baby-/Kleinkind-Sachen rausmüssen und Platz machen müssen für die Tatsache, dass Alva und Orla nicht mehr so klein sind.
Diese Tatsache erfordert aber nicht nur Durchhaltevermögen und Vorstellungskraft in der Umsetzung, sondern auch Geduld, Staubwedel, Putzlappen, Teppichreinigerschaum, Staubsauger und genug akrobatisches Talent, um über die Im-Haus-Umzugskartons herumzuklettern.
Verwirrte Hündin
Unsere Hündin ist verwirrt und steht manchmal etwas konsterniert zwischen den im Flur aufgereihten Möbeln und Kisten und verzieht sich gottergeben dann wieder in den Garten. Das Wetter ist draußen so schön, aber es ist überall vermutlich voll und schwierig, die richtige Distanz zu Menschen zu wahren.
Gut also, dass wir zu Hause was zu tun haben. (Orla rollt vermutlich mit den Augen, wenn sie das hier liest, dabei war das ihre Idee mit dem Zimmertausch! Wer A sagt, muss auch B sagen, mein Kind!)
So ein schöner Traum
„Weißt du, mit Träumen ist das ja so: Wenn man etwas richtig schönes träumt, denkt man beim Aufwachen ‚Wie schade, dass das nicht so ist, in Wirklichkeit!‘, aber bei Albträumen ist man ja froh, dass das nicht wahr ist, was man geträumt hat.“ Orla nickt, nur halbherzig zustimmend, ihr schöner Traum ist noch zu frisch, um ihn leichtfertig wegzuschieben.
„Aber, Orla, am verrücktesten sind ja die Träume, in denen man etwas erlebt oder kann, was man sonst nicht kann – fliegen zum Beispiel, oder zaubern oder so. Diese Träume sind einfach so unterhaltsam wie ein Kinofilm.“ Das Kind muss lachen. „Das stimmt, Mama, die sind am coolsten.“
Corona-Krise statt Roncalli
Soll ich sie jetzt daran erinnern, dass wir eigentlich am letzten Wochenende zu Roncalli gegangen wären und uns jetzt in Österreich zum Skilaufen fertig machen würden, bei besten Schneeverhältnissen und strahlend blauem Himmel?
Lieber nicht, wir machen jetzt erstmal Brötchen und Croissants im Ofen warm und stärken uns für den nächsten Teil des Indoor-Räum-Chaos in Corona-Zeiten. Bei weit geöffneten Fenstern habe ich schon gestern Abend gedacht, dass die Stille auf den Straßen sich fast so anhört, als hätte es geschneit.
Aber in diesem Moment fangen die Gartenvögel an zu singen, und wir schieben die guten und die schlechten Träume mit der Bettdecke zur Seite und stehen auf. Die vierte Woche in diesem Ausnahmezustand beginnt.