
Marina Haxter ist als Leserin und Ehrenamtliche oft in der Stadtbücherei an der Lavesumer Straße. Sohn Piet kommt gerne mit, er liebt es, wenn Mama ihm vorliest. © Schrief
Marina Haxter ist Fan der Stadtbücherei: „Dieser Ort macht furchtbar viel Spaß“
Tag der Bibliotheken
Ihr Großvater Hermann Hennecke war Buchbinder in der Stadtbücherei. Marina Haxter begleitete ihn oft und verfiel dem Ort und den Büchern. Die Leidenschaft hat sie auf ihre Kinder übertragen.
Der 24. Oktober ist der Tag der Bibliotheken. Ausgerufen wurde er 1995 unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. Seitdem machen an diesem Tag rund 9000 Bibliotheken in ganz Deutschland auf ihre Rolle als Wissensspeicher, Informationsvermittler und kulturelle Einrichtung aufmerksam.
Marina Haxter (45) ist mindestens einmal in der Woche, immer dienstags, in der Stadtbücherei an der Lavesumer Straße anzutreffen. „Es macht mir furchtbar viel Spaß, hier zu lesen, vorzulesen und Bücher auszuleihen.“ Als Ehrenamtliche, die Kindern Märchen vorträgt, und als Mitglied des Fördervereins unterstreicht sie zusätzlich die Leidenschaft für diesen Ort.
Familienratgeber und Krimis
Die teilt sie inzwischen auch mit ihrer Familie. Eine „Tüte voller Bücher“, sagt sie, bringe sie Woche für Woche mit nach Hause. Für sich selbst, aber auch für ihre Söhne (eineinhalb, fünf und 14 Jahre alt). Die Grundschullehrerin selbst mag schöne Literatur ebenso wie Familienratgeber, Krimis genauso wie Psychothriller. „Es gibt so unfassbar viele gute Bücher, ich muss sie aber nicht alle besitzen.“ Und doch: Wer Bücher liebt, sammelt natürlich auch. Marina Haxter erzählt von ihrer Harry-Potter-Bücher- und Märchensammlung.

Andrea Coenen-Brinkert leitet seit 2017 die Halterner Stadtbücherei. Die Diplom-Bibliotekarin mag Kinder- und Jugendliteratur. Sie selbst ist ein großer Astrid-Lindgren-Fan. Auf ihren Bücherstapeln liegen ebenso Reiseliteratur und Romane von Jane Austen. © Schrief
Die Leidenschaft für die Leihbibliothek in Haltern hat einst Großvater Hermann Hennecke geweckt. Er war eigentlich Geschäftsführer eines Textilgeschäftes, sein großes Hobby jedoch war die Buchbinderei. Sie war für ihn Kunst und Philosophie zugleich, er beherrschte das Handwerk zur Freude des Stadtbücherei-Teams in größter Perfektion. Als Kind und Jugendliche begleitete ihn Marina Haxter häufig in die Welt der Bücher, das ging nicht spurlos an ihrem Leben vorbei.
„Eigentlich nutze ich heute die ganze Bandbreite der Stadtbibliothek“, sagt sie. Und die ist immens. 40.000 Medien stehen griffbereit zur Ausleihe bereit, erzählt Diplom-Bibliothekarin und Büchereileiter Andrea Coenen-Brinkert. Hinzu können 35.000 Medien zusätzlich online ausgeliehen werden, auch eine Fernleihe ist möglich. Knapp 2800 aktive Nutzer bedienen sich regelmäßig.
Bibliothek der Dinge
Die Zeiten, in denen die Bibliothek nur gedruckte Bücher verliehen hat, sind längst vorbei. Jedes neue Medium, das auf den Markt kommt, findet sich schnell auch im Angebot der Bibliothek wieder. Tonies, Filme, Playstation, Spiele Hörbücher, TigerBooks zum Herunterladen oder kostenloses WLAN zählen zum Angebot, außerdem gibt es eine „Bibliothek der Dinge“. Ob Polaroid-Kamera, Karaoke-Maschine, Wikinger-Schach, Dia-Scanner, mobiler Fahrradgrill oder B-Boards – das und 19 weitere Teile können leihweise für Freizeitspaß und Entdeckerfreude ausprobiert werden.
„Eine Bücherei muss sich immer neu erfinden“, findet Andrea Coenen-Brinkert. Dabei wagt sie einen Blick in die Zukunft. Sie plant, künftig aus der Stadtbücherei eine Open-Leih-Bibliothek zu machen. Servicefreie Ausleihe außerhalb der Öffnungszeiten (aktuell 25 Stunden die Woche und einmal im Monat samstags) ist das Ziel – sofern es Landesmittel dafür gibt. Und: Bald steht auch ein Lastenfahrrad für die Bibliothek vor der Tür.
Ehrenamt als tragende Säule
Andreas Coenen-Brinkert liebt ihren Arbeitsplatz. „Wir haben unfassbar schöne Räume mit einer freundlichen, lebendigen und zeitgemäßen Ausstattung. Ich mag uns sehr!“, spricht die Büchereileiterin mit Begeisterung von einem Ort, an dem neben acht Kräften (inklusive Teilzeit) auch Ehrenamtliche als tragende Säule Lesefreude gestalten und lebendig halten.
Bibliotheken bieten Unterstützung und Inspiration für alle Lebens- und Herzenslagen, findet Andrea Coenen-Brinkert. Am liebsten mag sie es, wenn die Bücherei als Ort für alle den Besucherinnen und Besuchern aller Generationen ein Lächeln in die Gesichter zaubert.
Erste Stadtbibliothek an der Rekumer Straße
Im Mai 1939 kaufte die Stadt das Haus Rekumer Straße 5 (heute Fischgeschäft) für 2966 Reichsmark; das Haus gehörte dem jüdischen Mitbürger Heinrich Daniel. Am 31. Oktober 1940 beschloss der Rat, dort die erste Stadtbücherei einzurichten, am 17. November 1942 war die Eröffnung. 1500 Bücher standen zur Ausleihe bereit. Im Obergeschoss des Hauses befand sich die nationalsozialistische Volksfürsorge. Von der Rekumer Straße 5 zog die Bücherei im Laufe der Jahre weiter zur Schmeddingstraße, zur Rekumer Straße (heute Douglas) und zum Markt (früher Kleppel, heute Teil der Buchhandlung Kortenkamp). Am 10. August 1982 wurde die Stadtbücherei ins Schulzentrum verlagert, am 17. September 1983 erfolgte die Grundsteinlegung der Bücherei in der Muttergottesstiege. Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
