
Der neue Vorstand des Heimatvereins Flaesheim startet durch, v.l.: Klaus Manthey (Schriftführer), Kerstin Janßen (2. Vorsitzende), Dr. Meike Schröder (1. Vorsitzende) und Hartmut Klatt (Kassierer). © Jürgen Wolter
Meike Schröder und Kerstin Janßen hauchen Heimatverein Flaesheim neues Leben ein
Heimatverein Flaesheim
Die Vereinsaktivitäten waren zuletzt zum Erliegen gekommen: Der Heimatverein Flaesheim wollte sich auflösen. Aber dazu kam es nicht, im Gegenteil: Es geht mit neuem Elan wieder los.
Das wäre fast das Ende gewesen: Am 26. August hatte der Heimatverein Flaesheim zur Jahreshauptversammlung eingeladen. Auf der Tagesordnung stand: Auflösung des Vereins. Aber es kam anders. Jetzt startet der Verein komplett neu durch.
Auf der Sitzung fanden sich zwei neue Vorsitzende und zwei bisherige Vorstandsmitglieder erklärten sich daraufhin bereit, weiterzumachen. Das neue Team setzt neue Schwerpunkte, ohne die bisherigen Ziele des Vereins aus den Augen zu verlieren.
Neue erste Vorsitzende ist Dr. Meike Schröder. Die habilitierte Wissenschaftlerin arbeitet zurzeit an der Universität Hamburg am Institut für Logistik und Unternehmensführung und wird in Kürze eine Professur an der internationalen Universität in Münster antreten. Ihre Stellvertreterin ist Kerstin Janßen, Bank- und Anlagenberaterin aus Flaesheim.
Neue Frauenpower für den Vorstand
Beide haben sich aus unterschiedlichen Gründe entschlossen, sich im Heimatverein zu engagieren. Meike Schröder ist gebürtige Flaesheimerin, Kerstin Janßen vor fünf Jahren zugezogen. Für Schröder war schnell klar, dass die bisher geleistete Arbeit des Heimatvereins nicht verloren gehen sollte. „Am Vorsitz darf es nicht scheitern“, lautete ihre Motivation, für das Amt zu kandidieren.
In Kerstin Janßen fand sie eine engagierte Mitstreiterin. Die Bankerin und ihr Mann haben sich in Flaesheim als Neubürger sofort gut aufgenommen gefühlt. „Wenn man offen ist für den Ortsteil und seine Vereine, dann findet mach auch schnell Anschluss“, sagt sie. Der Fundus, den der Heimatverein in fast 25 Jahren gesammelt hat, müsse für die Zukunft bewahrt werden, findet auch sie.
Da sich zwei neue Vorsitzende gefunden hatten, erklärten sich Hartmut Klatt und Klaus Manthey bereit, weiterhin im Vorstand mitzuarbeiten, der eine als Kassierer, der andere als Schriftführer. Beide sind langjährige Vereinsmitglieder, Hartmut Klatt gehört dem Heimatverein schon seit seiner Gründung an.
Heiner Laakmann gründete den Verein 1998
Die bisherige Geschichte des Heimatvereins Flaesheim ist besonders mit dem Namen Heiner Laakmann verbunden. 1998 hatte er in einem Presseaufruf Mitstreiter für einen neu zu gründenden Verein in Flaesheim gesucht.

Heiner Laakmann (hier 2016 bei der Vorbereitung einer Ausstellung) rief 1998 zur Gründung der Heimatvereins Flaesheim auf. © Foto: Jürgen Wolter
Am 18. Juni desselben Jahres kamen zunächst 28 Männer und Frauen zusammen und hoben den Verein aus der Taufe. Es war immer bedauert worden, dass sich im Bereich des alten Stiftes Flaesheim noch kein Heimatverein gebildet hatte.
Gerade Flaesheim als historische Kulturstätte an der Lippe, mit dem ehemaligen Frauenkloster und späteren adeligen Damenstift, mit seinen Hügelgräbern sowie die erst jüngst entdeckten heidnischen und frühchristlichen Gräberfeldern am Paschenberg, bot eine Fülle von Materialien, die es zu erforschen, zu vermitteln und zu bewahren galt. Diese Ziele will auch der neue Vorstand weiter verfolgen.
„Wir haben verstanden, dass Vergangenheit erst gestern endet und dass ‚das Heute‘ morgen schon Vergangenheit ist. Geschichte bedeutet den Verlauf in der Zeit, der sich nicht umkehren lässt,“ heißt es auf der inzwischen neu gestalteten Homepage.

Das Stift Flaesheim (hier Kirche St. Maria Magdalena) blickt auf eine lange historische Entwicklung zurück. © Blanka Thieme-Dietel
Und weiter: „Einen Schwerpunkt der Arbeit des Flaesheimer Heimatvereins machte in den vergangenen Jahren die historische Aufarbeitung der Geschichte in und um Flaesheim aus, mit dem Ziel, das historische Bewusstsein für unser Dorf zu verstärken. Neben zahlreichen Fachvorträgen, Exkursionen und schriftlichen Beiträgen zur Geschichte (aktuell 14 Bände) wurden Ausstellungen initiiert, in denen die Arbeitsergebnisse des Heimatvereins der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden.“
Arbeitsergebnisse werden digitalisiert
Die umfangreichen Arbeitsergebnisse sollen aber nicht in den Regalen des Norberthauses, in dem sich der Verein regelmäßig trifft, verstauben. „Wir bleiben auch in Zukunft unserem Ansatz ‚Erforschen, Vermitteln und Bewahren‘ der Flaesheimer Ortsgeschichte treu. Gleichzeitig wollen wir neue Wege gehen und das Thema ‚Digitalisierung‘ angehen“, sagt Meike Schröder.
Ein wichtiges Vorhaben lautet deshalb, die digitale Verfügbarkeit der bisher erzielen Ergebnisse herzustellen, z. B. durch das Scannen von alten Fotos, Dokumenten und Büchern aus dem Archiv des Flaesheimer Heimatvereins.
Die Natur rund um Flaesheim zu erleben und die Geselligkeit zu pflegen, sind weitere Anliegen des Vereins. „Gerade das ist in den zwei Corona-Jahren zum Erliegen gekommen“, sagt Hartmut Klatt. „Zum Vereinsleben gehörten auch immer Jahresausflüge.“

Im Fundus des Heimatvereins Flaesheim finden sich viele historische Fotos wie dieses eines qualmenden Schlepp-Verbandes in der Flaesheimer Schleuse. © Repro: Jürgen Wolter
Alle Generationen sollen angesprochen werden
Der Erfahrungsaustausch unterschiedlicher Generationen soll weiter gefördert werden, unter anderem beim regelmäßigen Stammtisch, der an jedem ersten Freitag im Monat um 19 Uhr im Restaurant Punjab Garden stattfindet. „Hier können auch Nicht-Mitglieder gern vorbeikommen, die uns mal kennenlernen möchten“, sagt Kerstin Janßen. Aktuell gehören 164 Mitglieder zwischen 42 und 95 Jahren dem Verein an. Tendenz steigend.
„Heimat vereint“ lautet das Motto des Vereins. Vorträge, Ausstellungen und Veranstaltungen sollen neu belebt oder initiiert werden. Los geht’s mit der Teilnahme am diesjährigen Adventsmarkt in Flaesheim (26. und 27. November), bei dem der Verein mit einem eigenen Stand vertreten sein wird.
Und dann steht für 2023 ein Jubiläum ins Haus: „Wir werden uns überlegen, wie wir im kommenden Jahr das 25-jährige Bestehen des Heimatvereins feiern können“, sagt Kerstin Janßen. Alle Informationen und Kontaktmöglichkeiten zum Heimatverein Flaesheim finden sich auf der Homepage: www.flaesheimer-heimatverein.de.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
