Legionäre pullen mit Gästen auf der „Victoria“ Ohne Koordination geht es nicht voran

Legionäre pullen mit Gästen auf dem Römerschiff „Victoria“
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Bei den ersten Testfahrten 2008 erreichte die „Victoria“, der Nachbau eines römischen Patrouillenschiffes, auf dem Ratzeburger See bis zu elf Stundenkilometer. Ganz so schnell brachten die Ruderer am Samstag das Schiff auf dem Halterner Stausee nicht voran. Aber es war erstaunlich, wie schnell sich auch die ungeübten Gäste zwischen den Legionären auf ein in Ansätzen synchrones Einrauchen der Ruderblätter ins Wasser einstellen konnten.

Die richtige Koordination ist Voraussetzung für ein gutes Vorankommen. Die römischen Soldaten, die sich vor rund 2000 Jahren mit ihren Schiffen auf der Lippe bewegten, mussten mit ihren Booten mindestens 20 Kilometer zurücklegen, um von einem Legionärslager bis zum nächsten zu gelangen. Zur Römerzeit wurden Schiffe wie die „Victoria“ en masse gebaut. Darüber informierte Thomas Daniels aus Ratingen alias Titus Rodarius Helveticus.

Die Römer waren geschickte Schiffsbauer, die mit wiederverwendbaren Schablonen arbeiteten. Nur wenige Eisennägel kamen zum Einsatz, ansonsten wurden Nut-und-Feder-Verbindungen aus Holz genutzt. Thomas Daniels, im wahren Leben als Produktmanager für einen LED-Leuchten-Hersteller tätig, räumt bei der Ausfahrt auf dem See gleich einmal mit einem Klischee über die römische Schifffahrt auf. Die Trommeln, mit deren Takt die Rudersklaven auf den Galeeren angetrieben wurden, seien ein Produkt aus Hollywood.

Römer auf der Schiff Victoria auf dem Stausee in Haltern
Thomas Daniels aus Ratingen alias Titus Rodarius Helveticus gehörte am Samstag zur Crew der "Victoria" auf dem Stausee in Haltern. © Silvia Wiethoff

Der Halterner Markus Holt alias Marcus Flavius Messor gehört am Samstag ebenfalls zur Crew, von der die Ausfahrten auf den See begleitet werden. Vor fünf Jahren wurde er als einer der Vertreter des Stammlagers Aliso in Haltern gecastet. Seitdem ist der Geschäftsführer einer Fakultät in Paderborn in seiner Freizeit als Vermittler unserer kulturellen Wurzeln und unserer Geschichte im Einsatz.

Bug der Victoria und die neue Möwe im Hintergrund
Geschichte und Moderne auf einem Bild: Der Bug des Römerschiffes "Victoria" und die neue elektrisch betriebene Möwe auf dem Stausee. © Silvia Wiethoff

Am Samstag haben die Legionäre Glück, denn der Wettergott ist gnädig. Einige tragen nur eine leichte Untertunika. Hosen beziehungsweise Beinlinge kannten die Römer bei ihrem Auftauchen in Westfalen nicht. Ihren Vorteil lernten sie wohl erst von den Germanen kennen.

Heruntergelassenes Segel auf dem Römerschiff in Haltern
Auf dem Römerschiff "Victoria" wurde auch das Segel gesetzt. © Silvia Wiethoff

Wenn es nach den aktuellen Halterner Legionären geht, dann wird die „Victoria“ künftig häufiger im Rahmen von besonderen Events im Stadtgebiet auf dem Stausee unterwegs sein. Dafür haben neben Markus Holt drei weitere Legionäre und eine Römerin die Prüfung für einen Segelschein beim Segelclub Prinzensteg abgelegt. Es sollen noch mehr Besucher Halterns für die Geschichte der Stadt begeistert werden. Die Ruderer am Samstag haben ihre Fahrt mit der „Victoria“ genossen.

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