Etwa 28 der 40 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner Afghanistans sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, um zu überleben. Sechs Millionen Menschen stehen am Rande einer Hungersnot. Latifa Saljuki, die seit über 35 Jahren in Haltern lebt, kommt gerade aus Afghanistan zurück. „Es ist schmerzhaft, die Not dort zu sehen“, sagt die 68-Jährige. Mit Spenden aus Haltern unterstützt sie ein Waisenhaus und eine Schule in Herat. „Es gibt für die Kinder und ihre Familien keine Hilfe vom Staat.“
Von den Spenden aus Haltern hat Latifa Saljuki beispielsweise 500 Jungen und Mädchen in Herat eine warme Mahlzeit kochen lassen. „Manche waren so ausgehungert, dass sie das Essen in Windeseile verschlungen haben. Andere haben nur eine Kleinigkeit gegessen, um einen Teil der Mahlzeit für ihre Eltern mit nach Hause nehmen zu können“, erzählt Latifa Saljuki.
Diese Beobachtungen haben sie sehr berührt. Immer wieder wischt sie sich bei einem Gespräch im Café Zentral die Tränen aus dem Gesicht, als sie von ihrem sechswöchigen Aufenthalt in ihrer früheren Heimat berichtet.
Es gibt überall in den Dörfern und Städten Afghanistans Menschen, die nicht wissen, woher sie ihre nächste Mahlzeit bekommen. Denn zu den Organisationen, die ihre Projekte ganz eingestellt haben, zählt unter anderem die Welthungerhilfe. Die Organisation weiß noch nicht, wann und unter welchen Bedingungen die Hilfe weitergehen kann.

Vor allem wegen einer massiven Beschränkung von Frauenrechten in diversen Bereichen stehen die Taliban, die seit 2021 wieder an der Macht sind, international scharf in der Kritik. So sind Mädchenschulen ab der siebten Klasse in weiten Teilen des Landes geschlossen. Der Besuch von Universitäten ist seit Dezember für Frauen ebenfalls tabu. Ihnen wird außerdem verboten, in Nichtregierungsorganisationen zu arbeiten. Die Vereinten Nationen bewerten diese gezielte Diskriminierung als Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Traurige Frauenschicksale
Aber Latifa Saljuki sagt, bei der letzten Reise habe sie mehr Angst gehabt. „Ich habe Gott angefleht, dass ich gesund wieder nach Hause komme.“ Diesmal hatte sie das Empfinden, dass die Taliban zurückhaltender gewesen seien, nicht so bedrohlich. Auch die Bombenattentate seien weniger geworden, so ihr Eindruck. Doch wirtschaftlich habe sich im Land nichts verändert. Die hohe Arbeitslosigkeit lasse die Menschen verarmen. „Dass die Frauen am öffentlichen Leben nicht teilhaben dürfen, macht mich sehr, sehr traurig“, sagt sie.

Die Frauen seien dazu verurteilt, im Haus zu bleiben. Obwohl sie als Fachkräfte dringend für den Aufbau des Landes benötigt würden. Trotz allem hat Latifa Saljuki vor allem Bilder voller Freude mit zurück nach Deutschland gebracht. Die Kinder und ihre Betreuer haben die 68-Jährige mit Blumen und Applaus überhäuft. Sie wurde empfangen wie ein Engel, jeder wollte sie sehen und mit ihr zusammen sein.
All die zusätzlichen Einladungen konnte sie gar nicht annehmen, der überwältigende Empfang in Herat, wo sie von Spendengeldern Lebensmittel, Schulbücher, Medikamente oder Kleidung kaufte oder einen Tag lang zwei Ärzte für einfache medizinische Versorgung bezahlte, brachte sie eh schon an den Rand ihrer Kräfte.
„Tausend Dank aus Afghanistan für die Halterner, die ein bisschen Frieden und Hoffnung schenken“, sagt sie. Die Freude über die Zuwendungen habe ihr Mut gemacht, die Hilfe fortzusetzen. „Sie ist so wertvoll“, sagt Latifa Saljuki. Dabei konzentriert sie sich auf Kabul und vor allem Herat, wo sie von Familienmitgliedern und Freunden unterstützt und beschützt wird.

In einigen Monaten will sie erneut nach Afghanistan reisen. „Ich habe solche Sehnsucht nach diesem schönen Land und den Menschen. Ich überlasse es Gott, wie lange ich es noch schaffe, dort zu helfen.“ Latifa Saljuki glaubt fest daran: Wer gibt, bekommt Gutes wie Freude, Gesundheit und Glück zurück.
Halterner können die Hilfe von Latifa Saljuki durch Spenden unterstützen. Das Geld kann auf das Stadtsparkassen-Konto des Asylkreises beim Caritasverband Haltern überwiesen werden: DE 98 4265 1315 00000 68759, Stichwort Afghanistan-Hilfe, Latifa Saljuki.
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