Die Taskforce, die sich in Haltern zum Ziel gesetzt hat, Geflüchteten eine Wohnung zu vermitteln, bekommt professionelle Unterstützung. Die vor einem halben Jahr gebildete Gruppe aus Mitgliedern des Kirchenvorstands St. Sixtus, der Gemeindecaritas, des Asylkreises und der Stadt Haltern bringt potenzielle Vermieter und Mieter in Kontakt und steht durch Beratung zur Seite. Neben Geflüchteten werden auch bedürftige Halterner auf Wohnungssuche in den Blick genommen.
Bisher wurde diese Aufgabe vorwiegend durch ehrenamtliches Engagement gestemmt. Nun steigt Luisa Ermann als Honorarkraft für fünf Stunden wöchentlich in das Projekt mit dem Motto „Menschen ein Zuhause geben“ ein. Die junge Sythenerin hat eine Ausbildung als Immobilienkauffrau absolviert und bringt Erfahrung in der Hausverwaltung mit. Außerdem studiert sie gerade Immobilienwirtschaft. Ihr Einsatz für das Halterner Vermittlungsprojekt wird aus Mitteln des Stärkungspaktes NRW finanziert.
Taskforce gebildet
Die Taskforce fand Ende vergangenen Jahres nach einer Gottesdienstreihe in St. Sixtus zu sozialen Themen zusammen. Der Stadt Haltern war es im Rahmen der Flüchtlingsunterbringung gelungen, über 50 Mietverträge für private Wohnungen abzuschließen. Es wurde aber zunehmend schwieriger, hier weiterhin erfolgreich zu sein. Deshalb sprang die Taskforce mit Anbindung an die verschiedenen Einrichtungen in Haltern in die Bresche. Und das geschah in einem unheimlichen Tempo, wie Michael Schniederjan vom Sozialamt in Haltern bestätigte.

„In der sozialen Landschaft der Kommunen gehört der Mangel an bezahlbarem Wohnraum zur größten Not, die es gibt“, erklärte Taskforce-Mitglied David Schütz. Das Thema Wohnen spiele außerdem bei der Integration eine absolute Schlüsselrolle. In einer Sammelunterkunft sei es kaum möglich, an einem Ort anzukommen und Kontakte zu knüpfen. 15 Wohnungen seien durch das Engagement der Gruppe bereits vermittelt worden, zwei weitere sollen bald folgen, teilte Karl-Heinz Ermann vom Kirchenvorstand St. Sixtus mit.
Die Kirche unterstützt
Nachdem in Gottesdiensten auf die Wohnungsnot hingewiesen wurde, hätten sich eine Reihe von potenziellen Vermietern gemeldet. Durch die Begleitung sei die Kontaktaufnahme mit Wohnungssuchenden bis hin zum erfolgreichen Vertragsabschluss gefördert worden. Die Kirchengemeinde St. Sixtus hat sich bereit erklärt, die Wohnungen anzumieten, wenn Vermieter finanzielle Unsicherheiten befürchten. Darüber berichtete Karl-Heinz Ermann, der ehrenamtlich besonders viel Zeit in das Projekt einbringt. Nun wird er durch seine Tochter entlastet, die ihm bereits oft bei seinem Einsatz über die Schulter geschaut hat und deshalb weiß, wo häufig der Schuh drückt.
Erst einmal hat die Taskforce nun mithilfe von Luisa Ermann die kommenden vier Monate im Blick. Zurzeit werden der Stadt Haltern noch 120 Plätze für Asylbewerber durch die Einrichtung der Seestadthalle als Erstaufnahmeunterkunft des Landes angerechnet. Das aber wird sich ändern, wenn der Mietvertrag voraussichtlich Ende Oktober ausläuft. Danach könnten die Zuweisungszahlen steigen und mit ihnen die Herausforderungen. Ziel soll es in Haltern weiterhin sein, eine Belegung von weiteren Sammelunterkünften zu vermeiden.
Nur noch zehn Flüchtlinge aus der Ukraine leben in der Stadt in einer größeren Unterkunft, teilte Michael Schniederjan mit. Rund 400 seien in privaten Wohnungen untergebracht. „Für Haltern ist das Wahnsinn“, sagte der Fachbereichsleiter. Die Taskforce ist sich bewusst, dass die Annäherung zwischen potenziellen Vermietern und Mietern ein langer Prozess sein kann, der viel Unterstützung bedarf. „Wir denken nachhaltig“, betonte David Schütz. Wer sich mit dem Gedanken trägt, Wohnraum zu vermieten, kann sich unter Tel. 92360 im Pastoralbüro St. Sixtus melden.
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