Die Briefwahl torpediert den Wahlkampf und die Meinungsbildung

Meinung

Tausende Menschen in Haltern haben ihre Stimme für die Landtagswahl schon abgegeben – per Brief. Damit verpassen sie eine wichtige Phase im Wahlkampf, findet unsere Autorin.

Haltern

, 22.04.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 1 min
Bei der Landtagswahl wird die Zahl der Wähler, die per Brief wählen, wieder sehr hoch sein.

Bei der Landtagswahl wird die Zahl der Wähler, die per Brief wählen, wieder sehr hoch sein. © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Früher war die Briefwahl die Ausnahme. Sie war eine Notlösung für Leute, die am Wahltag im Urlaub waren, arbeiten mussten oder nicht mobil sind. Seit Corona mausert sich die Briefwahl aber zum neuen Standard. Es ist ja vermeintlich auch viel bequemer, sein Kreuz auf der Couch zu machen, statt zur nächsten Grundschule zu latschen.

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Aber so wird ein wichtiger Teil der Meinungsbildung einfach übersprungen. Der Wahlkampf ist die Phase, in der sich die Kandidaten präsentieren und vorstellen. Gerade bei den Direktkandidaten ist es da mit einem „ich wähle eh immer CDU“ nicht getan.

Die Direktkandidaten sind unsere Vertreter, auch menschlich. Noch wichtiger als das Parteibuch sollte die Frage sein: Welcher der Kandidaten ist mir sympathisch? Wer kann mich gut repräsentieren?

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In den letzten Zügen vor der Wahl kann es noch Skandale geben, die die Meinung beeinflussen. Politik sollte nicht nur an ihren Leistungen der vergangenen Jahre gemessen werden, sondern auch an ihren Ideen für die Zukunft. Und die gibt es eben erst im Wahlkampf, bei Podiumsdiskussionen, Interviews oder Ständen auf dem Markt. Die Briefwähler überspringen diese Zeit einfach, mittlerweile meist aus Bequemlichkeit. Für unsere Demokratie ist das vor allem eines – schade.