Bereits im Juni kritisierten Eltern, deren Kinder die städtische Kita Holtwick besuchen, die Betreuungssituation dort. Aber nicht nur die gekürzten Öffnungszeiten wegen eklatanter personeller Unterbesetzung sind ein Problem. Der Elternrat hat eine Mängelliste an die Stadt geschickt.
Weil sie auf ihr Schreiben keine Antwort bekommen hatten, nahmen Eltern an der Sitzung des Ausschusses Generationen/Soziales teil. Dort wurde das Thema im öffentlichen Teil angeschnitten, tiefer greifende Informationen gab das Jugendamt in nichtöffentlicher Sitzung. „Die Stadt macht es sich in Holtwick zu einfach“, findet Nils Lohkämper, dessen Kind in der Kita betreut wird.
„Die Betreuungszeiten sind inzwischen viel zu kurz“, bemängelt Maike Terbrack. Die Kita ist nur noch von 7 bis 14.30 Uhr geöffnet. „Das bedeutet für uns berufstätigen Eltern viel Stress und eine organisatorische Herausforderung.“ Erst recht, wenn der Notbetrieb morgens per WhatsApp verkündet werde.
Stadt beklagt Personalmangel
In der Kita Holtwick gibt es tatsächlich große Probleme, gestand Jugendamtsleiter Gisbert Drees in der Sitzung am 7. September. Mehrmals habe die Stadt die Betreuungszeiten reduzieren müssen, weil Kräfte ausfallen. „Eine 48-stündige Betreuung kann derzeit einfach nicht aufrecht erhalten werden“, sagte Gisbert Drees. Das treffe auf Holtwick ebenso wie auf viele andere Einrichtungen zu. „Das macht es für die Familien nicht leichter. Aber unser zentrales Problem ist der Fachkräftemangel und ein nicht zu kalkulierender Krankenstand.“

Trotz Dauer-Ausschreibung von Erzieherstellen komme die Stadt nicht voran. Die Stadt versuche alles, um die Situation vor allem in der Kita Holtwick zu verbessern. Sie denke jetzt darüber nach, über eine Zeitarbeitsfirma Personal zu gewinnen. Außerdem will sie mehr Ausbildungsplätze anbieten. „Bei den Familien entsteht möglicherweise gerade der Eindruck, dass wir als Stadt nichts tun. Das stimmt aber nicht“, betont der Jugendamtsleiter.
Keine schöne Arbeitsumgebung
Der Ausfall von zwei Vollzeitkräften sei aber gerade in Holtwick nicht zu kompensieren, nicht durch Anhebung von Arbeitszeiten oder den Einsatz von Teilzeitkräften. Die Eltern sprechen von hoher Fluktuation in der Kita. „Die Stadt muss sich als Arbeitgeber einfach attraktiver verkaufen“, findet Nils Lohkämper. In Holtwick komme hinzu, dass die Erzieherinnen keine schöne Arbeitsumgebung hätten.
Schimmel in Räumen sei nur rudimentär beseitigt worden, das Mobiliar sei alt, die Rutsche auf dem Spielplatz ist seit langem stumpf und werde nicht ausgetauscht - das sind nur einige Beispiele, mit denen Eltern den Zustand der städtischen Kita beschreiben.
Dabei wissen sie die geografische Lage mit Anbindung an den Wald sehr wohl zu schätzen. Auch der Personal bekommt viel Lob: „Das Team holt das Beste aus den Gegebenheiten heraus, wir haben großen Respekt vor dessen Arbeit“, sagt Maike Terbrack.
Waldkonzept wird eingestellt
Die Eltern machen der Stadt zum Vorwurf, Betreuerinnen und Betreuern nur Zeitverträge zu geben. Sobald irgendwo im Umfeld Stellen mit festen Verträgen angeboten würden, seien diese dann weg. Das stifte viel Unruhe. Dass nun in Holtwick das pädagogische Angebot nicht mehr gewährleistet werden kann, ärgert die Eltern.
Die Stadt wirbt mit der besonderen Lage mitten im Wald. Diese biete optimale Gelegenheiten, die Natur mit allen Sinnen zu erfahren. „Aber dieses Waldkonzept soll jetzt wegen des Personalmangels eingestellt werden“, ärgert sich Nils Lohkämper. „Hier geht schon ewig nichts mehr normal.“
Verschmutzungen im Halterner Bürgerbus: Verein macht ein sensibles Thema öffentlich
Halterner Tafel hat ein neues Domizil gefunden: „Das ist die perfekte Lösung“
Familien und Betreuer nicht im Regen stehen lassen: Haltern stockt Hilfe für Freizeiten auf