Die Halterner Kirchen, darunter die Sixtuskirche (vorne links) und die Erlöserkirche (hinten rechts) bleiben an Weihnachten leer.

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Keine Präsenzgottesdienste an Weihnachten - dafür gibt es gute Gründe

rnWeihnachtsgottesdienste

Pfarrerin Merle Vokkert und Pfarrer Michael Ostholthoff haben erläutert, warum es in Haltern keine Präsenzgottesdienste an den Feiertagen geben wird. Die Kirchen bieten Alternativen an.

Haltern

, 18.12.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Frage, wie das Weihnachtsfest gefeiert werden kann, hat die Verantwortlichen in den Halterner Kirchengemeinen seit dem Sommer beschäftigt. Bis zuletzt gab es die Hoffnung, Gottesdienste mit weniger Teilnehmern und ohne Liedgut könnten stattfinden. Weil sich aber die Lage in der Corona-Pandemie zugespitzt hat, wurde nun der Entschluss gefasst, bis zum 10. Januar auf alle Präsenzangebote zu verzichten.

Darüber informierten Merle Vokkert, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Haltern, und Michael Ostholthoff, Pfarrer von St. Sixtus, am Donnerstagabend in einem gemeinsamen Pressegespräch. Auch die geplanten Open-Air-Veranstaltungen in beiden Kirchen fallen aus.

Es gehe darum, dass die Kirche eine Verantwortung gegenüber den Gläubigen habe und diese wolle man auch wahrnehmen, erklärte Merle Vokkert. „Die Lage war inzwischen so prekär, dass man zu grundsätzlichem Handeln gezwungen war“, führte Michael Ostholthoff aus. So sei man auch bei den geplanten Open-Air-Angeboten an organisatorische Grenzen geraten und habe sich gefragt, wie man die Abstandregeln einhalten könne.

Hoher Inzidenzwert im Kreis ist entscheidend

In der Pfarrei St. Sixtus sei die Entscheidung, die Präsenzgottesdienste zu streichen, auf den hohen Inzidenzwert im Kreis Recklinghausen (261,8 - Stand 18. Dezember) zurückzuführen. In Städten und Kreisen mit einem Inzidenzwert über 200 seien noch einmal 30 Prozent weniger Teilnehmer bei den Weihnachtsgottesdiensten zugelassen.

Für St. Sixtus hätte das bedeutet, von den bereits angemeldeten Teilnehmern noch einmal 500 auszuladen. Es habe einfach die Fantasie gefehlt, nach welchen Kriterien man die Auswahl hätte treffen sollen, so der Pfarrer. Eine „Weihnachtstombola“ habe man nicht daraus machen wollen. Man habe die Christen auch nicht in die erster und zweiter Klasse einteilen wollen.

„Uns war es auch wichtig, im ökumenischen Gespräch einen Einklang im Vorgehen zu haben“, sagte er. Die Kirche sollte aus seiner Sicht in diesen Tagen nicht auf ihr Recht beharren, sondern sich in Verantwortung für die Gesellschaft in die Reihe derjenigen einreihen, die kürzer treten.

Neue Formate finden, um die Menschen zu erreichen

Die Pfarrei St. Sixtus und die evangelische Kirchengemeinde in Haltern wollen nun mit ihren alternativen Angeboten die Menschen in Haltern erreichen, darunter auch digitale Formate. Es gebe eben auch andere Wege, den Menschen Mut zu machen und die gute Botschaft zu verkündigen, erklärte Merle Vokkert. Vielleicht könne man mit den neuen Formaten sogar mehr Menschen erreichen als mit einem Präsenzgottesdienst, der unter Schutzvorkehrungen nur mit ganz wenigen Gläubigen stattfinden könne.

In der Sixtuskirche, die bis zu 600 Menschen Platz biete, hätte es an diesem Weihnachtsfest nur die Kapazität von 60 Personen gegeben, gab Pfarrer Michael Ostholthoff ein Beispiel. Das hätte in der großen Kirche wohl ein trostloses Bild abgegeben. Hinzu komme noch, dass man die vertrauten Weihnachtslieder nicht in Gemeinschaft singen darf und das Gespräch nach dem Gottesdienst vor der Kirchentür ausfallen muss.

Die Bistumsleitung in Münster, die weiterhin an Präsenzgottesdiensten festhalten will, informierte Michael Ostholthoff am Donnerstagnachmittag (18. Dezember) über die Entscheidung der Pfarrei St. Sixtus. Es sei ein sehr versöhnliches Telefonat gewesen, berichtete der Halterner Pfarrer. „Die Bistumsleitung weiß darum, dass in Haltern sehr vernünftig und rational gearbeitet wird. Unsere Entscheidung wird voll mitgetragen.“

Auch die freie Gemeinde verzichtet auf Präsenzgottesdienste

Die freie Gemeinde Wendepunkt in Haltern hat sich dem Entschluss der beiden großen Kirchen vor Ort angeschlossen und verzichtet auf Präsenzangebote an den Festtagen. Auch hier soll es Alternativen im Netz geben.