Larissa Stratmann hat 2022 ihren Jagdschein gemacht.

Larissa Stratmann hat 2022 ihren Jagdschein gemacht, in ihrem Deutschen Drahthaar-Rüden Axl, den sie jetzt jagdlich ausbildet, hat sie einen treuen Begleiter gefunden.

Jungjägerin Larissa Stratmann (24) aus Haltern: „Die Jagd ist Teil meines Lebens“

rnJagd wird weiblicher

Larissa Stratmann ist glücklich, wenn sie draußen in der Natur sein kann. Schon mit fünf Jahren hat sie geangelt, sie sammelt Pilze und seit April 2022 besitzt sie einen Jagdschein.

Haltern

, 09.10.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Früher war das Jagen reine Männersache. Doch Frauen haben die Männerbastion gestürmt, die Jagd wird immer weiblicher. Mehr als 400.000 Jägerinnen und Jäger gibt es in Deutschland, der Frauenanteil ist auf 28 Prozent gestiegen. Larissa Stratmann (24) aus Haltern gehört zu diesen 28 Prozent.

Sie hat im April 2022 ihre Jägerprüfung abgelegt, als einzige in ihrer Familie. „Als Jägerin habe ich schon viele tolle Momente erlebt“, erzählt sie bei einem Spaziergang durch den Wald. An ihrer Seite ist der vier Monate alte Deutsch-Drahthaar-Rüde Axl.

Biologie war ein Lieblingsfach

Ein Onkel, Tierarzt und Jäger, habe sie schon als Kind für die Natur und die Jagd begeistert, sagt die 24-Jährige. „Bereits mit fünf Jahren habe ich in Holland mit stoischer Ruhe am Wasser gesessen und geangelt.“ Larissa Stratmann ist im Westen Halterns am Rand des Waldes aufgewachsen, streifte mit dem Familienhund - einem Rauhaardackel - jahrelang durch die Gegend, ging mit einem Biologie-Leistungskurs ins Abitur, absolvierte die Ausbildung als biologisch-technische Assistentin und studiert heute Gesundheitswissenschaften an der Hochschule für Gesundheit Bochum. Viel Basiswissen häufte sich an für das, was noch folgen sollte: Larissa Stratmann meldete sich für die Jägerprüfung an.

Ihren Freund Stephan Berger zog sie mit, heute sind beide passionierte Jäger. Im Lehrgang der Kreisgruppe Hubertus Recklinghausen saßen unter 30 Teilnehmern sieben Frauen. „Die Vorbereitung auf die Jägerprüfung war sehr anspruchsvoll, ich habe wirklich viel und intensiv dafür gelernt“, sagt Larissa Stratmann.

Jana Schrief mit ihrer Terrier-Hündin Carla: Die Jagd ist ihre große Leidenschaft, sie gehört zum Ausbilder-Team der Kreisgruppe Hubertus.

Jana Schrief mit ihrer Terrier-Hündin Carla: Die Jagd ist ihre große Leidenschaft, sie gehört zum Ausbilder-Team der Kreisgruppe Hubertus. © Privat

Jana Schrief (32), die seit 2015 den Jagdschein besitzt, gehört schon vier Jahre lang zum Team der 16 Ausbilderinnen und Ausbilder. Sie ist für die Wissensvermittlung im Bereich Haarniederwild und Haarraubwild (u.a. Kaninchen, Fuchs, Marder) zuständig. Im Oktober hat der neue Vorbereitungslehrgang auf die Jägerprüfung begonnen, Abschluss ist im April 2023. „Die Ausbildung ist sehr zeitintensiv, aber sehr lohnenswert. Man gewinnt viel an Wissen“, sagt Jana Schrief, die in Marl geboren wurde und seit 2021 mit ihrem Mann - ebenfalls Jäger - in Haltern wohnt und seit April Mutter einer Tochter ist. Auch ihre Eltern sind passionierte Jäger.

28 Teilnehmer im neuen Jungjägerkurs

Für den neuen Kurs haben sich 28 Teilnehmer (sieben aus Haltern) angemeldet, darunter drei Frauen. Die Altersspanne reicht von 15 bis 67 Jahren. „Manche möchten damit eine Familientradition fortsetzen, andere ihrem Interesse an der Natur nachgehen, wiederum andere hochwertiges Biofleisch gewinnen“, fasst Jana Schrief die Motivation der angehenden Jägerinnen und Jäger zusammen.

„Die Ruhe im Wald macht mich glücklich“
Larissa Stratmann

Für Larissa Stratmann steht das Schießen nicht an erster Stelle. Ihr geht es darum, viel Zeit in der Natur zu verbringen und diese in ihrer Vielfalt zu erleben. „Für mich ist die Jagd inzwischen nicht nur ein Hobby, sondern Teil meines Lebens.“ Sie liebt es, im Wald zu sein: „Die Ruhe macht mich glücklich.“

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Es sind die vielen Facetten der waidgerechten Jagd und die besondere Gemeinschaft, die sie begeistern. Sie hat während der trockenen Sommermonate zur Versorgung des Wildes Wasser in Reviere gebracht, sie beteiligt sich außerdem an der Kitzrettung oder hilft beim Bau von Ansitzen. Durch die Jagd habe sie schöne Freundschaften geschlossen, als Jägerin werde sie überall herzlich aufgenommen.

Nicht geschossen ist auch gejagt

Ein eigenes Revier hat die Studentin nicht, wird aber viel eingeladen. Natürlich hat die Jungjägerin inzwischen ihr erstes Stück Rehwild erlegt. Nach dem Schuss kam erst die Aufregung, dann die Stille. „Ich habe die Situation ehrfürchtig und mit großem Respekt erlebt.“

Larissa Stratmann macht sich viele Gedanken über den Verzehr von gesunden Lebensmitteln, auch von Fleisch. Ihr ist es besonders wichtig, dass die Tiere, die verzehrt werden, vor ihrem Tod nicht in engen Ställen eingepfercht sind, sondern ein freies Leben genießen können. Wild, dass die 24-Jährige schießt, zerwirkt sie selbst, die Zubereitung und das Servieren zelebriert sie.

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So wie Jana Schrief. „Aber ich muss nicht unbedingt ein Stück Wild schießen. Mir gibt die Ruhe auf dem Ansitz unglaublich viel“, erzählt sie. „Nicht geschossen ist auch gejagt“, zitiert sie ein waidmännisches Sprichwort. Allein das Wild zu beobachten oder die Geräusche der Natur zu hören, sei super spannend. Jagdgelegenheiten hat sie in Haltern und im Sauerland. Zurzeit tritt sie allerdings wegen ihrer kleinen, sechs Monate alten Tochter Franziska - was ihr Hobby betrifft - ein wenig kürzer. Die Verbundenheit zum Jagdwesen bleibt intensiv. „Ich würde immer wieder den Jagdschein machen“, sagt sie.

Larissa Stratmann hatte dieses „grüne Abitur“ nicht immer im Kopf. Auf einmal sei das Interesse erwacht. Ihre Prüfung hat sie mit Bravour bestanden: „Ich wollte niemanden enttäuschen, mich vor allem nicht.“

Fit sein in vier Fachbereichen

Die Kreisjägerschaft Hubertus Recklinghausen richtet seit mehreren Jahrzehnten den Vorbereitungskurs für die Erlangung des Jagdscheines aus. Die theoretischen Grundlagen werden in etwa 50 Unterrichtsabenden vermittelt. Es gibt vier Fachbereiche, in denen die angehenden Jäger fit sein müssen. 1. Wildtierbiologie, Hege, Tierarten, Naturschutz; 2. Jagdbetrieb, Fleischhygiene, Wald- und Landbau, Krankheiten und Jagdhundewesen; 3. Waffenkunde und Führung von Waffen; 4. Jagdrecht. Zusätzlich sind Reviergänge beziehungsweise Exkursionen geplant, in denen das Erlernte in die Praxis umgesetzt werden kann. Der Kurs erstreckt sich von Oktober bis April und kostet rund 2250 Euro. Weitere Infos: www.kreisjaegerschaft-recklinghausen.de