
© Silvia Wiethoff
3000 Kilometer Jakobsweg im Barfußschuh: Martin Altebockwinkel startet in Sythen
Jakobsweg
Er macht es wirklich: Martin Altebockwinkel startet den 3000-Kilometer-Weg von seiner Haustür in Sythen nach Santiago de Compostela. Halterner können ihn auf dem Jakobsweg digital begleiten.
Ende Februar ist Martin Altebockwinkel in Rente gegangen. Über die Frage „Was nun?“ musste der 60-jährige Sythener, der als Ingenieur für Automatisierungstechnik bei Evonik in Marl für die Planung und den Bau von Großanlagen zuständig war, nicht lange überlegen.
Seine Frau Sabine hat vor einigen Jahren für mehrere Wochen einen Teil des Jakobsweges zurückgelegt, er selbst konnte sie wegen der beruflichen Verpflichtungen nur zeitweise begleiten. „Jetzt kann ich eigenständig über meine Zeit verfügen“, freut sich der sportliche Sythener, der seinen Arbeitsplatz in Marl meistens mit dem Liegefahrrad erreichte.
Sein Rucksack wiegt nur sechs Kilo
Für ein halbes Jahr will er nun einfach mal weg sein und bis Santiago de Compostela wandern. Im Gepäck hat er nur das Notwendigste und die Gewissheit: Der Weg ist das Ziel.
Am Donnerstagmorgen (17. März) verabschiedete sich Martin Altebockwinkel vor seiner Haustür am Dorfplatz in Sythen von seiner Frau Sabine und einem Teil seiner Familie, schulterte seinen sechs Kilogramm schweren Rucksack und setzte sich seinen Wanderhut aus Filz auf, der seinen Kopf schon seit vielen Jahren schützt.

Die Packliste von Martin Altebockwinkel ist sehr übersichtlich. Es gibt die Wanderkleidung (Foto) und eine Kluft zum Wechseln. © Silvia Wiethoff
Seit vielen Wochen hatte er sich darauf vorbereitet, akribisch seine Packliste zusammengestellt und bei mehrstündigen Wanderungen in der Umgebung von Haltern seine Fitness trainiert. „Im letzten halben Jahr bin ich etwa 400 Kilometer gewandert“, sagt er über seine Vorbereitungen.

Der Pilgerpass soll sich bald mit Stempeln füllen. © Silvia Wiethoff
Noch befindet sich nur der Stempel der katholischen Sixtus-Gemeinde in Haltern und der Jakobus-Gesellschaft in seinem Pilgerpass, aber das soll sich nun ändern. Um die 100 Stempel sollen es am Ziel in Santiago de Compostela sein. Zu den wichtigsten Utensilien in seiner Ausrüstung zählt er einen Wasserbeutel mit Schlauch, den man bequem über den Rücken legen und direkt daraus trinken kann. Außerdem setzt er auf Hirschtalg für die strapazierten Füße und Magnesium für den Mineralhaushalt. Neben Wechselkleidung hat darüber hinaus auch die Halterner Fahne Platz im Gepäck gefunden.

Zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen auf seiner Wanderung zählt Martin Altebockwinkel sein bewährtes Wassertrinksystem, Sonnencreme, Hirschtalg sowie Magnesium. © Silvia Wiethoff
Im nächsten halben Jahr will der Rentner rund 3000 Kilometer zu Fuß zurücklegen, geplant sind etwa 25 Kilometer an sechs Tagen in der Woche. Dabei werden ihn keine dicken Wanderstiefel durch die Landschaften tragen, sondern ultraleichte Barfußschuhe. Seine Wanderung führt den Sythener über Raesfeld, dem Einstieg in einen deutschen Zweig des Jakobsweges, zunächst nach Wesel, Koblenz, Bingen und Worms. Weiter Richtung Metz will er sich über Frankreich seinem Ziel nähern.
Zwischendurch plant Martin Bockwinkel Abstecher bei einer seiner Töchter in Bechtheim sowie bei Freunden in Flörsheim-Dahlsheim, wo er mit seiner Familie früher zu Hause war und ein Weinfest stattfindet. Seine Frau Sabine soll dann zusammen mit einem Korb für Packaustausch dort eintreffen. Dazu gehören beispielsweise ein Hüttenschlafsack und eine Daunendecke, damit der Pilger in den einfachen Herbergen auf dem Jakobsweg nicht auf fremde Bettwäsche angewiesen ist.

Abschied vor der Haustür in Sythen: Für ein halbes Jahr will Martin Altebockwinkel mit leichtem Gepäck unterwegs sein. Seine Frau Sabine ist auch schon auf dem Jakobsweg gewandert. © Silvia Wiethoff
„Ich möchte einfach Spaß haben“
Mit großen Erwartungen steigt er nicht in die Tour ein. „Ich möchte einfach Spaß haben und interessante Leute treffen“, berichtet der 60-Jährige über seine Motivation. Und es geht wohl auch darum, den Übergang in die Rente positiv zu gestalten. „Das ist ein Einschnitt. Ich habe es schon bei einigen erlebt“, sagt er. „Immer ist der Terminkalender voll, dann plötzlich nicht mehr.“
Seinen WhatsApp-Freunden will Martin Altebockwinkel über seinen Statusverlauf an seinem Wanderabenteuer teilhaben lassen. Wer sich ebenfalls für seine Eindrücke interessiert, kann sich über seine Homepage anmelden (www.altebockwinkel.de), um seine Reiseabenteuer zu verfolgen.
Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und hinter jeder Zahl steckt eine ganze Welt. Das macht den Journalismus für mich so spannend. Mein Alltag im Lokalen ist voller Begegnungen und manchmal Überraschungen. Gibt es etwas Schöneres?
