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Musikerin Steffi Budde: Wandern gegen den Corona-Blues
60 Kilometer und mehr
Durchgelaufene Schuhe zählt Steffi Budde nicht mehr, stattdessen glückliche Stunden auf ihren Wanderungen. Ganz allein ist sie unterwegs, bis zu 100 Kilometer. „Das liegt tatsächlich an Corona.“
Steffi Budde ist eine passionierte Akkordeonspielerin, sie ist Mitglied in vier Bands und begeistert sich für Folkmusik. Dass sie in der letzten Zeit so viel gewandert ist, liegt an Corona. Oder anders gesagt: An den unzähligen Konzertabsagen wegen der Pandemie und der plötzlich vorhandenen freien Zeit.
Aber auch daran, dass ihre Mutter zu Beginn der Pandemie stürzte und mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus musste. „Das war eine ziemlich heftige Zeit, weil es ihr sehr schlecht ging und wir sie aber nicht besuchen durften“, erzählt die Musikerin und Musikschullehrerin.
Gedanken und Sorgen bedrückten sie, Steffi Budde begann mit Wanderungen, um den Kopf frei zu bekommen. „Das Wandern hat mir ziemlich gut getan und ist eine Sache, die ich auf jeden Fall beibehalten werde, auch wenn der Corona-Wahnsinn irgendwann hoffentlich wieder vorbei ist.“

Steffi Budde hat das Wandern für sich entdeckt. Sie läuft Routen zwischen fünf und 100 Kilometern. © Privat
Vor gut acht Jahren hatte die Lippramsdorferin mit dem Wandern begonnen, sie trainierte für den Bödefelder Hollenmarsch. Nach intensivem Training schaffte sie mit 70 Kilometern das Maximum. Danach schlief ein vermeintlich neu entdecktes Hobby wieder ein. Die Konzertauftritte ließen dafür nicht genügend Zeit. Und nichts ist für Stefffi Budde im Leben wichtiger als die Musik - außer ihrer Familie natürlich.
„Irgendwann habe ich ignoriert, dass die Knie weh tun“
Corona zwang sie wieder von der Bühne, Steffi Budde spielte nur ab und an noch mit Barbara Kranz (Geige) als Duo Patratas wo es möglich war. Die heute 53-Jährige erinnerte sich an ihre Freude am Wandern und los ging‘s.
Die erste Strecke führte sie nach Oer-Erkenschwick, weil einer ihrer drei Söhne dort ein Handball-Spiel hatte. Sie steigerte sich im Laufe der Zeit von 20 auf 40 auf 60 Kilometer. „Irgendwann habe ich ignoriert, dass die Knie weh tun“, lacht sie. Mittlerweile hat sie rund um Haltern alles abgelaufen. „Die schönsten Strecken führen durch die Westruper Heide und durch die Haard“, findet sie.

Steffi Budde auf der Geierlay Hängebrücke. Diese liegt zwischen den Ortsgemeinden Mörsdorf und Sosberg im Hunsrück. © Privat
Steffi Budde ist immer allein unterwegs. Dann könne sie in Ruhe über alles nachdenken, sagt sie. Dieses bewegte Alleinsein hat ihr auch geholfen, als ihre Mutter starb. „Ich habe beim Laufen die Trauer verarbeitet.“
Die Routen führen nicht immer nur durch Haltern und Umgebung, Steffi Budde fährt auch bis Heidelberg, um zu wandern, oder ins Sauerland, in den Schwarzwald und zur Mosel. Sie freut sich, wenn sie dann einen Dompfaff sieht oder eine Wiese voller Löwenzahn. „Ich fühle mich in der Natur so glücklich wie mit der Musik.“
Eine Challenge hält Steffi Budde Woche für Woche auf Trab
Neben den Touren, an denen sie auch ihre Facebook-Gemeinde teilhaben lässt, läuft eine Challenge mit einem ihrer Söhne. Jedes Quartal muss sie 500 Kilometer gewandert sein. Das schafft Steffi Budde, indem sie täglich fünf Kilometer absolviert und einmal in der Woche eine längere Strecke. Was sie immer dabei hat? Handy, Powerbank, Outdoor-Navi, wetterfeste Kleidung und Proviant - mittlerweile auch eine gute Kondition.

An der Ehrbachklamm enstand dieses Foto. Steffi Budde wurde im Hunsrück immer wieder mit atemberaubenden Naturschönheiten und fantastischen Ausblicken belohnt. © Privat
Drei Paar Wanderschuhe hat sie immer zu Hause in Lippramsdorf stehen. Das ist eine Folge aus einem unangenehmen Erlebnis. Steffi Budde hatte ihre Wanderschuhe bei einer einwöchigen Wanderung auf dem Rothaarsteig durchgelaufen. Zwei Wochen später wagte sie sich an einen 100 Kilometer-Marsch - mit neuen Schuhen. 100 Kilometer später hatte sie sich neun fiese Blasen eingehandelt. Das kann der 53-Jährigen heute nicht mehr passieren.
„Das Wandern kann ich als Therapie nur jedem empfehlen“, wirbt Steffi Budde für ihren Sport. „Es macht gute Laune, vor allem in dieser Zeit!“ Früher hatte sie nie recht Lust, draußen unterwegs zu sein. Heute geht sie bei jedem Wetter raus. „Ohne Corona wäre es so nicht gekommen.“
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
