Insekten haben in Haltern kaum noch Lebensräume

Naturschützer besorgt

Die Naturschützer in Haltern bemerken den Insektenschwund, den schon eine internationale Studie bewiesen hat. Das bereitet ihnen Sorgen. Doch jeder Bürger kann etwas dagegen tun.

HALTERN

, 02.11.2017, 13:30 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der „Kleine Fuchs“ war früher ein „Allerweltsschmetterling“, sagt Heinz Kalfhues vom Natur- und Vogelschutzverein Haltern. Heute sind diese Falter kaum noch zu sehen.

Der „Kleine Fuchs“ war früher ein „Allerweltsschmetterling“, sagt Heinz Kalfhues vom Natur- und Vogelschutzverein Haltern. Heute sind diese Falter kaum noch zu sehen. © dpa / Carsten Rehde

Mücken, Wespen und Hornissen mag kaum jemand, trotzdem sollten wir uns freuen, wenn wir sie sehen. Das findet zumindest Niels Ribbrock von der Biologischen Station des Kreises Recklinghausen. Der Grund: Eine kürzlich veröffentliche Studie besagt, dass der Insektenbestand in Deutschland seit 1989 drastisch abgenommen hat. In den 63 untersuchten Naturschutzgebieten sogar um rund 75 Prozent.

Einen Grund für den Insektenschwund nennen die Forscher jedoch nicht und auch Ribbrock hält sich da zurück. „Die Gründe dafür kann ich noch nicht nennen, deshalb ist es jetzt auch umso wichtiger, dass wir die Ursachen erforschen.“ Der Insektenschwund könnte schließlich viele verschiedene Gründe haben. Seien es Schadstoffe, eine zu starke Nutzung der Natur oder der Klimawandel – noch ist die Ursache unklar.

Auch wenn der Grund unklar ist: Der Insektenschwund ist ein allgemeines Problem, das vielen Naturschützern schon seit mehreren Jahren bekannt ist. So auch Heinz Kalfhues vom Natur- und Vogelschutzverein Haltern und Umgebung „Wir wissen schon lange, dass das ein Riesenproblem ist.“ Besonders problematisch sei, dass die Wegränder kaum noch Artenreichtum aufweisen würden und viel zu stark benutzt und viel zu schnell wieder abgemäht werden würden.

Kaum noch Platz



Das sieht auch Ribbrock so: „Wir benutzen die Landschaft oft viel zu intensiv und lassen ihr kaum noch Freiräume.“ Zwar gäbe es erste Ansätze zur Verbesserung, trotzdem, sagt Ribbrock, „findet die Artenvielfalt kaum noch Platz.“ Die Folge: Es gibt weniger Insekten, ihre Biomasse sinkt. Eine Aussage darüber, welche Arten besonders gefährdet seien, könne man allerdings nicht treffen. Dazu seien die verschiedenen Insektenarten einfach viel zu unterschiedlich.

Auch in Haltern machen sich die Veränderungen bemerkbar. „Wer in diesem Sommer aufmerksam einen Spaziergang gemacht hat, der musste die Insekten und auch die Schmetterlinge schon fast suchen“, sagt Ribbrock. Die Schmetterlinge seien schließlich eine sehr augenscheinliche Gruppe der Insekten, die man im Normalfall eigentlich nicht suchen muss. In diesem Sommer schon.

Der „Kleine Fuchs“ ist kaum noch zusehen

Das ist auch Heinz Kalfhues aufgefallen. „Alle sagen immer, dass Haltern so schön und so grün ist, aber als Älterer weiß ich, was inzwischen alles nicht mehr da ist.“ Er nennt auch die Schmetterlinge als Beispiel, genauer gesagt den „kleinen Fuchs“. Früher sei das ein „Allerweltsschmetterling“ gewesen, heute dagegen sei er kaum noch zu sehen. Noch ist es nicht zu spät, dem Insektenschwund entgegenzuwirken. Aber die Zeit drängt. Auch der Einzelne kann etwas tun und den Tieren helfen. „Beim Neubürgerempfang in Haltern bekommt jeder ja so ein kleines Päckchen mit Samen. Wenn das jeder aussäen würde, wäre das schon ein Anfang“, sagt Heinz Kalfhues. Generell solle man einfach mal das „Unkraut“ stehen lassen. Das seien nämlich genau die Pflanzen, die die Insekten brauchen. „Wenn man das tut, wird man schon nach kurzer Zeit merken, dass wieder mehr Insekten auftauchen.“

Zusätzlich, das empfiehlt Ribbrock, solle man auf Pflanzen- und Insektenschutzmittel verzichten, da sie die „Strukturvielfalt“ im Garten zerstören würden.

Und wenn es dann mal ganz viele Insekten auf einmal im Garten gibt, „dann soll man sich lieber darüber freuen, anstatt ein Problem daraus zu machen“, bemerkt Ribbrock. Dazu gehöre es nun mal auch, im Sommer mit ein paar Mückenstichen zu leben.

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