Schützenfest in Haltern Mark Luft (49) fand keine barrierefreien Toiletten

Mark Luft fand keine barrierefreien Toiletten beim Schützenfest
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Am vergangenen Samstag besuchte Mark Luft das Schützenfest in Haltern. Von 20 Uhr bis zum Schluss war der Halterner beim Traditionsfest dabei. Der 49-Jährige sitzt aufgrund einer spastischen Diplegie im Rollstuhl und hat im Alltag viele Hürden zu überwinden. So auch beim Schützenfest.

„Die Toiletten hatten drei Stufen, die mir zur Brust gingen. Die waren nicht begehbar“, sagt Mark Luft. „Es war kein Geländer vorhanden. Außer eine Minileiter, an der man hochstrampeln konnte.“

Beim ersten Mal habe ein stärkerer Mann geholfen. „Jedoch hat es sich angefühlt, als würden mir beide Arme ausgerissen.“ Beim zweiten Mal klappte es etwas besser. „Da gab es jemanden, der etwas Ahnung davon hatte und jemand anderes vor Ort angelernt hat. Der hat mich ganz sanft hochgehoben. Das war traumhaft!“

Zwar werde viel über Inklusion und Gleichstellung geredet, sagt der Halterner, aber zu wenig getan. Er habe oft das Gefühl, vergessen zu werden. „Ich bin mir sicher, dass ich nicht der Einzige war, sondern auch angetrunkene Gäste oder ältere Menschen Probleme mit den Toiletten hatten“, sagt er.

Mann steht an Krücken in seinem Wohnzimmer
Mark Luft wünscht sich mehr Rücksichtnahme auf Menschen mit Behinderungen. © Stefan Hippler

Zuständig für die Toilettenanlagen war die Marc Grothoff Zeltverleih GmbH aus Dorsten. Geschäftsführer Marc Grothoff widerspricht der Darstellung: „Es gab sehr wohl barrierefreie Toiletten. Wenn man aus dem Zelt herausging, standen sie auf der rechten Seite neben den regulären Sanitäranlagen.“

500 Euro für Handicaptoiletten

Für Anmietung und Installation der Handicaptoiletten zahle man 500 Euro pro Wochenende zuzüglich Mehrwertsteuer, so Grothoff. „Man kann uns jederzeit anrufen und im Büro nachfragen. Wir zeigen auch gerne, wo sie stehen.“

Mark Luft berichtet unterdessen auch über wiederkehrende Probleme im Alltag. Mit dem Auto in der Stadt könne er die Behinderten-Parkplätze nicht erreichen.

„Dann parke ich eben wild“

„Am Wochenende baut die Stadt Pöller vor dem Eiscafé Dolomiti auf, sodass man kaum durchkommt. Direkt dahinter befinden sich die behindertengerechten Parkplätze“, sagt er.

Im Rahmen der Verlängerung seines Behindertenparkscheins habe er bei der Stadt darauf hingewiesen, aber es sei nichts passiert. „Dann parke ich eben wild.“ In vielen Geschäften in Haltern seien Rampen vorhanden. Bei der Post könne die Barrierefreiheit aber beispielsweise besser sein, meint Mark Luft. Er wünscht sich, dass Inklusion mehr gelebt werde.

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