Bauunternehmer Ralf Mertmann berichtet von einer sinkenden Nachfrage aufgrund der hohen Preise.

Bauunternehmer Ralf Mertmann berichtet von einer sinkenden Nachfrage aufgrund der hohen Preise. © Hans Deckenhoff

Bis 800 Euro pro Quadratmeter: Hohe Grundstückspreise in Haltern lassen Nachfrage sinken

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Schon der Bodenrichtwert in Haltern ist hoch, die tatsächlichen Preise noch höher. Hinzu kommen die Baukosten. Drei Halterner Immobilienexperten schätzen die Lage ein.

Haltern

, 06.09.2022, 12:00 Uhr

Die Immobilien- und Baukosten in Haltern am See stiegen auch in diesem Jahr weiter an. Langsam wird das Bauen und Kaufen von Immobilien für Bauinteressenten unerschwinglich. Trotzdem reißt die Nachfrage nicht ab, weiß Baudezernent Siegfried Schweigmann vom Fachbereich Planen und Bauen der Stadt Haltern: „Wir verzeichnen ja bereits seit etlichen Jahren Preissteigerungen im Immobilienbereich. Was die Grundstücke angeht, können wir das vor allem an den amtlich ermittelten Bodenrichtwerten festmachen, die vor circa sechs oder sieben Jahren bei uns in Haltern am See so richtig angezogen haben.“

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„Die Nachfrage ist weiterhin riesengroß“, sagt Siegfried Schweigmann. Die Stadt sehe darin den Hauptgrund für die hohen Preise in der Seestadt. „Seit 2015 oder 2016 sind die Bodenrichtwerte in den Baugebieten durch die Bank um rund 80 Prozent gestiegen. In wenigen Bereichen haben sie sich sogar verdoppelt.“ In den letzten zwei Jahren seien die Richtwerte jährlich um 15 Prozent gestiegen.

Bodenrichtwerte bis 500 Euro pro Quadratmeter

Schweigmann: „ Das hängt natürlich – wie immer – von der Lage ab. In einzelnen Bereichen – im Norden und im Nordwesten von Haltern-Stadt – werden jetzt schon Bodenrichtwerte um 500 Euro je Quadratmeter erreicht.“ Er fügt hinzu: „Der Marktpreis, also die Preise, die tatsächlich gezahlt werden, liegen überall noch darüber. 100 oder 200 Euro über dem Bodenrichtwert werden ohne Weiteres gezahlt.“

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Immobilienberaterin Sabine Kulik verfolgt die Schwankungen der Preise im Immobiliengeschäft seit Jahren. Sie hofft, dass die hohen Preise bald wieder sinken. „Ja, es ist immer noch sehr teuer. Wir merken allerdings einen leichten Abwärtstrend und das ist auch gut so!“ Auf die Frage, mit welchen Grundstückskosten Bauwillige heute gerechnet werden müssen, sagt sie: „Also in Haltern würde ich sagen, zwischen 600 und 800 Euro den Quadratmeter.“ Wenn man genügend Eigenkapital mitbringe, sei Bauen noch finanzierbar, so Sabine Kulik.

Einige Bauwillige seien bereits vom Traum eines eigenen Hauses zurückgetreten. Es sei schwer Material zu bekommen und dieses sei auch teurer geworden, so Sabine Kulik. „Einige bevorzugen doch die Eigentumswohnung – im Moment.“

Doch der Bauboom reißt nicht ab. Der Fachbereich Bauplanung erschließt weitere Baugebiete, allerdings gelten bei Grundstücksvergaben unterschiedliche Kriterien. Bauunternehmer Ralf Mertmann spürt die derzeitige Unsicherheit der Bauwilligen. Zum einen wird die Einhaltung von Lieferterminen aufgrund des Ukrainekrieges immer schwieriger, hinzu kommen steigende Kosten durch die Energiekrise.

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Bereits jetzt sei die Nachfrage rückläufig, so Mertmann. Er fordert die Politik auf, sehr schnell für Planungssicherheit zu sorgen – zum Beispiel im Energiebereich. Mertmann: „Die Flüsse haben alle Niedrigwasser. Sehr viel wird über die Flüsse transportiert, zum Beispiel der Stahl – das ist das eine Problem. Das zweite Problem, was wir haben ist, dass es immer weniger LKW-Fahrer gibt. Auch, dass sehr viele ukrainische LKW-Fahrer momentan nicht für die Firmen verfügbar sind. Da gibt es Lieferschwierigkeiten.“

Kriterien für die Baulandvergabe

„Man muss es nur an die Politik appellieren, gerade was die Energiekosten betrifft“, sagt Mertmann und plädiert für Sicherheit in Industrie und Mittelstand. „Denn wenn wir da keine Sicherheit haben – wie und wo die Energiekosten hingehen – dann wissen wir auch nicht, wo die Materialpreise hingehen. Dann kann man nicht kalkulieren und dann wird auch nicht mehr gebaut.“

Die politischen Gremien wollen in den nächsten Wochen über die Kriterien für eine Baulandvergabe entscheiden. Besonders junge Familien könnten dann wieder in den Genuss eines günstigen Baugrundstücks gelangen, um so den Traum vom eigenen Heim wahr werden zu lassen.

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