
Zusammen mit seinem Mitarbeiter Peter Riddermann (rechts) steigt Michael Wollbrink den Halternern aufs Dach. Doch die Aufgaben des Schornfegermeisters sind weitaus vielfältiger. © Vanessa Dumke (A)
Heizen mit Holz: Die Halterner bereiten sich auf den nächsten Winter vor
Pelletofen
Selten haben wir in den vergangenen Sommern schon an den Winter gedacht. Der Ukraine-Krieg hat das geändert. Die Halterner bereiten sich darauf vor, dass das Gas ausbleiben könnte.
Schornsteinfegermeister Michael Wollbrink und seine Kollegen sind gerade besonders gefragt. Das liegt an der russischen Invasion in der Ukraine und den Drohgebärden des Kremls, den Gashahn zuzudrehen. Neben der angeratenen Wartung bestehender Heizungsanlagen, um diese möglichst optimal einzustellen, geht es bei Beratungen vor allem darum, „heimische, nachwachsende Rohstoffe zu verbrennen“.
„Ganz oft fällt bei diesen Gesprächen das Wort autark“, sagt der Fachmann, der seit vielen Jahren Kunden in Haltern betreut. Während sich Deutschlands Regierung den Kopf darüber zerbricht, wie ein möglicher russischer Gas-Stopp wirtschaftlich zu stemmen ist, bereiten sich die Halterner gemeinsam mit vielen anderen Bürgern im Land auf eigene Weise auf den nächsten Winter vor.
„Den einen richtigen Weg gibt es nicht“
Eine vollkommene Unabhängigkeit, wie sie der Begriff autark suggeriert, sei allerdings kaum zu erreichen, erklärt Michael Wollbrink. „Man muss irgendeine Energie kaufen und Geld dafür ausgeben“, erklärt er. Den einen richtigen Weg gebe es hier nicht. Jeder versuche, für sich eine gute Lösung zu finden.
Dabei spielen moderne Kaminöfen eine Rolle, die heute längst mehr sind als ein dekorativer Blickfang im Wohnraum. Wer sich eine solche Heizstelle zulegen wolle, sollte aber auf jeden Fall ein neues Gerät anschaffen, rät der Schornsteinfeger („Ein gebrauchtes geht gar nicht mehr.“). So sei gesichert, dass die Feuerstätte die Grenzwerte einhält. Hinzu komme dann aber noch die Crux neuer Ableitbedingungen.

Schornsteinfeger Michael Wollbrink berät seit vielen Jahren Kunden in Haltern. © Silvia Wiethoff
Diese sind verankert im Immissionsschutzgesetz, das am 1. Januar 2022 in Kraft getreten ist, und sehen unter anderem vor, dass der Schornstein am First austreten muss. Früher habe er bei einem ersten Telefonkontakt meistens gesagt: „Wir finden einen Lösung“. Heute halte er sich mit einer solchen Aussage zurück, so Michael Wollbrink.
Den Pelletofen in ein Heizkonzept integrieren
Kunden müssten außerdem die Grundsatzentscheidung treffen, ob sie einen Ofen haben wollen, der in der Not (wie vor Jahren beim Stromausfall durch Schneemassen im Münsterland) ein paar Tage wärmt, oder ob sie ein Heizkonzept umsetzen wollen. Bei erster Variante stellt man einen Scheitholzofen auf. Beim zweiten Fall kauft man einen Ofen mit Wassertaschen, der in das Heizungssystem eingebunden wird.

Moderne Pelletöfen können mehr als nur einen Raum zu heizen. © picture alliance / Piazzetta Dtl. GmbH/DEPI/dpa-tmn
„Dieser kann genauso stylisch aussehen, hat aber einen Wasseranschluss mit Vor- und Rücklauf und erwärmt nicht nur den Raum, sondern kann auch Heizungswasser transportieren und dieses bis in die erste Etage bringen. Als Zentrale für ein solches Konzept würde ich immer einen sogenannten Pufferspeicher empfehlen“, geht Michael Wollbrink weiter ins Detail. Im Speicher befindet sich Heizungswasser.
Mehr Infos gibt es bei der Deutschen Energieagentur
Bei einem Einfamilienhaus spricht man über eine Größenordnung von 800 bis 1000 Liter. Alle Produkte, die im Haus Energie erzeugen - die Gasheizung, der Pelletofen, die Wärmepumpe, sogar die Photovoltaikanlage - speichern in die Zentrale ein, und der Heizkörper oder die Fußbodenheizung nehmen die Energie wieder heraus. Weitere produktneutrale Informationen könnten Verbraucher bei der Deutschen Energieagentur abrufen, gibt Michael Wollbrink einen Tipp.
Bei einem solchen System würde ich keinen Ofen empfehlen, der mit Stückholz betrieben wird, sondern immer zu einem Pelletofen raten“, führt Michael Wollbrink aus. Letzterer wird automatisch gesteuert, läuft thermostatisch und springt je nach Anforderung an. „Wenn Wassertaschen, dann Pellet“, bringt es der Experte auf den Punkt. Der Rohstoff stammt sowohl aus Deutschland als auch aus dem benachbarten europäischen Ausland (zum Beispiel aus Österreich, Tschechien oder Polen).
Wissen sollte man auch den Hintergrund, dass es unter anderem auf Drängen der Deutschen Umwelthilfe Überlegungen gibt, den Betrieb von Kaminöfen gänzlich zu untersagen. Hierbei geht es auch um die Belastung durch Feinstaub und Ruß. Diese Diskussion werde aber im Moment „auf ganz kleiner Flamme geführt“, berichtet Michael Wollbrink. Man wolle die Bürger nicht überfordern, macht er auf weitere Folgen des Ukraine-Krieges aufmerksam.
„Moderne Öfen sind technisch ausgereift“
Das Umweltbundesamt empfiehlt, bei Neubauten aus Klimaschutz-, Luftreinhalte- und ökologischen Gründen auf die Nutzung von Holz zur Wärmeversorgung zu verzichten und ein brennstofffreies Heizsystem (ohne Gas, Öl, Holz) zu installieren.
Wer bei Bestandsbauten im Pelletofen einen Kompromiss sieht, gibt Michael Wollbrink mit auf den Weg, dass die modernen Öfen in der Regel technisch ausgereift sind und weit bessere Werte erreichen, als sie das aktuelle Immissionsschutzgesetz vorsieht. Im Moment sind sie allerdings so gefragt, dass es zu Lieferschwierigkeiten kommt.
Was im Übrigen heute in Siedlungen zu spürbaren Geruchsbelästigungen führe, seien meistens alte offene Kamine, in denen unter Umständen auch noch Dinge verfeuert würden, die dort gar nicht hineingehörten, zum Beispiel der Eierkarton oder andere Abfälle.
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