Halternerin (85) ist seit 20 Jahren Kundin der Tafel „Gut, dass es diese Einrichtung gibt“

Hilga Geldmann ist 20 Jahre Kundin der Tafel: „Gut, dass es sie gibt“
Lesezeit

Sie gehört seit 20 Jahren zu den Kundinnen der Halterner Tafel: Anfangs kostete der Weg dorthin Hilga Geldmann, die heute 85 Jahre alt ist, einige Überwindung. Aber heute möchte sie eine Lanze für die Halterner Tafel brechen: „Viel mehr ältere Leute haben einen Anspruch darauf, hier einzukaufen und sie sollten das nutzen“, findet sie. „Mir hat es sehr geholfen, dass es die Tafel in Haltern gibt.“

Hilga Geldmann lebt heute in der Halterner Innenstadt. Ihr Mann, der als Dachdecker arbeitete, verstarb bereits vor 22 Jahren. Die gelernte Weberin, die sich um ihre drei Kinder kümmerte, stand plötzlich allein da. „Die Rente betrug damals ungefähr 400 Euro“, erinnert sie sich.

„Meine Mutter war auf Unterstützung angewiesen“, ergänzt Tochter Heike Gläsel. „Sie bekam Grundsicherung und wir mussten beim Sozialamt Ergänzungsleistungen beantragen. Aber was wir dort erlebt haben, als sie zum Beispiel eine neue Waschmaschine brauchte, kann ich nur als entwürdigend bezeichnen. Sie musste sogar ihre Geldbörse auf dem Tisch eines Mitarbeiters öffnen.“

„Das steht uns zu“

„Eine Freundin hat mich dann auf die Halterner Tafel hingewiesen“, sagt Hilga Geldmann. „Ich habe aber gezögert. Der Gedanke, dort einkaufen zu gehen, war mir unangenehm. Aber meine Freundin hat mich überzeugt: ‚Das steht uns zu‘, sagte sie damals zu mir.“

Heute ist Hilga Geldmann froh, dass sie ihre anfängliche Scheu überwunden hat. „Ich finde es toll, dass es die Tafel gibt. Hier bekomme ich vor allem frisches Obst und Gemüse, Brot und gelegentlich auch mal Kuchen oder Kaffee. Und ich spare bei jeden Einkauf viel Geld.“

Einzelpersonen zahlen bei ihren Einkauf einen symbolischen Beitrag von vier Euro. „Bei Ehepaaren oder Familien wird der Beitrag jeweils angepasst“, sagt Tafel-Vorsitzender Ludwig Borger. „Meistens kaufe ich Lebensmittel im Wert von rund 25 Euro ein“, so Hilga Geldmann. „Ich kann also rund 20 Euro pro Einkauf sparen.“

Tochter übernimmt Fahrdienst

Hilga Geldmann, die lange beim Schützenverein Haltern West aktiv war, hat über viele Jahre für die Tafel gehäkelt und ihre Arbeiten gespendet, um anderen eine Freude zu machen. „Das kann ich heute leider nicht mehr, weil Augen und Ohren nicht mehr so mitspielen“, sagt sie. Vor drei Jahren stürzte sie mit dem Fahrrad und wird seitdem von ihrer Tochter Heike Gläsel einmal wöchentlich zum Einkauf zur Tafel gefahren.

Ludwig Borger, Vorsitzender der Halterner Tafel, übergibt Kundin Hilga Geldmann eine Gurke.
Hilga Geldmann ist auf die Tafel angewiesen, hier hilft Vorsitzender Ludwig Borger beim Einkauf. © Jürgen Wolter

Mutter und Tochter finden es bedauerlich, dass gerade viele ältere Menschen mit geringem Einkommen, die Anspruch auf den Einkauf bei der Tafel hätten, dieses Angebot nicht nutzen. „Ich kenne inzwischen alle hier sehr gut, sie sind freundlich und nett“, sagt Hilga Geldmann. „Der Betrieb läuft ruhig und geordnet ab, da immer nur eine bestimmte Anzahl Kunden gleichzeitig im Laden ist.“

Der Laden der Halterner Tafel.
Der neue Tafelladen präsentiert sich wertschätzend und freundlich. © Jürgen Wolter

Tafel-Vorsitzender Ludwig Borger schätzt, dass einige hundert Halterner Bürgerinnen und Bürger den Anspruch auf den Einkauf nicht nutzen. „Für viele ist leider die Hemmschwelle zu groß. Man schämt sich, zur Tafel einkaufen zu gehen.“

Vorurteile und Hemmungen

„Es gibt immer diese Vorurteile und solche Sätze wie ‚Habt ihr das nötig?‘ haben sowohl meine Mutter als auch wir Kinder schon gehört“, räumt Heike Gläsel ein. „Wir haben uns auch deshalb entschlossen, zu erzählen, wie wichtig das Angebot der Tafel in Haltern ist, um auch anderen die Hemmungen zu nehmen, hier mal vorbeizuschauen.“

„Wir sind deshalb immer wieder auch in Seniorengruppen in Haltern unterwegs, um unser Angebot vorzustellen“, sagt Ludwig Borger. „Ich kann nur wiederholen: Auch Tafel tut in Haltern gut. Kommt doch mal vorbei!“