Vor seinem Büro in Haltern hängt ein markantes Schild, das ähnlich aussieht wie ein Ortsausgangsschild: „Generationswechsel 2020 – 2025“ steht darauf. Eine Ankündigung, die Ludwig Borger ernst meint. Bis Mitte nächsten Jahres will er die verbliebenen Unternehmen der zehn Firmen umfassenden Borger-Gruppe an seine Kinder übergeben. Der Übergang hat längst begonnen.
In Haltern kennt man Ludwig Borger vor allem als Vorsitzenden der Halterner Tafel. Dort engagiert er sich seit fünf Jahren ehrenamtlich. Im „ersten“ Leben war und ist Ludwig Borger aber Unternehmer, einer größten in Haltern. Seine Firmen sind unter dem Dach der Borger-Gruppe zusammengefasst.
Unter dem Firmendach finden sich Pflegedienste, eine Senioren-Wohngemeinschaft, eine Tagespflegeeinrichtung, ein Sanitätshaus, aber auch Hauswirtschaft, Inklusionsbegleitung für Kinder, ein Bildungsinstitut, Finanz- und IT-Dienstleistungen sowie eine „Borger-Küche“, die Kindergärten in der Umgebung beliefert.
Wie das alles zusammenpasst? Es passt vor allem durch die Person des Firmengründers zusammen. „Wenn ich eine Idee habe, dann überlege ich, wie kann ich das umsetzen?“, sagt Ludwig Borger lächelnd. „Und dann gründe ich eine Firma.“
Soziale Dienstleistungen
Der rote Faden dabei ist sein Interesse für soziale Dienstleistungen. Ludwig Borger stammt aus Nordhorn, ist niederländischer Staatsbürger und begann seine berufliche Laufbahn als Krankenpfleger. Ab 1984 arbeitete er in der Uniklinik Herne im Bereich der Intensivpflege und der Dialyse.
Danach ging es beruflich Schlag auf Schlag. Ludwig Borger wurde Stationsleiter in der Klinikdialyse des Augusta-Krankenhauses in Bochum, später Pflegedienstleiter im Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation, ebenfalls in Bochum. „Ich habe damals die größte Dialyse-Abteilung in Deutschland mit aufgebaut“, sagt er rückblickend.
Parallel dazu verfasste er ein Fachbuch zur nephrologischen Pflege und absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre. 1996 übernahm er die Leitung einer psychiatrischen Langzeiteinrichtung mit 250 Patientinnen und Patienten.
Anfang 2000 kam es zu einem Umbruch in Ludwig Borgers Leben. „Ich habe mich mit meinen vier Kindern von meiner damaligen Frau getrennt“, erzählt er. Damit begann auch der Start in die Selbstständigkeit. Zunächst gründete er eine Unternehmensberatung im Bereich Pflegeeinrichtungen.
Umzug nach Haltern
„Wir wohnten damals in Datteln und meine heutige Frau Anja und ich haben überlegt, wo wir uns neu ansiedeln könnten. Dabei sind wir auf Haltern gekommen – eine Entscheidung, die wir bis heute nicht bereut haben. Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt Ludwig Borger. Zunächst bezog die Familie zwei Wohnungen am Gantepoth.
Der nächste berufliche Schritt war die Gründung einer Finanzdienstleistungsfirma, ebenfalls für Pflegeeinrichtungen. Nach und nach folgten weitere Unternehmen. Die bekannteste seiner Firmen in Haltern ist das PuG Pflege- und Gesundheitsteam. Auch die Aus- und Weiterbildung von Pflegekräften nahm Ludwig Borger selbst in die Hand und gründete mit seiner Tochter Christin Borger das B.I.S. Bildungsinstitut.

Weitere Dienstleistungen wie eine Tagespflege, eine Senioren-Wohngruppe, Haushaltsdienstleitungen und ein IT-Dienstleistungsunternehmen von seinem Sohn Thorben Borger kamen hinzu. „Mehrfach war der Antrieb, Dienstleistungsbereiche, die wir benötigten, nicht nach außen zu vergeben, sondern unterm eigenen Dach selbst zu gründen“, erklärt Ludwig Borger.
Heute beschäftigt die Borger-Gruppe insgesamt rund 400 Mitarbeitende, unter anderem in Haltern, in Dorsten, in Nordkirchen oder im Märkischen Kreis.
„Nicht alles war erfolgreich“, räumt Ludwig Borger ein. „Mit einem Ausflug in die Gastronomie bin ich gescheitert. Ich war mal am Stadtcafé Haltern beteiligt und habe eine Pommesbude in Duisburg unter dem Namen „Iss Wat“ gegründet. Aber das war nicht meine Kernkompetenz, das musste ich einsehen“, sagt er und schmunzelt.
Nicht alle seine Firmen leitet er noch selbst. Nach und nach sind drei seiner sechs Kinder in die Unternehmen eingestiegen. „Ich hatte 2013 ein Schlüsselerlebnis, das mir klargemacht hat, dass es für mich Grenzen gibt“, sagt er. „Ich wollte den Kilimandscharo besteigen und musste 200 Meter vor dem Gipfel abbrechen, weil ich unter der Höhenkrankheit litt. Ich wollte unbedingt nach oben, aber ich wusste, wenn du noch einen Schritt weitergehst, dann stirbst du.“

Seit mehreren Jahren leitet seine Tochter Christin drei seiner Firmen, darunter das Bildungsinstitut, die PuG Inclusio GmbH und die PuG Münsterland GmbH. Sein Sohn Thorben führt das Sanitätshaus Borger und die PlexCon GmbH (IT). Dritter im Bunde ist seit 2022 Sohn Thimmo, der für das PuG Pflege- & Gesundheitsteam und drei weitere Firmen verantwortlich ist.
„2020 haben meine Frau und ich unsere sechs Kinder eingeladen und ihnen gesagt: Heute ist der Startschuss für die nächste Generation“, erzählt Ludwig Borger. „Wer von Euch möchte welche Firmen übernehmen? Und daraus hat sich eine schöne Lösung entwickelt, ich weiß alle Firmen in guten Händen. Und ich kann und will loslassen.“
„Teilzeit-Ruhegenuss“
In Zukunft möchte Ludwig Borger in die Phase des „Teilzeit-Ruhegenusses“ eintreten, wie er es nennt. „Bis zum 3. Juni 2025, meinem 62. Geburtstag, räume ich mein Büro, stehe meinen Kindern aber natürlich weiterhin als Ratgeber zur Seite“, sagt er. Die neu gewonnene Freizeit will Ludwig Borger dann vor allem mit seiner Frau für Wohnmobiltouren nutzen.
Nur eine Tätigkeit wird er nicht aufgeben: Als Vorsitzender der Halterner Tafel will Ludwig Borger ehrenamtlich weitermachen. Das ist für ihn eine Herzensangelegenheit. „Ich habe dort als Fahrer angefangen und bleibe sehr gern weiterhin dabei“, sagt er. „Aber ansonsten kann ich sagen: 2025 habe ich fertig!“