Josef Buttgereit hat 72 Jahre Orgel gespielt. Jetzt wurde er eingeladen, sich an die größte Domorgel der Welt in Passau zu setzen. Ein überwältigendes Erlebnis.

Josef Buttgereit hat 72 Jahre Orgel gespielt. Jetzt wurde er eingeladen, sich an die größte Domorgel der Welt in Passau zu setzen. Ein überwältigendes Erlebnis. © Privat

Von Haltern nach Passau: Josef Buttgereit spielt größte Domorgel der Welt (mit Video)

rnMit 91 Jahren

Für Josef Buttgereit gab es kaum ein größeres Lebensziel, als einmal die weltgrößte Domorgel in Passau zu spielen. Nun steht er in einer Riege mit Johannes Brahms und Arnold Schwarzenegger.

Haltern

, 23.07.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Josef Buttgereit ist 91 Jahre alt, 72 Jahre lang spielte er ehrenamtlich die Kirchenorgeln in den Kirchen Halterns. Auch einige andere bekannte Orgeln ließen ihre Töne unter seinen Fingern erklingen: Sacré-Coeur in Paris oder die Wieskirche in Steingaden beispielsweise.

Kam er in fremde Städte, suchte er erst nach der Kirche, dann nach dem Pfarrer oder Kantor mit dem Schlüssel, um anschließend in die Tasten zu greifen und die Register zu ziehen. Nur sein größter Lebenstraum blieb bislang unerfüllt. Einmal in seinem Leben wollte er die größte Domorgel der Welt in Passau spielen.

Die Orgel im Passauer Dom St. Stephan hat 17.974 Pfeifen

„Wir laden Sie herzlich ein zu einem Termin Ihrer Wahl.“ Was Josef Buttgereit als Antwort auf einen Brief an den Domkapellmeister von St. Stephan erhielt, berührte ihn tief. Er hatte kaum gewagt, auf eine Einladung zu hoffen. Nur der Domorganist und der Kapellmeister sowie gastierende Künstler dürfen die Passauer Orgel spielen. Jetzt also auch er. Josef Buttgereit war am Ziel.

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Sohn Michael machte sich auf die (Bahn-)Reise mit seinem Vater, Sohn Carl-Martin kam später ebenso dazu. Es ging steil hinauf, 40 Stufen mussten bewältigt - oder wie Josef Buttgereit feststellte - erkämpft werden, bevor sich der „Musikhimmel“ öffnete: Josef Buttgereit durfte sich 40 Minuten lang an die weltberühmte Orgel setzen. „Das war immer mein Traum, etwas Schöneres gibt es für einen Orgelspieler nicht“, schwärmte der 91-Jährige im Gespräch mit der Halterner Zeitung. Und sprach erst einmal ein Dankgebet: „Aus meines Herzens Grunde sag‘ ich dir Lob und Dank...“

Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger erklärte dem Halterner Hobbymusiker das außergewöhnliche Instrument. Der Organist hat vom Hauptspieltisch auf der Empore Zugriff auf alle fünf Teilorgeln in der Kirche. Von dort kann er 233 Register (das ist eine Reihe von Pfeifen jeweils gleicher Bauart und Klangfarbe) und 17.974 Pfeifen und dazu noch vier Glockenspiele erklingen lassen. Die größte Orgelpfeife wiegt übrigens 306 Kilogramm und ist elf Meter lang. Die kleinsten Pfeifen messen gerade einmal sechs Millimeter.

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Josef Buttgereit zögerte nicht lange. Er setzte zu Improvisationen an, spielte 40 Minuten mit kurzen Unterbrechungen auf der für ihn schönsten Orgel der Welt. „Ich bin noch heute so überwältigt von diesem Erlebnis“, sagt Josef Buttgereit. Er hat früher als Techniker und Berater in einem Energieunternehmen gearbeitet, aber zeit seines Lebens galt sein Interesse der Kunst und der Kultur.

Josef Buttgereit: „Die Kunst liegt im Registrieren“

Eine Ausbildung an der Orgel hat er nie erhalten. Josef Buttgereit ist ein Autodidakt. „Was ich spiele, sind Improvisationen“, erzählt er. Und schiebt nach: „Die Kunst liegt im Registrieren.“ Der Domkapellmeister war sehr beeindruckt.

Josef Buttgereit verabschiedete sich 2017 als Organist von St. Sixtus.

Josef Buttgereit verabschiedete sich 2017 als Organist von St. Sixtus. © Hofmann

Nach diesem ungewöhnlichen Termin bittet Josef Buttgereit: „Lieber Gott, sei mir gnädig.“ Denn der 91-Jährige will sich ein neues, realisierbares Ziel stecken. Nur nicht aufgeben, das ist seine Lebensphilosophie.

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Jetzt steht Josef Buttgereit erst einmal in einer Riege mit dem Komponisten Johannes Brahms (1833-1897) und mit dem US-Schauspieler Arnold Schwarzenegger. Während Ersterer ein begnadeter Musiker war, „klimperte“ Arni 2017 bei einem Konzertbesuch im Passauer Dom anschließend mehr schlecht als recht auf dem Instrument. Viel Scheinwerferlicht ging trotzdem an, es war schließlich eine gute Werbung für die Drei-Flüsse-Stadt. Josef Buttgereit hat ihn aber zumindest musikalisch nun in den Schatten gestellt.