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Halterner Hausarzt impft in der Kirche - Patienten sind glücklich
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Die Hausarztpraxis Dr. Dirk Heufers ist geschlossen, Mediziner und Personal sind in der Lambertus-Kirche. Patienten, die dort am 3. Dezember erwartet werden, sind dankbar und glücklich.
In Leipzig, München oder Dresden hat es das schon gegeben, in Haltern aber zum ersten Mal: Ein Mediziner lud zum Impftermin in die Kirche. Denn Hausarzt Dr. Dirk Heufers aus Lippramsdorf ging angesichts steigender Inzidenzzahlen alles nicht schnell genug: „Ich glaube, dass wir mit den Impfungen vorangehen müssen.“
So nutzte er seine guten Kontakte zur katholischen Gemeinde St. Lambertus und „buchte“ die Kirche einen Tag lang für eine groß angelegte Impfaktion. Über 400 Patienten holten sich dort ihre Booster-Impfungen ab.

Dr. Dirk Heufers, seit 40 Jahren Hausarzt in Lippramsdorf, lud seine Patienten zur Booster-Impfung in die Kirche ein. © Elisabeth Schrief
Schon vor 8 Uhr bildete sich eine Schlange vor der Weihnachtshütte der Schützengemeinschaft Freiheit am Portal der Kirche. Die ersten Patienten der Praxis Heufers meldeten sich an und holten sich ihr Bändchen für den Eintritt in ein nicht alltägliches „Sprechzimmer“.
Praxis Dr. Heufers vergab 440 Impftermine an ihre Patienten
Derweil zog Apothekerin Elisabeth Pöter im Altarraum die Spritzen mit dem mRNA-Impfstoff Biontech auf. Die Lambertus-Apotheke hatte den Impfstoff bestellt, gelagert und versorgte nun die Mediziner Dr. Dirk Heufers, Tina Holz und Klaus Heuwing stetig mit Nachschub. Länger als zwei Stunden darf der Impfstoff nicht in der Spritze sein, also Arbeit für den ganzen Tag.

Apothekerin Elisabeth Pöter von der Lambertus-Apotheke zog im Altarraum die Spritzen mit dem Impfstoff auf. © Elisabeth Schrief
In der Sakristei baute Küsterin Annerose Rott ein kleines Frühstücksbüfett auf: Hier gab es Kaffee und belegte Brötchen für das große Helferteam, das schon ab 7 Uhr seine Arbeit in der Kirche aufgenommen hatte.

Die Mediziner Klaus Heuwing (Foto) und Tina Holz unterstützten Dr. Heufers bei der Impfaktion. © Elisabeth Schrief
„In der Praxis kriegen wir eine solche konzentrierte Impfaktion räumlich nicht hin“, sagte Dr. Dirk Heufers zu Beginn der Aktion. Deshalb hatte er seine guten Kontakte zur Lambertus-Gemeinde genutzt. Der Aufwand sei groß gewesen, der Andrang war es aber auch. 440 Patienten erhielten Termine für eine Booster-Imfpung. Da oft Extraportionen in den Ampullen stecken, ging Dr. Heufers letztlich von 470 Impfungen aus.
Ab nachmittags konnten Patienten als sogenannte Reserve an der Kirche vorbeischauen, in der Hoffnung, möglicherweise noch spontan geimpft werden zu können.
„Dr. Heufers hat einmalig schnell geschaltet“
Angela Dreckmann und Sigrid Overhoff gehörten zu den ersten, die sich boostern ließen. „Dr. Heufers hat in dieser vierten Welle einmalig schnell geschaltet“, freute sich Sigrid Overhoff über den zentralen Impftermin. Angela Dreckmann fand auch den Ort gut: „Hier ist genügend Platz und eine Kirche ist doch ein perfekter, großzügiger Ort für einen solchen Zweck.“

Angela Dreckmann und Sigrid Overhoff dankten den Ärzten und dem gesamten Team für die Organisation des Impftages in der Kirche. © Elisabeth Schrief
Leo Keysberg nannte es „toll“, mit welchem Einsatz die Ärzte in Haltern auf die aktuelle Coronalage reagieren. Und das zusätzlich zu ihrer täglich anstrengenden Arbeit in den Praxen. „Ich habe die Möglichkeit, mich hier boostern zu lassen, sehr gerne angenommen“, sagte er. Auch Walburga und Josef Husmann stellten sich in die Schlange, sie sind absolute Impfbefürworter und dankten deshalb Dr. Heufers und seinem Team für die gute Idee.
Perfekte Organisation sorgte für reibungslosen Ablauf
Drei Impfstraßen waren in der Lambertus-Kirche eingerichtet. Die Impfungen liefen in geordneten Bahnen und viel schneller als gedacht. Anschließend nahmen die Geimpften eine angeratene Viertelstunde in den Kirchenbänken Platz.

Maria und Hans Quinkenstein hatten Corona, sie waren dankbar für die Möglichkeit, sich jetzt unkompliziert boostern lassen zu können. © Elisabeth Schrief
Auch Hans und Maria Quinkenstein. Beide hatten vor einem Jahr Corona, Hans Quinkenstein ist sogar Long-Covid-Patient. Er leidet noch immer beispielsweise an Erschöpfung, Kopfschmerzen, Geschmacksverlust und Magenkrämpfen. Er kann nur dringend jeden dazu ermutigen, sich impfen zu lassen. Hans Quinkenstein sah im Krankenhaus an Corona erkrankte Intensiv-Patienten, die Geräusche von den Beatmungsmaschinen habe er noch immer im Ohr, sagte er.
„Fight the virus“ propagierten die Ärzte auf ihren T-Shirts. „Diese Idee haben wir von Ärztinnen aus Haltern übernommen“, erzählt Dr. Dirk Heufers. Er hat in seiner Praxis noch immer Patienten, die nicht geimpft sind. Der Mediziner gibt die Hoffnung nicht auf, dass letztlich alle sich überzeugen lassen. „Impfen, impfen, impfen“, ist seine Botschaft nicht nur an seine Patienten.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
