
Andreas Kleimann und Christian Zehren stoßen mit ihren Gästen auf den Beginn ihres Unternehmertums vor zehn Jahren an. Sie leben und lieben ihren Beruf, aber freie Zeit für ihre Familien muss immer drin sein. © Schrief
Zwei junge Unternehmer kurbeln in zehn Jahren Halterns Kneipenkultur an
Geburtstag im Rossini
Christian Zehren und Andreas Kleimann bringen Leben in die Innenstadt. Sie tun das seit zehn Jahren mit großem Sinn für kreatives Unternehmertum. Dass sie neue Pläne haben, wundert nicht.
Am 23. Mai 2012 übernahmen Christian Zehren und Andreas Kleimann das „Rossini“ am Markt. Das war der Anfang eines engagierten, jungen Unternehmertums, von dem Haltern am See extrem profitiert. Weil die Arbeit immer noch leidenschaftlichen Spaß macht, soll ein bisschen gefeiert werden. Ab dem 23. Mai loben die Gastronomen über Social Media zehn Tage lang Preise aus. Damit bedanken sie sich bei all ihren Gästen, die die Geschäftspartner auch über die wirtschaftlich schwierigen Corona-Zeiten hinweg ermutigt und unterstützt haben.
Zwei Namen stehen für vier Orte. Zunächst übernahmen Christian Zehren und Andreas Kleimann von Udo Meilenbrock das „Rossini“ am Markt. Sie entwickelten daraus einen Szenetreff mit Ganztageskonzept.
Im Kolpingtreff lebt Halterns Kneipenkultur weiter
Erste Außenstelle wurde 2014 Reismanns gute Stube mit der Kegelbahn. „Damit haben wir unser Außer-Haus-Geschäft angekurbelt“, erzählt Christian Zehren. Als sich die Übernahme des Kolpingtreffs am Disselhof 2017 abzeichnete, gaben die Gastronomen die „gute Stube“ wieder auf. Vorteil am Disselhof war die große Küche, „außerdem gefiel uns der Kolpingtreff mit seiner Vereins- und Traditionsgeschichte.“ Hier lebt die historische Kneipenkultur Halterns unvermindert fort.
Weil aber auch ein Traditionsort mal ein „Lifting“ braucht, bereiten Andreas Kleimann und Christian Zehren gerade eine Renovierung des Kolpingstreffs vor. Mit der Kolpingsfamilie als Eigentümer sei man in guten Gesprächen. Saal und Thekenbereich wollen sie etwas „entlüften“.

Marian Kuprat (l., hier mtit Stefan Rennefeld am Bass) gehört zu den Künstlern, die den „Sommer am See“ an der Kajüte zu einem attraktiven Event machen. © Jürgen Wolter (A)
Was eigentlich nur für den Übergang geplant war, entpuppte sich als große Nummer. Die Bootshausgesellschaft, namentlich Benno Schrief, bot den Jung-Unternehmern die Kajüte am Stausee an. „Damals sollte der Vertrag für ein Jahr gelten. Der Plan war ja, die Kajüte abzureißen“, erinnert sich Andreas Kleimann. Es kam ganz anders, weil die Halterner an ihrer „Hafenkneipe“ hingen.
Die Kombüse ist schick, modern und läuft gut
Die Kajüte am Segelhafen behielt ihren Kultstatus und die Gastronomen verwandelten diesen Ort in einen noch größeren Anziehungspunkt. Wer liebt nicht beispielsweise die sonntäglichen Musikstunden „Sommer am See“? Sie seien mittlerweile ein Selbstläufer und einzigartig als Tagesveranstaltung, freut sich Christian Zehren. Er liebt diesen Ort, hier seien die Gäste so entspannt.
Gleich nebenan eröffneten die Gastronomen schließlich die Kombüse mit Kiosk und Terrasse zur Seeseite. „Zum ersten Mal konnten wir eine Gaststätte von Anfang an nach unseren Vorstellungen einrichten. Das hat viel Spaß gemacht“, sagt Andreas Kleimann. Die Kombüse ist schick, modern und läuft gut. Hier werden auch gern familiäre Anlässe gefeiert.

Die Kombüse mit Kiosk neben der Kajüte an der Strandallee ist inzwischen ein beliebter Ort auch für Familienfeiern in kleinerem Rahmen. © Kevin Kindel (A)
In Haltern steckt unglaubliches Potenzial, finden Andreas Kleimann und Christian Zehren. Sie haben das entdeckt und engagieren sich: White Night, bayrischer Biergarten beim Heimatfest, einige Jahre Bierbörse und nicht zuletzt das Sunset Beach Festival gehen auf ihr Konto. Andreas Kleimann, der ehemalige Musikjournalist, ist beim Festival am Strandbad federführend; er holt renommierte DJs und Musiker nach Haltern – und über 30.000 Besucher.
Der Plan ist, die Strukturen in den Lokalen zu optimieren
Andreas Kleimann und Christian Zehren haben ihren Schritt in die Gastronomie nie bereut. Noch heute fahren sie gern zur Arbeit. „Wir sind sehr, sehr schnell gewachsen, jetzt geht es darum, die Strukturen zu optimieren“, sagen sie zu ihrem Unternehmertum. „Allerdings, wenn die Leidenschaft mich packt, kann ich für nichts garantieren“, lacht Andreas Kleimann.

2017 waren Andreas Kleimann und Christian Zehren die „Unternehmer des Jahres“. Das Foto zeigt sie während der Feierstunde mit ihren Familien. © Blanka Thieme-Dietel
Christian Zehren und Andreas Kleimann waren die „Unternehmer des Jahres 2017“. Ausgezeichnet wurde nicht nur ihre Risikobereitschaft in einem Wirtschaftszweig, der nicht gerade zu den Wachstumsbranchen zählt, sondern auch ihre inspirierende Kreativität, ihr Einsatz im Verein „Haltern am See. Tut gut“ sowie ihr soziales Engagement. Und nicht zuletzt ihr Teamgeist. Angefangen haben die Geschäftspartner mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, heute sind es 120.
Nadine Winkels, die mit ihrem Mann den Titel für das Jahr 2020 erhielt und nun nach Terminverschiebungen ausgezeichnet wird, sagte damals: „Es ist toll, dass sie mehrere Gaststätten mit sehr unterschiedlichem Flair organisieren und allen Lokalen eine eigene Wertigkeit gegeben haben. Beide sind wahnsinnig sympathische Menschen, sie leben Haltern und sind extrem bodenständig.“
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
