Aus nach 65 Jahren: Halterner Autohaus Keysberg schließt im Sommer
Autohaus Keysberg
Am Freitag (22. Januar) erhielten die Mitarbeiter ihre Kündigung: Das Halterner Autohaus Keysberg gibt auf und schließt im Spätsommer. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Das Autohaus Keysberg schließt Ende August 2021. © Jürgen Wolter
Seit 65 Jahren gibt es in Haltern das Autohaus Keysberg, das bis vor einem Jahr Neuwagen der Marke VW verkaufte. Gegründet wurde es von Leonhard Keysberg sen. Jetzt geht die lange Firmentradition zu Ende. Der Sohn des Firmengründers, Leo Keysberg, gibt auf und schließt das Autohaus zum 31. August 2021. Er hatte das Autohaus zusammen mit seinem Bruder Elmar geleitet.
Am Freitag (22. Januar) informierte der Firmeninhaber seine Mitarbeiter. Die Stimmung im Autohaus ist dementsprechend gedrückt. Was sind die Gründe für die Schließung? Leonhard Keysberg nennt im Gespräch gleich mehrere.
VW strafft sein Händlernetz
Schon vor einem Jahr war sein Autohaus vom Hersteller VW aus der Liste der Neuwagenhändler gestrichen worden, wie viele andere auch, zum Beispiel das Autohaus Zschörper in der Nachbarstadt Marl. Hintergrund waren Entscheidungen des Herstellerkonzerns, die bereits Anfang 2018 gefallen sind.
„VW hatte zum Ende des ersten Quartals 2018 die Verträge seiner rund 3500 Handelspartner in Europa gekündigt“, schrieb damals der Branchendienst „Autohaus“. Die Verträge für Teile der VW-Händlerschaft liefen nur noch bis zum 31. März 2020. Weitere Partner sollen zum 31. März 2023 aus dem Netz ausscheiden.
Das Autohaus Keysberg hatte daraufhin die erforderliche Neuorientierung bereits zum Jahreswechsel 2019/2020 umgesetzt. Schwerpunkt sollte in Zukunft der VW-Service sein. Dazu kam der Bereich Nutzfahrzeuge, der Gebrauchtwagenhandel und der Verkauf von EU-Neufahrzeugen.
„VW setzt letztlich in Deutschland auf rund 700 große Neuwagenhändler, die übrig bleiben werden, dazu kommen einige Servicebetriebe. Ansonsten wird das Händlernetz komplett gestrafft“, so Leonhard Keysberg.
Der Automarkt befindet sich insgesamt im Wandel
Das neue Geschäftsmodell in Haltern fruchtete nicht richtig. Dazu kamen die Einschränkungen durch die die Corona-Pandemie. „Das war aber nicht der Hauptgrund“, sagt Leonhard Keysberg. „Letztlich sind strukturelle Gründe für die Schließung ausschlaggebend, der Automarkt insgesamt befindet sich in einem riesigen Wandel. Und der Kapitän ist auch schon 63 und geht von Bord - es gab eine ganze Reihe von Gründen für diese Entscheidung.“

Firmenchef Leonhard Keysberg informierte seine Mitarbeiter vor einer Woche. © Archiv
Geht es am Standort weiter? „Heute ein Autohaus zu verkaufen, ist nahezu unmöglich“, sagt Leonhard Keysberg. Es gebe allerdings noch eine mögliche Option. Er sieht aber Chancen für viele Mitarbeiter, eine neue Anstellung zu finden. „In den großen Autohäusern gibt es durchaus Bedarf, wenn dort jetzt mehr Kundenanfragen kommen.“