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Autohandel im Umbruch: Mitbewerber äußern sich zum Keysberg-Aus
Autohaus Keysberg
Nicht nur bei den Kunden des Autohauses Keysberg ist die Bestürzung über das endgültige Aus des Traditionshauses groß. Auch Konkurrenten können sich nicht darüber freuen.
Im Grunde sind sie Konkurrenten, aber über die Schließung des Autohauses Keysberg an der Recklinghäuser Straße können sich Mitbewerber nicht freuen. Josef Heddier (Heddier Gruppe) und Clemens Borgmann (Autohaus Borgmann GmbH) äußerten im Gespräch mit der Halterner Zeitung ehrliches Bedauern darüber, dass ein Halterner Traditionsbetrieb von der Bildfläche verschwindet „Wir verlieren einen guten Händlerkollegen“, beschreibt Clemens Borgmann das Verhältnis in Haltern.
In einem knallharten Geschäft, das schon immer durch Preiskämpfe bestimmt wurde und aktuell ganz besonders Konzentrationsprozessen und digitalem Wandel unterliegt, klingt bei den Reaktionen beider Unternehmer Wehmut mit.
„Ein gutes Verhältnis gepflegt“
„Wir haben ein gutes Verhältnis gepflegt“, sagt Josef Heddier. Clemens Borgmann hat schon mit Leo Keysberg senior, dem Vater der heutigen Inhabergeneration, als stellvertretendem Obermeister der KfZ-Innung zusammengearbeitet. Jetzt endet die jahrzehntelange Verbindung und niemand weiß, wie die Zukunft für die KfZ-Branche insgesamt aussehen wird.
Ja, es könne jetzt schon sein, dass der Heddier-Standort in Haltern, der in unmittelbarer Nachbarschaft zu Keysberg an der Recklinghäuser Straße liegt, „ein paar Autos mehr verkaufen könne“, räumt Josef Heddier ein. Aber seine weiteren Ausführungen machen deutlich, dass die großen Fragen seines Geschäftsfeldes damit wohl nicht beantwortet sind. Auch viele Experten sehen die Autobranche vor einem großen Umbruch.
Konkurrenz durch Online-Händler
Da geht es beispielsweise darum, online mitzuspielen, um den Konkurrenten in der digitalen Welt nicht gänzlich das Geschäft zu überlassen. Früher sei es wichtig gewesen, vor Ort einen guten Service anzubieten, um Käufer zu überzeugen und an sich zu binden, berichtet Josef Heddier. „Heute kann es sein, dass der Kunde ein Fahrzeug online kauft und dann zu mir kommt und fragt, ob ich ihm das Auto erklären kann“, so der erfahrene Geschäftsmann.
Gleichzeitig werde der Ausbau der Elektromobilität für weitere Änderungen im Servicebetrieb sorgen. Elektrofahrzeuge seien weniger wartungsintensiv, erklärt Josef Heddier. „Es gibt keinen Auspuff und kein Motoröl“, nennt er Beispiele.
Trend zur Konzentration
Der Konzentrationswelle, die bei Keysberg letztendlich zur Aufgabe geführt hat, sind auch Heddier und Borgmann unterworfen, auch wenn beide Unternehmen mit einer Reihe von Firmenstandorten breiter aufgestellt sind. Der Druck, den die Hersteller ausüben und aus ihren Europazentralen an die Händler vor Ort weitergeben, sei enorm gestiegen, beschreibt Josef Heddier die Entwicklung.
Trotz all dieser Zwänge und einer ungewissen Zukunft aber bleiben Josef Heddier und Clemens Borgmann zuversichtlich, denn in ihren Betrieben ist die Nachfolge gesichert.
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