Halterner Feuerwächter hat die Haard im Blick „Man muss bereit sein, das hier zu tun“

„Das kann nicht jeder mal eben so machen“
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„Etwa 30 bis 40 Kilometer“ kann Feuerwächter Michael Schlobohm über die Weiten der Haard hinwegschauen. Dabei wandert sein Blick immer wieder aufmerksam von links nach rechts, immer mit dem Auge für mögliche Rauchzeichen aus dem Wald.

„Es macht mir Freude, hier oben zu sein“, beschreibt der 69-Jährige. Die Aufgabe auf dem Wachturm sei mit Verantwortung verbunden. Die hohe Position über den Baumwipfeln brauche es auch, um ausbrechende Brände im Dickicht zu sehen. „Dann können wir die Feuerwehr alarmieren und durchgeben, wo das Feuer ist“.

Seine Schicht auf dem Feuerwachturm Rennberg in der Haard dauert in der Regel von 11 bis 19 Uhr. Besondere Arbeitskleidung oder Spezialwerkzeug braucht der Wächter aber nicht. Mehrere Telefone, einen Schichtplan, ein Funkgerät und seine Verpflegung für den Tag gehören zu seiner Ausrüstung, dazu ein Stuhl für den besseren Blick durch die Fenster.

Hohe Waldbrandgefahr

Aktuell ist die Arbeit der Feuerwächter überaus wichtig, denn die Waldbrandgefahr ist auch in Haltern hoch. Zuletzt fiel kaum Regen, weswegen die Waldböden sehr trocken sind. Dann braucht es oft nicht viel, um vor allem in den Sommermonaten den Wald in Brand zu stecken. Hauptgründe dafür sind häufig weggeworfene Zigaretten oder unerlaubtes Grillen.

In anderen Orten hat es in diesem Jahr bereits gebrannt, unter anderem in Dorsten. In Haltern habe es bislang noch keine Zwischenfälle gegeben, so Schlobohm. Seine Aufmerksamkeit wird an diesem Wochenende nochmal richtig geprüft. Mit bis zu 25 Grad und viel Sonnenschein soll es am Wochenende richtig warm werden. Erst ab kommenden Montag soll der ersehnte Regen folgen und die Waldbrandgefahr wieder abnehmen.

„Besetzt sind die Türme vor allem in den Sommermonaten von März bis Oktober, wenn die Waldbrandgefahr am höchsten ist“, erklärt er. Er spürt hautnah die Auswirkungen des Klimawandels, denn früher hätte die Dienstzeit erst ab April begonnen. Die immer trockener werdenden Frühjahrsmonate, hätten aber dafür gesorgt, dass es jetzt bereits Wächter ab März braucht.

Blick auf die Haard vom Wachturm Rennberg aus
Von seinem Turm aus hat der Wächter einen weiten Blick über die Haard. © Luka Berheide

Perfekter Zeitvertreib

Vor seiner Rente war Schlobohm als Chemiker tätig und ist per Zufall an die Wächterstelle geraten. „Der RVR schaltet gelegentlich Annoncen, um neue Wächter zu finden. Ich habe damals eine davon gesehen.“ Elf weitere Kollegen gibt es, die sich die Position teilen. „Das kann auch nicht jeder, mal eben so machen. Man muss bereit sein, das hier zu tun.“

Acht Stunden auf den Wald gucken, wird das nicht schnell langweilig? Michael Schlobohm kennt das nicht anders. Seit 26 Jahren ist er im Wald aktiv und das mit Stolz. Als Rentner ist es für ihn der perfekte Zeitvertreib. Selbst die über 160 Stufen bis zum Ausguck würden ihm noch nichts ausmachen. Völlig isoliert sei er aber nicht, denn „ich stehe hier immer in Kontakt mit den anderen Wachtürmen. So kann man sich in den Schichten gut austauschen.“ Außerdem würde gerade am Wochenende immer wieder Spaziergänger den Turm hinauflaufen und hallo sagen.