Fünf Obdachlose leben derzeit in der städtischen Notunterkunft am Lorenkamp in den Steinbauten. Daniel, der Mann, der auf dem katholischen Friedhof im Toilettenhäuschen übernachtet, sei dem Fachbereich Ordnung und Soziales nicht bekannt, so die Stadt.
Er sei bislang nicht in Erscheinung getreten und habe sich nicht wegen einer Unterbringung im Rathaus meldet. Und: „Sofern er untergebracht werden möchte, kann ihm ein Platz in einer städtischen Unterkunft angeboten werden. Dies setzt voraus, dass er tatsächlich ohne festen Wohnsitz ist und keine andere Unterbringungsmöglichkeit besteht.“
Doch eine solche Unterkunft lehnt Daniel ab. Zu schlechte Erfahrungen habe er mit diesen Unterkünften gemacht. Es gebe Diebstähle, Schlägereien, Alkoholmissbrauch.

„Diese Unterkünfte sind keine wirklichen Lebensorte“, sagt David Schütz von der Stabsstelle der Caritas in Haltern. Normalerweise gelte der Grundsatz „Housing first“ – also zuerst eine Wohnung. „Darauf kann man aufbauen und weitere Schritte angehen – wie zum Beispiel eine Arbeit“, so Schütz. Doch dieser Ansatz werde in Haltern nicht verwirklicht.
80 Prozent der Obdachlosigkeit wäre vermeidbar, sagt Schütz. Vorbildlich sei dabei Waltrop, wo sich drei Mitarbeiter hauptamtlich um Obdachlose kümmern würden. „Viele Menschen in sozialer Not öffnen zum Beispiel ihre Post gar nicht mehr“, so Schütz. Ein einfaches Anschreiben reiche da nicht. Man müsse schon persönlich mit den Menschen sprechen. 30 bis 40 Menschen leben in Haltern ohne eine feste Meldeadresse. Sie würden bei Freunden oder Bekannten übernachten.
Von echter Obdachlosigkeit könne man „in unter zehn Fällen“ sprechen. „Aber es gibt in Haltern keine strukturierte Hilfe gegen Obdachlosigkeit“, weiß Schütz. Lediglich ehrenamtliche Mitarbeiter von Hilfsorganisationen oder Kirche würden sich kümmern.
Problematisch sei besonders der schwierige Wohnungsmarkt in der Stadt. Es gebe viel zu wenig sozialen Wohnungsbau. „Der Anteil liegt deutlich bei unter zehn Prozent“, sagt Schütz: „Er ist deutlich geringer als in anderen Städten.“
Städtische Notunterkünfte würden von Obdachlosen häufig abgelehnt, weil sie keine echte Perspektive böten. „Viele dieser Menschen sind vom Leben oder von Erlebnissen enttäuscht, verletzt oder gar traumatisiert“, hat Schütz erfahren. „Sie lehnen häufig genau das ab, was die Gesellschaft von ihnen erwartet.“ Dazu gehöre auch ein strukturiertes Leben.