Ein goldglänzendes Stück aus der Römerzeit zieht in das LWL-Römermuseum ein: Ab dem 1. Mai können Besucher in Haltern erstmals ein einzigartiges Miniatur-Dosenschloss bestaunen, das noch Fragen über seinen Nutzen aufwirft.
Im Museum erwartet die Gäste nicht nur das Miniaturschloss. An einer interaktiven „Mitmachstation“ können sich Besucher selbst als Sondengänger versuchen. Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock betont die Wichtigkeit eines verantwortungsvollen Umgangs mit historischen Funden: „Archäologinnen und Archäologen müssen genau wissen, wo ein Fund lag, um seine Geschichte zu verstehen. Wird ein Fund einfach herausgeholt, gehen viele wichtige Hinweise verloren.“
Das Miniatur-Dosenschloss wird im Rahmen der Ausstellung „Rom in Westfalen“ in Haltern präsentiert, die regelmäßig besondere Funde aus der Römerzeit zeigt. 2026 soll das Schloss seinen dauerhaften Platz im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne finden.
Zufallsfund in Minden-Lübbecke
Gefunden hat das Schloss Constantin Fried, lizenzierter Sondengänger auf einem Acker in Petershagen-Frille im Kreis Minden-Lübbecke. Er berichtet, dass ihm zunächst die Besonderheit seines Fundes nicht bewusst war. „Zuerst habe ich an einen dieser Schnapsflaschen-Deckel gedacht, die hier zuhauf auf den Äckern liegen“, erzählt Fried.
Erst nachdem ein ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger ihn auf den römischen Ursprung hingewiesen hatte, erkannte er den wahren Wert seiner Entdeckung. „Dieser Fund ist etwas ganz Besonderes für mich, den hier vor den Toren von Minden zu finden. Denn er hat hier ja überhaupt nicht seinen Ursprung.“
Besondere Methoden nötig
Nach der Fundmeldung an die LWL-Archäologie für Westfalen wurde klar, dass besondere Methoden nötig waren, um das Innere des Schlosses zu untersuchen. Eugen Müsch, LWL-Restaurator, erklärt, dass die hauseigene Röntgenanlage und sogar ein Röntgen-CT an externen Orten nicht ausreichten.
Dr. Ulrich Lehmann, LWL-Archäologe und Spezialist für Metalluntersuchungen, ergänzt: „Glücklicherweise gibt es die Neutronen-Computertomographie, die uns schließlich zeigte, dass es tatsächlich ein funktionsfähiges Schloss war.“
Über die ursprüngliche Funktion des Schlosses kann nur spekuliert werden. „Das Schloss könnte für ein Kästchen gewesen sein oder Amulett-Charakter gehabt haben. Welches Objekt, das genau war, wissen wir nicht“, sagt Lehmann. „Es stelle auch damals schon ein Kuriosum dar. Man wollte zeigen, in welcher Miniatur man etwas herstellen konnte.“
Der Fund ist nicht nur ein archäologischer, sondern auch ein gemeinschaftlicher Erfolg, betont Lehmann, und lobt die Zusammenarbeit von Sondengängern, Archäologen, Restauratoren und den Fachleuten im Paul Scherrer Institut in der Schweiz, die die spezielle Analysemethode bereitstellten.
