
© Römermuseum Haltern
Gruppe lässt sich in Südkorea durch das Halterner Römermuseum führen
Digitale Schnitzeljagd
Die Coronavirus-Pandemie macht es möglich: Teilnehmer eines Sprachkurses in Südkorea haben das Römermuseum erkundet. Jetzt berichteten sie von ihren Erfahrungen mit dem virtuellen Besuch.
Einer Legende nach erreichten wenige römische Legionäre nach einer Niederlage gegen die Parther in Kleinasien auf der Flucht den östlichen Rand der asiatischen Welt, um genauer zu sein: China. Rein virtuell drehte eine Sprachgruppe aus Südkorea den Spieß nun um. In ihrer Heimat tauchten sie in die römische Vergangenheit ein - mithilfe des Römermuseums in Haltern.
Diese Anmeldung ließ das Römermuseum in Haltern nicht schlecht staunen. Aus Busan, der zweitgrößten Stadt Südkoreas, hatte sich eine Gruppe, die die deutsche Sprache paukt, für einen digitalen Museumsbesuch angemeldet. Carinia Böttcher, Dozentin der Gruppe des Goethe-Instituts Korea, war auf ein Video für das Römer-Caching des Museums in Haltern aufmerksam geworden.
„Ich habe direkt Kontakt aufgenommen, ob wir das mit einer Gruppe online in Südkorea machen könnten“, sagt sie. Die Pandemie helfe dem Kurs dabei, in Museen die deutsche Kultur – und damit die deutsche Sprache – kennenzulernen. „Durch die Pandemie haben viele Einrichtungen ihre Angebote online ausgebaut“, freut sich Böttcher.
Beim Römer-Caching konnten die Abenteurer aus und in Südkorea zwei Angestellte des Museums durch die Ausstellung schicken. So begaben sie sich auf eine Art „Schnitzeljagd“ durch das Museum. Dabei habe die Sprachgruppe viele neue Wörter lernen können, sagt Böttcher. Damit das Thema „Römer“ nicht ganz neu für die Sprachkurs-Absolventen war, behandelte die Dozentin die Hochkultur auch mit ihren Schülern im Unterricht.
Die Zeitverschiebung von acht Stunden stellte kein Problem dar. Die Führung machte der Kurs abends in Südkorea, zur Mittagszeit in Deutschland.
Während einer weiteren Unterrichtseinheit erkundete der Kurs auch die Zeche Zollverein in Essen, dort allerdings ohne Führung. Interaktion kam so nicht zustande, meint Böttcher. Das sei bei der Führung im Römermuseum besser gewesen. „Das Angebot richtet sich dort vor allem an Kinder“, sagt sie. „Deshalb waren die Erklärungen dementsprechend gut verständlich.“
Mit echten Muttersprachlern in Kontakt
Die zehn Kursteilnehmer in Südkorea lernen Deutsch auf C1-Niveau, besitzen also bereits einen fortgeschrittenen Kenntnisstand. Meist sind sie wegen ihres Studiums in den Deutschkursen am Goethe-Institut in Busan eingeschrieben. „Da die Sprachkurse an der Uni meist nicht ausreichend sind, holen sie sich bei uns die restlichen Kenntnisse“, sagt Böttcher.
Sabine Holländer und Julia Großekathöfer begleiteten als Museumspädagoginnen die Sprachgruppe durch die Ausstellung. „Für uns war es eine tolle Erfahrung“, sagt Sabine Holländer. „Es war etwas völlig Neues, Teilnehmer durch die Ausstellung zu begleiten, die von soweit weg kommen.“ Sprachlich gab es auch keine Probleme. „Die sprachen schon ein gutes Deutsch“, so Holländer.
„Die Erfahrung fanden die Teilnehmer sehr positiv“, sagte auch die Kursleiterin Carinia Böttcher. Ihr Ziel habe sie mit dem virtuellen Besuch in Haltern erreicht - „die Kursteilnehmer sollten mal aus dem kontrollierten Umfeld des Kurses rausgehen und live mit echten Muttersprachlern agieren“.
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