Grippewelle in Haltern Dr. Astrid Keller: „Deutlich mehr Influenzafälle als Covid-Infektionen“

Grippewelle in Haltern: „Deutlich mehr Influenza- als Covid-Fälle“
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Die Haus- und Kinderarztpraxen sind voll, mancherorts sogar regelrecht überfüllt. Auch in Haltern ist die Lage angespannt. Das teilt die Sprecherin der Halterner Ärzte, Dr. Astrid Keller, auf Anfrage mit. Grund dafür ist eine starke Infektwelle.

„Allgemeine Atemwegsinfekte machen 90 Prozent der Infektionen aus“, sagt Astrid Keller. Neben einem Corona-Test werden immer häufiger auch Tests auf Influenza durchgeführt. „Wir haben dadurch sehr viele nachgewiesene Influenzafälle, die an Häufigkeit die Covid-Infektionen jetzt deutlich übertreffen.“

Die Verläufe der beiden Krankheiten seien sehr ähnlich. Sowohl die aktuellen Covid-Varianten als auch Influenza seien zurzeit oft „langwierig und hartnäckig“. Risikopatienten (chronisch Kranke, besonders Atemwegserkrankte und alle Menschen über 60 Jahren, sowie Menschen mit viel Menschenkontakt und Schwangere) empfiehlt Astrid Keller deswegen eine Impfung. „Spätestens jetzt sollten sie sich gegen Grippe impfen lassen. Die Impfung verhindert schwere Verläufe.“

Grippewelle vorhergesagt

Schon vor dem Winter und der aktuellen Infektionswelle, die deutschlandweit Haus- und Kinderarztpraxen ans Limit bringt, haben Ärzte vor einer heftigen Grippewelle in diesem Jahr gewarnt.

Denn „mit jedem Jahr, in dem die Grippe nicht oder kaum zirkuliert, wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass es zu einer stärkeren Grippewelle kommt“, sagt Prof. Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Und genau das war in den letzten zwei Jahren während der Corona-Pandemie der Fall.

Nicht selten komme es bei Atemwegserkrankungen zu bakteriellen, begleitenden Lungenentzündungen, sagt Astrid Keller. Eine solche könne sich auch zusätzlich entwickeln, wenn es nach anfänglicher Besserung zu einem erneuten Auffiebern komme. „Spätestens dann sollte der Hausarzt kontaktiert werden.“

Telefonische Krankschreibung möglich

Doch das ist aufgrund der aktuellen Lage gar nicht so einfach. Viele Patienten erreichen ihre Ärzte zurzeit nur sehr schlecht oder gar nicht. Das Problem kennt auch die Ärztesprecherin - vor allem am Montagmorgen. Denn dann melden sich zahlreiche Halterner, die für ihren Arbeitgeber einer Krankschreibung benötigen.

Astrid Keller rät deswegen allen Patienten, diesen Tag für Routineanrufe zu meiden. Wer nur ein Rezept oder einen Termin zur Vorsorge benötigt, könne in vielen Fällen E-Mail oder Onlinebuchungen nutzen. Ohne Termin sollte aber niemand in der Praxis auftauchen. „Die meisten Praxen haben Infektsprechstunden eingerichtet“, sagt die Halterner Ärztesprecherin.

Auch eine telefonische Krankschreibung ist nach Auskunft von Astrid Keller möglich, allerdings nur bei Atemwegsinfekten für maximal fünf Tage. „Wenn Personen nur leichte Symptome haben, sollten sie diese Möglichkeit nutzen. Bei Fieber über mehrere Tage, Luftnot und bei Riskoerkrankungen lieber einmal häufiger den Hausarzt kontaktieren“, sagt die Ärztin.

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