Altes Gesundheitsamt wird abgerissen Schimmel an den Wänden, Baumwuchs in den Zimmern

Stadt lässt marodes Gesundheitsamt abreißen: Zu große Baumängel
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Die Stadt baute sich 1960 an der Schmeddingstraße ein neues Gesundheitsamt. Mütterberatungen, Impfaktionen, Schuluntersuchungen, psychologische Betreuung, Aids-Prävention oder Sprechstunden zu Sexualpädagogik fanden hier in der Außenstelle des Kreises Recklinghausen bis in die 90er-Jahre hinein statt.

Dann wurde reduziert, das Gesundheitsamt zog zum Richthof. Nach Übergangslösungen hat das alte, prägnante Haus nun ausgedient, es wird abgerissen.

Eine Firma aus Stadtlohn ist gerade dabei, das frühere Gesundheitsamt zu entkernen. In der nächsten Woche, so hieß es auf der Baustelle, beginne der eigentliche Abbruch. Die Arbeiten dauern bis etwa zum 11. Dezember. Die Baugrube wird anschließend archäologisch vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe untersucht, bevor sie wieder verfüllt und schichtweise verdichtet wird.

Die Stadt hat das Gebäude unter vielen Gesichtspunkten für eine Nachfolgenutzung untersucht (Flüchtlinge, Vereinsnutzungen, Archiv, Lagerraum für Diverses). „Aber die Baumängel waren so groß, dass das Gebäude unter keinem denkbaren Gesichtspunkt mehr für irgendeine Folgenutzung erhalten werden könnte“, erklärt Baudezernent Siegfried Schweigmann auf Nachfrage.

Noch kein neues Konzept

Es sei durchsetzt mit Schimmel, im Dachgeschoss wüchsen schon kleine Bäume auf dem Fußboden und die Nutzung der Elektrik wäre lebensgefährlich. Siegfried Schweigmann: „Vor diesem Hintergrund haben wir die Entscheidung für den Abriss getroffen.“

Es gibt derzeit noch kein Konzept für die Nutzung der Fläche in den nächsten Jahren. Das Grundstück soll aber nicht verkauft werden, sondern im Eigentum der Stadt bleiben.

Die Verwaltung hatte dem Rat vorgeschlagen, auf dem Grundstück Schmeddingstraße 4 im Rahmen eines Neubaus beziehungsweise Anbaus des neuen Rathauses ein Verwaltungsgebäude zu errichten. Ein Teil des Gebäudes sollte dem Ordnungsamt dienen, der andere Teil unter aktuellen, sicherheitsrelevanten sowie einsatzfunktionalen Polizeistandards gebaut werden. Die Stadt Haltern am See wollte das Gebäude dann dauerhaft an das Polizeipräsidium Recklinghausen vermieten.

Dieses Gesamtkonzept lehnte der Rat im Mai mit Blick auf die Kosten ab. Diese Idee werde nun nicht mehr verfolgt, betont Schweigmann.

Haus steht seit 2020 leer

Bis 2015 hatte der Asylkreis das zentral in der Stadt gelegene Haus für die Betreuung von Geflüchteten genutzt. Von dort zog er mit Unterrichts- und Caféräumen in die Erich-Kästner-Schule gut 200 Meter Luftlinie weiter.

Gleichzeitig wurde das Haus als Unterkunft für 20 asylsuchende Männer genutzt. Als diese in Container an der Annabergstraße zogen, schuf die Stadt in dem Haus Platz für Familien.

Die Raumaufteilung in dem ziemlich heruntergekommenen Gesundheitsamt mit gemeinsamen Sanitär- und Küchenräumen verursachte jedoch immer wieder Konflikte, zum Beispiel, wenn es um die Sauberhaltung ging. Im Dezember 2020 zog die Stadt das Haus endgültig leer.

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