In jährlichem Abstand gibt die Creditreform AG den Schuldneratlas für das Ruhrgebiet heraus. In Haltern ist die Überschuldungsquote nach der Statistik von 5,68 auf 5,55 gesunken. Trotzdem sackt die Seestadt im Ranking von Platz 13 auf Platz 15 ab, wo sie auch 2021 gelegen hatte.
„Von 2012 bis 2020 ist die Schuldnerquote des Ruhrgebiets kontinuierlich angestiegen – seit 2021 sinkt sie wieder“, stellt die Creditreform in ihrem Schuldneratlas fest. „In 2023 sind rund 420.200 Privatpersonen überschuldet, das sind fast 10.000 Personen weniger als im Vorjahr. Wie in allen Jahren vorher ist die Schuldnerquote im Ruhrgebiet deutlich höher als in NRW und diese wiederum höher als die gesamtdeutsche Quote.“
„Eine besonders geringe Schuldnerdichte besteht in Bochum Stiepel und in Essen Heisingen mit unter 4 Prozent. Weitere 5 Postleitzahlenbereiche liegen unter 5 Prozent. Alle anderen haben eine 5 oder 6 vor dem Komma,“ stellt Creditreform fest.
Viele Überschuldete im Kreis
Die Schuldnerquote wird jeweils auf der Basis von Postleitzahlbereichen ermittelt. Da Haltern nur eine Postleitzahl hat, fließen hier die Werte der ganzen Stadt ein. Bei Großstädten gibt es aber mehrere Postleitzahlen und folglich auch Quoten.
In Nordrhein-Westfalen sind in diesem Jahr 1,45 Millionen Privatpersonen überschuldet. Mit rund 420.200 entfallen fast 29 Prozent auf das Ruhrgebiet. Absolut gesehen leben mit fast 65.000 die meisten Überschuldeten in Duisburg. Ebenfalls mehr als 60.000 Überschuldete leben in Essen und dem Kreis Recklinghausen.
Die positiven Zahlen seien allerdings ambivalent, stellen die Experten von Creditreform fest. „Die vermeintlich guten Werte trügen leider“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. „Ohne statistische Sondereffekte messen wir erstmals seit 2019 einen Überschuldungszuwachs.“
Finanzielle Überforderung
Hintergrund sei eine Verkürzung der Speicherfristen für Restschuldbefreiungen von bisher drei Jahren auf nun sechs Monate. Nach alter Lesart gebe es rund 17.000 Fälle mehr als 2022. Die Überschuldungsquote läge demnach eigentlich leicht über dem Vorjahr.

Seit 2020, mit Beginn der Corona-Krise, hatten sich die Überschuldungsfälle in drastischem Tempo verringert. Staatliche Hilfen und eine ausgeprägte Sparneigung schützten viele Verbraucher.
„Die multiplen Krisen, insbesondere die anhaltende Inflation und die hohen Zinsen, verteuern das Leben der Verbraucher stetig“, so Hantzsch weiter. „Die Konsumlust der Bürger wächst aber wieder, obwohl fast alles deutlich teurer ist. Das wird viele finanziell überfordern.“ Tendenziell rechnen die Analysten deshalb mit steigenden Fallzahlen in den kommenden Monaten.
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