Hell und großzügig sind die Räume, in die im kommenden August die Kita „Senfkorn“ mit 55 Kindern einziehen wird. Zurzeit sind die Katharinenhöfe in Hamm-Bossendorf, in der die Kindertagesstätte neben 100 Mietwohnungen und Gewerbeflächen Platz findet, noch eine Großbaustelle.
Auf dem 16.000 Quadratmeter großen Grundstück zwischen Flaesheimer- und Recklinghäuser Straße entstehen drei U-förmige Gebäude mit sechs Häusern.
Merle Vokkert, Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde, die Träger der Kita ist, wirkt ein wenig aufgeregt. In drei Gruppen (Gruppenform I: 2 bis 6 Jahre, 20 Kinder; Gruppenform II: 0 bis 3 Jahre, 10 Kinder; Gruppenform III: 3 bis 6 Jahre, 25 Kinder) wird hier ab Herbst 2024 gearbeitet.
Hamburger Raumkonzept
Zusammen mit Alina Moors, Leiterin des Martin-Luther-Kindergartens, wurde das Konzept ausgearbeitet. „Wir werden mit einem offenen Betreuungsangebot nach dem Hamburger Raumkonzept arbeiten“, erklärt Moors. Das heißt: Gruppenräume in der klassischen Form sowie eine feste Gruppenzugehörigkeit werden für die zwei bis sechs Jahre alten Kinder abgeschafft.
Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen sind stattdessen thematisch zugeordnete Bildungsräume geplant. Es soll frei gespielt, die Aktivität von den Kindern selbst gewählt sein. „Das ist eine Grundvoraussetzung für die eigenen Lernprozesse“, sagt Moors.
Viel Platz für Rollenspiele
Im Atelier wird gemalt und gestaltet. Im Rollenspielbereich ist Platz für Theater- und Rollenspiele. Denn Kinder schlüpfen gerne in andere Rollen. Sie spielen das Leben der Erwachsenen nach und lernen in den ausgedachten Spielsituationen unter anderem Sozialverhalten, Sprachfähigkeit und Empathie.

Im Konstruktionsraum liegen Bausteine und auch natürliche Materialien wie Steine und Holz bereit. Die Kita Senfkorn in der „Klimaschutzsiedlung Katharinenhöfe“ versteht sich als Naturkita. Material und auch Möbel wurden weitestgehend unter dem Gesichtspunkt der Natürlichkeit und Nachhaltigkeit ausgesucht.
Einen Bewegungsbereich wird es in Form einer Turnhalle geben. „Das Hamburger Raumkonzept zeichnet sich durch einen hohen Aufforderungscharakter aus. Es regt die Fantasie der Kinder an“, weiß Alina Moors.
Ebenerdig erreichbar
Die Bildungsräume sind im oberen Geschoss der Kita geplant. Die unter Dreijährigen finden ihre Räume darunter. „Wobei beide Geschosse ebenerdig erreichbar sind“, betont Merle Vokkert. Das Außengelände befindet sich einer leichten Hanglage.
Hier wird auch das Spielgelände angelegt. Mit einem Bachlauf und modernen Spiel- und Klettergerüsten, die die Sinne der Kinder anregen und zum Entdecken einladen, steht die naturnahe Gestaltung auch hier im Fokus.
Bis ins allerletzte Detail ist die konzeptionelle Ausgestaltung noch nicht ausgearbeitet. „Wir wollen der neuen Kita-Leitung Möglichkeiten zur Mitgestaltung einräumen“, sagen Vokkert und Moors. Zwar werde es für die unter Dreijährigen sicher eine feste Bezugsperson und -gruppe geben. Ob aber auch die älteren Kinder einer Bezugsgruppe zugeordnet werden, solle beispielsweise die neue Leitung entscheiden.
Personalentscheidung naht
Das Bewerbungsverfahren läuft. Möglichst noch im November soll die Entscheidung fallen, wer die Kita Senfkorn leitet.

Je nach Umfang der gebuchten Betreuungsstunden geht Alina Moors von etwa neun Erzieherinnen und Erziehern aus, die in der pädagogischen Einrichtung tätig sein werden.
In Zeiten, in denen vielen Kitas der finanzielle Kollaps droht, sei es ein finanzielles Wagnis, einen weiteren Kindergarten zu eröffnen, räumt Merle Vokkert ein. In Haltern unterhält die evangelische Kirchengemeinde mit der Kita Senfkorn ihre dritte Kita. „Aber die Arbeit mit Kindern ist uns enorm wichtig“, sagt die Pfarrerin.
Das Kinderbildungsetz NRW (KiBiz), das die Finanzierung regelt, müsse sich grundsätzlich ändern. Alina Moors ist optimistisch: „Wenn die Kitas Bestand haben sollen, wird es einen Systemwechsel geben.“
Anmeldungen für den neuen Kindergarten Senfkorn sind bereits im Kitaportal auf der Webseite der Stadt Haltern möglich.
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