Manchmal hat man den Eindruck, die Krisen reißen nicht ab: Auf Corona folgte der Krieg in der Ukraine, der eine Teuerungswelle und neue Lieferengpässe nach sich zog. Auch das Problem des Personalmangels verschärft sich weiter. Eine besonders betroffene Branche war und bleibt die Gastronomie.
„Es bleibt weiter eine Gratwanderung“, sagt Christian Zehren, unter anderem Wirt des Rossini, der Kajüte, Kombüse und außerdem Sprecher des Halterner Hotel- und Gaststättenverbandes. Aber er sieht auch positive Aspekte: „Corona spielt im täglichen Geschäft keine Rolle mehr und auch die Gäste kommen zurück. Es sind nur noch ganz wenige, die wegen der Pandemie auf einen Restaurantbesuch verzichten.“
Schwierig sei allerdings die Preisgestaltung, so Zehren. Viele Produkte hätten sich immer wieder verteuert. „Da muss man sich als Gastronom genau überlegen, wie viele Preiserhöhungen man weitergeben kann. Ich frage mich oft, ob ich das den Gästen zumuten kann, wenn schon wieder die Preise steigen. Sie haben schließlich auch mit anderen Preissteigerungen zu kämpfen und irgendwann sagt dann der eine oder andere: Auf den Restaurantbesuch muss ich verzichten“.
Preise machen nachdenklich
Die Preisentwicklung der letzten Monate bei einigen Artikeln habe ihn sehr nachdenklich gestimmt, sagt Christian Zehren. „Wenn das halbe Pfund Butter plötzlich über drei Euro kostet und dann wenige Wochen später wieder nur die Hälfte, dann frage ich mich schon, ob das alles dem Markt geschuldet ist, oder ob nicht an der einen oder anderen Stelle kräftig Gewinne gemacht wurden.“
Größtes Problem der Gastronomen bleibt aber der Personalmangel. „Der eine oder andere hat inzwischen Lösungen gefunden, aber es bleibt schwierig, ausreichend Personal zu finden“, sagt Christian Zehren. Auch das Gastroevent ‚Haltern bittet zu Tisch‘ sei letztlich am mangelnden Personal gescheitert. „Es war schon immer schwierig, das Event bei laufendem Betrieb zu stemmen, aber jetzt ist das für einige gar nicht mehr zu schaffen“, so der Gastronomiesprecher.

Das Restaurant Himmelmann in Lippramsdorf könnte vor allem Unterstützung in der Küche gebrauchen. „Personalmangel ist für viele von uns ein Dauerthema“, sagt Britta Himmelmann. Das Restaurant bleibt weiterhin bei seinen zwei Ruhetagen (Montag und Dienstag) in der Woche. „Diese wollen wir auch nicht erweitern, aber wir überlegen, in Zukunft an Feiertagen, die auf diese Wochentage fallen, nicht mehr zu öffnen so wie bisher, da wir auch kein Ausflugslokal sind“, so Himmelmann.
Alternativen für die Küche
Corona spiele bei den Gästen in der Tat keine Rolle mehr, bestätigt auch die Lippramsdorfer Gastronomin. Was ihr aber ebenfalls Sorgen bereitet, ist die Preisentwicklung. „Ich war heute noch einkaufen und die Preise beispielsweise bei Gemüse sind erschreckend“, so Himmelmann. „Ein Kilo Paprika kostet inzwischen 8 Euro, noch vor nicht allzu langer Zeit war es nur die Hälfte.“
Um nicht ständig Preiserhöhungen an die Gäste weiterzugeben, weiche man in der Küche auf mögliche Alternativen aus. „Vor allem saisonale Produkte können da eingesetzt werden, die sind aber jetzt im Winter hier leider nicht verfügbar.“

Personalmangel ist auch für Christoph Peters von Peters Bauernstuben in Lavesum zurzeit der größte Problem. „Wir wollen unsere Ruhetage nicht ausweiten, aber wir können einfach nicht mehr jede Reservierung vor allem von größeren Gruppen und Gesellschaften annehmen“, sagt er.
Die Gästezahlen entsprächen in etwa wieder dem Stand vor der Corona-Pandemie. „Aber uns geht Umsatz verloren, weil wir nicht alles stemmen können“, so Peters. „Das waren allein in der letzten Woche über 200 Gäste, die wir dadurch verloren haben, dass wir zwei Gesellschaften nicht annehmen konnten.“
„Gestandene Hausfrau“ gesucht
Peters sucht Personal für die Küche, aber auch für den Service. Auch Studenten als Aushilfen wären ihm sehr willkommen. „Oder gern auch eine gestandene Hausfrau, die Lust hat, mal bei uns mitzuarbeiten“, sagt er.
Die steigernden Lebensmittelpreise sind auch für Christoph Peters ein Problem, das ihn bedrückt. „Preissteigerung von 30 bis 40 Prozent sind keine Seltenheit mehr“, sagt er. Bei den Gästen sorge es nicht gerade für Begeisterung, wenn die Preise steigen, so der Gastronom weiter. „Das kann ich auch verstehen, aber bei dieser Gemengelage kommen auf die Gastronomie noch harte Zeiten zu“, fürchtet Christoph Peters.

Personalengpässe sind auch für Stephan Föcker von Landhaus Föcker in Lippramsdorf das aktuelle größte Problem. „Das wird uns auch noch weiter begleiten“, sagt er. „Wir nehmen jetzt keine großen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstage mehr an, die bis lange in die Nacht dauern. Wir haben einfach nicht mehr die zweite Garnitur an Personal, dass wir das stemmen könnten“, so Föcker.
Die Gästezahlen seien dagegen sehr zufriedenstellend. „Selbst in der eher ruhigen Zeit im Februar und März spürt man, dass die Gäste Lust haben, essen zu gehen. Die befürchtete Zurückhaltung wegen der Kostensteigerungen an allen Enden spüren wir im Gästeverhalten nicht. Das Geschäft läuft gut. Aber uns fehlen die Mitarbeiter, um noch alles so zu stemmen wie bisher.“
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