Gärtner Mirko Noch aus Haltern empfiehlt, Staudenbeete eigenhändig zu bewässern und auf einen Sprenger zu verzichten.

Gärtner Mirko Noch aus Haltern empfiehlt, Staudenbeete eigenhändig zu bewässern und auf einen Sprenger zu verzichten. © privat

Gärtner zum Wasserverbrauch: Lieber kürzer duschen als den Garten aufzugeben

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Der Rasen ist braun, die Stauden sehen traurig aus. Die extreme Trockenheit macht auch unseren Gärten zu schaffen. Wasser wird zum Luxusgut. Darf man sein Grün überhaupt noch sprengen?

Haltern

, 15.08.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Am Halterner Stausee und an seinen Zuflüssen können wir gerade das Ausmaß der Trockenheit sehen, die uns der Klimawandel immer häufiger beschwert. Wie sehr ein schöner Landregen fehlt, zeigt allerdings auch der Blick in Halterner Gärten und auf städtische Grünflächen. Wo sattes Grün vorherrschen sollte, feiert die Farbe braun ihre Sommerparty.

Nur Wasser kann hier Abhilfe schaffen und das ist gerade Luxus. Oder etwa nicht? Gärtnermeister Mirko Noch aus Haltern, der als Ein-Mann-Betrieb Aufträge für Kunden ausführt, spricht hier von einem größeren „gesellschaftlichen Druck“, der auch durch die Berichterstattung in den Medien und eine verzerrte Darstellung hervorgerufen worden sei.

„Das Wasser kehrt in den Kreislauf zurück“

Für ihn ist die Sache klar: „Das Wasser ist ja nicht verschwendet. Es kehrt in den Kreislauf zurück.“ Viele Gartenbesitzer seien gerade verunsichert und fürchteten, als Umweltfrevler zu gelten, wenn sie ihren Garten wässern. Seinen Kunden erkläre er in einem solchen Fall: „Wenn Sie im nächsten Jahr noch einen Garten haben wollen, müssen Sie ihn jetzt mit Wasser versorgen.“

In diesem Jahr habe er schon manche traurige Szene in einem Garten erlebt, in dem zu viel am Wasserverbrauch gespart wurde. Insgesamt, sagt Mirko Noch, habe er in den letzten Jahren immer wieder Notwässerungen machen müssen.

Wer nur wenig Platz im Garten hat, muss nicht auf einen Hausbaum verzichten: Viele Bäume wie die Kugel-Robinie bleiben klein und haben eine kompakte Krone.

Wer nur wenig Platz im Garten hat, muss nicht auf einen Hausbaum verzichten: Viele Bäume wie die Kugel-Robinie bleiben klein und haben eine kompakte Krone. © picture alliance / dpa-tmn

Allerdings, das ist dem Gärtner ganz wichtig, komme es darauf an, dass wir nicht leichtfertig mit der Ressource Wasser umgehen und diese dann tatsächlich verschwenden. Als problematisch sieht Mirko Noch beispielsweise die Unterhaltung von großen Pools oder auch von Golfplätzen an. „Ich kann mich auch fragen, ob ich mein Auto jede Woche waschen muss oder ich kürzere Duschzeiten einhalten kann“, führt er aus.

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Außerdem ist der Fachmann kein Freund von Rasensprengern oder automatischen Bewässerungssystemen. Besser sei es, das Grün eigenhändig zu versorgen. So entfernt Mirko Noch gerne den vorderen Aufsatz am Gartenschlauch (die Tülle) und sorgt mit einem Finger für die Unterbrechung beziehungsweise Verteilung des Wassers. Dann werden die Wurzeln von Pflanzen oder das Laub gezielt benässt. Pralle Sonne sollte man dabei vermeiden, also am besten in den Morgen- oder Abendstunden agieren.

Bäume sorgen für die notwendige Beschattung

Darüber hinaus könne auch durch die Gartengestaltung erreicht werden, dass der grüne Flecken besser mit langanhaltender Trockenheit und intensiver Sonneneinstrahlung zurechtkommt. „Die Leute legen ihren Garten relativ kahl an und klagen dann darüber, dass der Rasen nichts wird“, berichtet Mirko Noch. Er rät in seinem solchen Fall dazu, zwei Bäume zu pflanzen, die für Schatten sorgen. „Dann klappt das auch mit dem Rasen wieder.“

Überhaupt haben Bäume mit ihren vielen tollen Eigenschaften (beispielsweise Sauerstoffproduktion und Kühlung) eine besondere Bedeutung. Das gilt insbesondere für das Ökosystem Stadt und Garten. „Leider haben wir in Haltern in den vergangenen Jahren viele Bäume verloren“, sagt Mirko Noch dazu. Sie sorgten für ein angenehmes Klima. „Jeder sitzt gern unter einem Baum“ erinnert der Gärtner. Allerdings machten Bäume mit ihrem Laub oder ihren Früchten auch Arbeit und die wollten nun einmal nicht alle Bürger auf sich nehmen.

Spalierobst liegt im Trend, denn es benötigt wenig Platz und ermöglicht trotzdem die eigene Ernte im Garten.

Spalierobst liegt im Trend, denn es benötigt wenig Platz und ermöglicht trotzdem die eigene Ernte im Garten. © picture alliance / dpa-tmn

Früher habe auch häufiger das Argument gezogen, ein Baum sorge für zu viel Verschattung, um diesen zu entfernen. Heute werde diese Eigenschaft wieder anders geschätzt. Ein Hausbaum müsse aber auch genügend Platz haben, warnt Mirko Noch davor, Pflanzungen allzu unbedarft vorzunehmen. „Sonst müssen sie nach zwei Jahren schon anfangen zu schneiden und das macht keinen Sinn“, erläutert er.

Für jeden Garten gibt es den richtigen Baum

Trotzdem stehe auch für kleine Gärten eine größere Auswahl an geeigneten Baumarten zur Verfügung. Es gebe beispielsweise auch kleinere Varianten als Buschbaum, Halbstamm oder Spalierbaum. Der Trend gehe momentan in die Richtung, sich Obstbäume (auch als Spalierobst) in den Garten zu setzen. Apfelmus aus eigenem Anbau habe schließlich eine ganz andere Qualität als Massenware aus dem Supermarkt. In Zukunft seien wohl auch die Geldbeutel nicht mehr so prall gefüllt, sodass Früchte aus dem eigenen Garten wieder neu geschätzt werden könnten, meint Mirko Noch.

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Er warnt bei der Gartengestaltung davor, leichtfertig auf Gewächse aus dem Ausland zu vertrauen, die als hitzeresistent beworben werden. „Da muss man aufpassen“, betont er und berichtet von der amerikanischen Goldraute, die ihren Weg in die heimischen Gärten gefunden hat. Wer sie gewählt hat, stellt schnell fest, dass sich die Pflanze explosionsartig ausbreitet.

Das sei mittlerweile sogar in den Wäldern der Fall, so Mirko Noch. Die Goldraute habe ihre Reise wohl über Gartenabfälle, die im Wald entsorgt wurden, an diesen neuen Standort angetreten und bereite den Forstverwaltungen jetzt arge Probleme.

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Keine Zukunft in unseren Gärten sagt der Halterner Fachmann den Koniferen voraus, die als immergrüne Gewächse über viele Jahre so beliebt waren. „Ihre Zeit ist vorbei, denn sie haben keine tiefen Wurzeln“, teilt Mirko Noch mit. Längere Trockenperioden können die Koniferen so nur schlecht überstehen.