Um 20.19 Uhr ging am Donnerstagabend (20. Juli) der Alarm bei der Feuerwehr ein. Ein Lavesumer hatte von seinem Balkon aus gesehen, dass dicker Qualm aus dem Dachgeschoss eines Nachbarhauses an der Talstraße stieg. „Wir saßen gemütlich im Dorfimbiss, haben zwar Martinshorn gehört, uns aber dabei nichts gedacht“, sagt Ralf Gartmann.
Bis er und seine Frau Karin einen Anruf erhielten. Es war ihr Haus an der Talstraße, das brannte.
„Der Schreck sitzt uns noch immer in den Gliedern“, sagt Karin Gartmann am nächsten Tag. Das Ehepaar ist gekommen, um den Wagen zu holen und von außen den Schaden zu besichtigen. Ins Haus dürfen sie nicht. Es ist versiegelt und unbewohnbar.
„Ich kann meine Gedanken noch gar nicht ordnen“, Karin Gartmann (55) stehen die Tränen in den Augen. Die Nacht haben sie bei ihrer Tochter in Dülmen verbracht. „Aber an Schlaf war nicht wirklich zu denken“, sagt Ralf Gartmann (63).
Die Ursache des Brandes klärten die Brandermittler der Kripo Recklinghausen am Nachmittag. Ein technischer Defekt löste die Katastrophe aus. Entstanden ist das Feuer unter einer Wendeltreppe im Wohnzimmer, die Flammen sind bis ins Dach geschossen. Der Qualm hat sich im ganzen Haus verteilt.
Die hauptamtliche Feuerwehr Haltern und die Löscheinheit Lavesum waren bis kurz vor Mitternacht vor Ort. Zwei Fenster zerbarsten durch die Hitzeentwicklung, aber sonst ist von außen nicht viel zu sehen. Innen aber ist alles schwarz und kontaminiert.

Während des Einsatzes stellten die Kräfte Strom- und Gaszufuhr ab, öffneten für Nachlöscharbeiten Zwischendecken und Seitenwände, um Brandherde unschädlich zu machen.
„Die Feuerwehr hat mir später erlaubt, wenigstens die nötigsten Papiere und Ausweise zu holen“, berichtet Ralf Gartmann, aber ansonsten hat das Ehepaar gerade nichts mehr. Vom Sofa steht nur noch das Gerippe, wie der Lavesumer kurz wahrnahm, Fotoalben und Bücher sind verbrannt. „Die Feuerwehrkameraden waren unglaublich nett und hilfsbereit“, ist Karin Gartmann sehr dankbar. Jedes Hilfsangebot war ein Trost und „wirklich überwältigend“.
Wertvolle Dorfgemeinschaft
„In der Not merkt man, wie gut eine Dorfgemeinschaft funktioniert und wie viel sie wert ist“, fügt Ralf Gartmann hinzu. Mehrere Nachbarn boten an, das Ehepaar in den nächsten Monaten aufzunehmen. Für diesen Beistand sind beide sehr, sehr dankbar.
„Wir wollen auf jeden Fall zurück in unser Haus“, betont der 63-Jährige. Ob das tatsächlich möglich sein wird, müssen Gutachter beurteilen. Polizeisprecher Andreas Lesch bedauert sagen zu müssen, dass der Brand einen Totalschaden angerichtet hat. Grob beziffert er die Höhe mit 250.000 Euro. Ralf Gartmann wohnt hier seit 1986.

Die Feuerwehrwagen der Einheit Lavesum standen gegen 10 Uhr am Freitagmorgen schon wieder einsatzbereit im Gerätehaus. Die kontaminierte Einsatzkleidung hatten Kameraden zur Reinigung nach Haltern gebracht, auch die Schläuche werden in der Hauptwache an der Koeppstraße gewaschen. Neue Kleidung und Schläuche nahmen die Lavesumer direkt wieder mit retour.
„Einsatz war nicht alltäglich“
Für die Löscheinheit war es einer der größten Einsätzes des Jahres in Lavesum. „Ein Brand in dieser Ausdehnung ist nicht alltäglich“, kommentierte Einheitsführer Berthold Thüner das Geschehen. Er sei außerordentlich zufrieden mit der Arbeit seiner Kameraden, sie hätten alle in der schwierigen Lage einen tollen Job gemacht. Unterstützt wurde die Lavesumer Wehr von den Kräften der Hauptwache sowie von den Löscheinheiten Sythen und Haltern-Mitte.
Der Einsatz war nicht ungefährlich, das Betreten des Hauses jetzt ist es auch nicht. Denn Ruß und die freigewordenen Gifte und Schadstoffe sind sehr gesundheitsschädlich, wie Berthold Thüner betont.
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