Schwierigkeiten mit Langzeitkonto bei Evonik „Mir fehlen 28.000 Euro“

Probleme mit Langzeitkonto bei Evonik: „Mir fehlen 28.000 Euro“
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Das jüngste Update des Evonik Konzerns an die Mitarbeiter mit Langzeitkonto hat für einige Unruhe bei den Betroffenen gesorgt. „Die Zinsen sind weggeschmolzen. Mir fehlen 28.000 Euro auf dem Konto“, erklärte beispielsweise einer von ihnen besorgt, der sich bereits in der Ruhephase des Altersteilzeitmodells befindet.

Ein anderer, der demnächst in diese Phase eintritt, fragte sich, ob er länger als geplant arbeiten muss, damit das Geld für die Zeit bis zum Renteneintritt reicht.

Wie Banken und Sparkassen ist das Unternehmen von der Zinsentwicklung auf dem Kapitalmarkt getroffen worden. Das sorgte nun für große Verunsicherung bei den Mitarbeitenden, die das Modell Langzeitkonto in Anspruch nehmen.

Um eine Stellungnahme zu den Problemen gebeten, teilte der Konzern mit, dass „nie das Risiko eines Totalverlusts“ bestehe. Die Beiträge der Arbeitnehmenden und des Unternehmens seien garantiert. Allerdings bestätigte Evonik Verluste bei Zinserträgen.

Anlage an den Kapitalmärkten

„Die Gelder werden an den Kapitalmärkten angelegt. Dadurch haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, über die garantierten Beiträge hinaus Gewinne zu erzielen“, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Die Anlage des Vermögens in bestimmte Anlageformen sei gesetzlich vorgeschrieben.

„Diese Vorgaben zwingen den Treuhänder dazu, den Großteil der Anlagen in klassischen Rentenpapieren anzulegen“, so Evonik. Im vergangenen Jahr seien die Zinsgewinne aus den Vorjahren aufgrund der außerordentlichen Situation an den Kapitalmärkten geschrumpft.

Evonik-Standort in Marl aus der Luft
Am Evonik-Standort in Marl sind Mitarbeitende aus der gesamten Region beschäftigt. © www.blossey.eu

Im Jahr 2022 habe die Rendite -8 Prozent betragen. Man habe damit aber immerhin eine bessere Rendite erwirtschaften können als mit deutschen Aktien (Dax -12,3 Prozent) oder europäischen Rentenpapieren (-18.4 Prozent).

Laut Evonik haben 11.400 Mitarbeitende und damit mehr als 50 Prozent der Beschäftigten in Deutschland ein Langzeitkonto abgeschlossen. Zum aktuellen Zeitpunkt befänden sich rund 800 Mitarbeitende in der passiven Phase des Modells und scheiden so früher aus dem aktiven Arbeitsleben aus.

Für die Beschäftigten, die weiterhin ihr Langzeitkonto führen, könne der Renditeverlust aus 2022 in den kommenden Jahren wahrscheinlich aufgeholt werden, kündigt Evonik an. Auch diejenigen, die zeitnah in die Freistellung gehen, könnten noch auf eine Verbesserung der Rendite hoffen. Es werde nur das Geld ausgezahlt, das für den Monat erforderlich ist. Der Rest werde weiterhin angelegt, sodass sich die Gesamtverzinsung verbessern könne.

Die Erfahrungen in der Vergangenheit (beispielsweise bei der Finanzkrise 2008) hätten gezeigt, dass negative Kontobewegungen ausgeglichen werden könnten.

Das Langzeitkonto wurde 2007 bei Evonik eingeführt. Mitarbeitende bringen Entgelt oder Zeit in das Konto ein. Der Konzern beteiligt sich mit zusätzlichen Zahlungen. Die jeweiligen eingebrachten Beträge sind zum Zeitpunkt der Freistellung garantiert. Während der Freistellungsphase werden die Mitarbeitenden weiter bezahlt, bis sie in den Ruhestand gehen.

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