
Susanne Ploner ist die Sprecherin der Halterner Grundschulen. Als Schulleiterin der Marienschule wird sie die neuen Erstklässler in der Schulgemeinschaft willkommen heißen. © Elke Rüdiger (A)
Defizite bei Halterns Schulanfängern? „Wir haben hier echte Corona-Profis“
Marienschule
Bald beginnt die Einschulung der Erstklässler. Die sozialen Fertigkeiten der Schulanfänger im Vorjahr wiesen Defizite auf, sagt Schulleiterin Susanne Ploner. Doch die Lage hat sich verändert.
In der zweiten Augustwoche wird die Schultüte gezückt: Zwei Klassen mit insgesamt 55 Schulanfängern werden Teil der Marienschule in Haltern-Mitte. Die Erstklässler nehmen an einer Einschulungsveranstaltung teil, die erstmals seit Beginn der Pandemie wieder in der Aula der Grundschule stattfinden wird. Und auch in anderen Bereichen des Schullebens erwartet Schulleiterin Susanne Ploner mehr Normalität.
„Letztes Jahr waren wir sehr gebeutelt“, sagt die Leiterin der Marienschule und Sprecherin der Halterner Grundschulen. Zur Hochzeit der Pandemie war Distanzunterricht angesagt. Kindergartenkinder mussten vor ihrer Einschulung zu Hause bleiben, sie wurden die Erstklässler des Jahrgangs 2021. „Wir haben dabei gemerkt, dass es an sozialen Kompetenzen und Fähigkeiten für manuelle Tätigkeiten fehlt, zum Beispiel an der Stift- und Scherenhaltung – oder wie man Spiele spielt.“
Keine Mimik durch Maskenpflicht
Die Defizite drückten sich beispielsweise im Regelverhalten bei Spielen aus, im „verlieren können“ und in der Kommunikation mit Erwachsenen und Gleichaltrigen. „Kinder erziehen sich im Kindergarten oft selbst durch das Spiel“, sagt Ploner. „Auch die Maskenpflicht ist bei den Kindern befremdlich angekommen.“ Erst nachdem sie aufgehoben wurde, sei es Lehrkräften und Kindern wieder möglich, die Mimik ihres Gegenübers deuten zu können sowie über Empathie und Wahrnehmung zu lernen.
Heute gibt es keine Maskenpflicht mehr, allerdings tragen rund ein Drittel der Kinder pro Klasse weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz, der von der Schulleitung und dem Ministerium empfohlen werde. Nach einem Jahr lautet das Fazit der Marienschulen-Leitung: „Die Defizite im Zwischenmenschlichen sind nicht vollkommen weg, aber es hat sich schon verändert.“
Die kommenden Schulanfänger des aktuellen Jahrgangs sind der Marienschule bereits bekannt. Durch das Programm der „Regenbogenkids“ gingen sie noch als Kindergartenkinder regelmäßig in die Schule, um in verschiedenen Schwerpunkten lernen zu können. Susanne Ploner: „Jetzt ist es schon besser. Wir haben gemerkt, dass sich die Situation normalisiert hat. Aber das sind natürlich nur Momentaufnahmen.“ Jede angehende Schülerin und jeder angehende Schüler sind einer sozialpädagogischen Fachkraft bekannt, welche die Unterrichtsstunden der ersten Klassen begleiten wird. „Wer ihr in den Bereichen Motorik oder Wahrnehmung auffällt, wird gefördert.“
Anpassung des Lehrplans ist „nicht notwendig“
Der Lehrplan, der durch das Schulministerium vorgegeben wird, hat sich nicht verändert. „Ich finde, eine Anpassung ist nicht notwendig“, sagt die Schulleiterin. Sollte Bedarf für eine Förderung bestehen, spreche die Schule die Eltern der Kinder gezielt an. Mögliche Förderprogramme bestehen aus „Leistungen für Bildung und Teilhabe“ (BuT), Bildungsgutscheinen für das „Aufholen nach Corona“ oder der Sommerschule.

Bald verbringen die Schülerinnen und Schüler der Marienschule ihre Pausen auf dem hinteren Schulhof. © Benjamin Kübart
Am 11. August beginnt die Einschulungsveranstaltung anders als in den letzten zwei Jahren: Die Messe in der Sixtus-Kirche muss nicht entfallen und auch alle anderen Marienschüler – nicht nur die Erstklässler – werden anwesend sein. Die Eltern der Schulanfänger werden darum gebeten, ihre Hände zu desinfizieren und eine Maske zu tragen. Eine Pflicht kann die Schule auch hier nicht aussprechen. „Wir haben gute Erfahrungen mit den Halterner Eltern gemacht. Sie sind einsichtig und vorsichtig.“
Auch die Planung des Schulfests und der Projektwoche sollen so ablaufen, als würde es keine Pandemie geben. Sollten sich die Vorschriften aufgrund der allgemeinen Lage ändern, müssten die Pläne angepasst werden oder Veranstaltungen ausfallen, erklärt Susanne Ploner. Doch: „Wir müssen den Herbst abwarten und sind vorsichtig.“ Regelmäßige Desinfektion oder das Händewaschen sind die Kinder beispielsweise gewohnt. „Wir haben hier echte Corona-Profis. Sie sind damit gewachsen. Es gehört dazu und ist Teil ihres Lebens.“
Geboren im Ruhrgebiet, kann auch die B-Seiten auf „4630 Bochum“ mitsingen. Hört viel Indie-Rock. Hat das Physikstudium an der Ruhr-Uni durchgespielt und wurde Journalist. Liebt tiefe Recherchen, Statistiken und „The Big Lebowski“. Sieht lokale Geschichten im großen Kontext und erzählt sie in Schrift, vor dem Mikro und der Kamera.
