Erste Fotos vom mehrgeschossigen Massivholzhaus Halterns
Richtfest am Alisowall
Ein mehrgeschossiges Haus aus Holz gab es bislang nirgendwo in Nordrhein-Westfalen. In Haltern wird das erste gebaut, jetzt war Richtfest. Nicht nur Architekt Carsten Krafft ist begeistert.
Der Rohbau am Alisowall 14 zieht viele Blicke auf sich. Es besteht aus massivem Fichtenholz - geschlagen in Österreich, bearbeitet und zugeschnitten in Adelsried, zusammengebaut von einer Münsteraner Firma in Haltern. Am Freitag feierten die Bauherren und Bauträger Krafft & Berse GmbH mit zahlreichen Gästen, die das Projekt mit Applaus bedachten, Richtfest auf der Baustelle. „Es ist ein spannendes Projekt“, schwärmt Carsten Krafft.
FOTOSTRECKE
Bildergalerie
Bilder aus dem Innern des vierstöckigen Massivholzhauses
Ein mehrgeschossiges Haus aus massivem Holz ist nicht nur in Haltern einmalig, sondern sucht auch in ganz Nordrhein-Westfalen seinesgleichen. Wir haben uns vor dem Richtfest im Innern umgeschaut.
Er kann sich nicht sattsehen. Beim Blick aus dem Dachfenster liegt ihm nicht nur die Innenstadt „zu Füßen“. Carsten Krafft sieht am Horizont den Kamm der Haard. Ein Gesamteindruck, den ein Landschaftsmaler nicht schöner inszenieren könnte.
121 Tonnen Holz verbaut
Vor vier Jahren sind von den ersten Überlegungen bis zum Spatenstich ins Land gegangen. Und dann ging alles relativ schnell. Als erstes wurden für das viergeschossige Haus, das auf dem alten Halterner Stadtgraben steht, 200 laufende Meter Betonstele als Fundament im Boden versenkt. Als dieses Sockelgeschoss aus Stein und Beton stand, wuchsen die vier Etagen, allesamt aus Holz, in die Höhe. „Wir haben 121 Tonnen Holz verbaut“, gibt Carsten Krafft einen Eindruck von neuen Dimensionen.
Mehrgeschossiges Massivholzhaus
Erst neue Bauordnung erlaubt großes Wünsche
Mit dem Landtagsbeschluss zur neuen Bauordnung am 12. Juli 2018 wurde eine Bauordnung auf den Weg gebracht, die ein Meilenstein für das Bauen mit Holz in NRW bedeutet. Das Baurecht in NRW ist damit in Bezug auf die Holzbauweise von einem der rückständigsten zu einem der zukunftsfähigsten geworden. Der baurechtliche Rahmen ist so gestaltet, dass nicht mehr nur Einfamilienhäuser aus Massivholz gebaut werden dürfen, sondern auch mehrgeschossige Holzbauten. In anderen Ländern wie Österreich wird lange schon vorgemacht, wie gut das funktionieren kann. In Wien zum Beispiel wird gerade ein Massivholzhaus mit 24 Stockwerken gebaut.
Die Geschwindigkeit, mit der das geschah, faszinierte ihn: „Ein Rohbau aus Stein nimmt mindestens drei Monate in Anspruch, hier waren alle Holzelemente inklusive Dach in zehn Tagen verbaut.“ Das Holz ist an den entsprechenden Stellen eingefräst und vorgeschlitzt, sodass Handwerker wie Installateure und Elektriker ebenfalls viel schneller als bei herkömmlicher Bauweise arbeiten können.
Ein angenehmes Wohnklima
Das Holz wird abschließend von außen verklinkert und erhält somit eine Wetterschutzhülle, innen werden Feuerschutzplatten angebracht. „Die Holzkonstruktion sieht man am Ende nicht mehr“, erklärt Carsten Krafft. Aber man spüre sehr wohl das angenehme Wohnklima, das durch Holz entstehe: „Ein Holzhaus ist atmungsaktiver, nimmt Feuchtigkeit besser auf und gibt sie schnell wieder ab, der Herzschlag wird ruhiger, es bietet guten Wärme- und Schallschutz und ökologisch wertvoll ist es sowieso.“
Die Wohnungen haben eine Größe von 110 bis 130 Quadratmetern. Im Erdgeschoss befinden sich die Stellplätze, darüber das Büro der Bürogemeinschaft Carsten Krafft & Bernd und Maike Berse sowie Wohnungen mit 15 Quadratmeter großen Balkonen in Südwest-Ausrichtung und einem unverbaubaren Blick. „Das ist ein spannendes Projekt, weil es in dieser Größenordnung noch nirgendwo in Nordrhein-Westfalen zu finden ist. Aber sicherlich bald: Die Baustelle hat so beeindruckt, dass Aufträge nicht lange auf sich warten ließen.